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Das Erbe von Glen Crannach

Das Erbe von Glen Crannach

Titel: Das Erbe von Glen Crannach
Autoren: Stephanie Howard
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besonderen Umstände werde ich darauf verzichten. Maggies Motive waren wenigstens ehrlich. Allerdings habe ich sie ausdrücklich verwarnt, dass sie nicht noch einmal so leicht davonkommen wird, wenn sie es wieder tun sollte. Das wär’s”, schloss er. “Es sei denn, du hast mir etwas zu sagen.”
    Camilla erriet, was er meinte. “Nein, das habe ich nicht”, erwiderte sie ausdruckslos. Glaubte er etwa, sie habe sich sein beleidigendes Angebot überlegt und sei nun doch bereit, seine Geliebte zu werden?
    “Ich verstehe.” Ohne ein weiteres Wort beendete er das Gespräch.
    Am folgenden Tag nahm sie die Arbeit in und um Schloss Crannach wieder auf. Wenn Camilla den Raum betreten musste, in dem die keltische Sammlung aufbewahrt wurde, begleitete der alte Lord sie. Offenbar ging Greg ihr aus dem Weg, und das war vermutlich das Ritterlichste, was er tun konnte. Dennoch spürte sie seine Gegenwart wie einen dunklen Schatten.
    Wenn Camilla mit Eric zusammen war, konnte sie das Gefühl verdrängen, war sie aber allein, gab es kein Entrinnen. In ihren Kummer mischten sich Schuldgefühle. Dass sie mit Greg geschlafen hatte, musste vor Eric ein Geheimnis bleiben, und der Gedanke, ihn zu täuschen, verursachte ihr Gewissensbisse. Obwohl Eric sie nie so tief anrühren konnte wie Greg, dieser ungezähmte Hochländer, würde sie alles tun, ihm Glück zu schenken. Das würde ihre Lebensaufgabe … und ihre Sühne sein.
    “Ich wäre zwar lieber schon heute heimgeflogen”, sagte Eric zu Camilla. Sie waren auf dem Rückweg von einem Ausflug an die Küste, und Eric saß am Steuer. “Aber da du unbedingt an der Geburtstagsfeier des alten Lords teilnehmen willst …” Er verstummte und zuckte die Schultern.
    “Wir müssen einfach daran teilnehmen. Ich mag den alten Herrn und möchte nicht, dass er mich für unhöflich hält.”
    “Natürlich.” Eric nickte. “Er ist im Grunde recht nett, wenn auch ein wenig exzentrisch.”
    Camilla sah lächelnd zu ihm hinüber. Für Eric waren alle Menschen, die nicht den strengen Maßstäben der Londoner City entsprachen, “exzentrisch”. Liebevoll griff sie nach seiner Hand, doch er schüttelte ihre ab, um den Wagen um eine besonders enge Kurve zu lenken.
    “Diese mittelalterlichen Landstraßen sind bestenfalls für ein Eselsgespann geeignet”, brummte er. “Je eher wir zum Piccadilly und zur Oxford Street zurückkehren, desto glücklicher werde ich sein. Auf den schmalen Wegen hier gibt es zu viele Überraschungen für meinen Geschmack.”
    Wie recht Eric hatte, zeigte sich Sekunden später, als die Weiterfahrt hinter der Kurve plötzlich durch eine Schafherde blockiert war. Er trat fluchend auf die Bremse. Camilla, die ahnte, was er tun würde, hielt seine Hand fest, ehe er auf die Hupe drücken konnte.
    “Ja nicht hupen”, warnte sie. “Sonst erschreckst du die Tiere.”
    “Wie zum Teufel soll ich sie denn sonst dazu bringen, zur Seite zu gehen?”
    “Es ist bestimmt jemand bei ihnen.” Sie schaute sich suchend um, als rechnete sie damit, Greg McKeown aus dem Wald kommen zu sehen.
    Bei dieser Vorstellung verspürte sie einen Stich, und Tränen traten ihr in die Augen. Sie blinzelte sie ungeduldig weg. Wenn sie Greg vergessen wollte, musste sie sich mehr Mühe geben.
    “Nur eine Minute, gleich ist der Weg wieder frei!” Ein rotwangiger junger Mann mit einem Schäferstab und einem schwarz-weiß gefleckten Collie an der Seite tauchte plötzlich auf. Er lächelte Camilla und Eric fröhlich zu und pfiff. Sofort begann der Hund, die Herde von der Straße zu treiben.
    Kaum war der Weg frei, fuhr Eric mit quietschenden Reifen los.
    “Schafe auf der Straße sollten verboten werden”, schimpfte er.
    Ohne nachzudenken, ergriff Camilla die Partei des Schäfers. “Wir sind hier doch nicht in Knightsbridge. In diesem Teil der Welt haben Tiere das gleiche Recht, die Straße zu benützen, wie Menschen in ihren Autos …” Sie stockte, als ihr klar wurde, dass sie Greg beinahe wörtlich zitierte. Angst ergriff sie. Sogar ihr erstes Gespräch – genauer gesagt, ihr erster Streit – hatte sich in ihr Gedächtnis eingegraben! Würde sie denn nie wieder frei sein?
    Impulsiv lehnte sie sich zu Eric hinüber und küsste ihn auf die Schläfe.
    “Keine Sorge”, sagte sie und strich ihm übers Knie. “Morgen werden wir wieder in London sein, wo uns ganz bestimmt keine Schafe in die Quere kommen.” Und die Erinnerung an Greg McKeown mich nicht mehr auf Schritt und Tritt verfolgt, fügte sie
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