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Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende des Himmels: Roman (German Edition)
Autoren: Peadar O´Guilín
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immer besser verstehen, aber heute schienen ihre Worte überhaupt keinen Sinn zu ergeben, obwohl er den Sprecher dabeihatte.
    Drinnen spürte er die kühle Luft auf seiner verschwitzten Haut. Er folgte dem Lachen der Kinder, weil Steingesicht denselben Weg genommen haben musste. Im zweiten Stock des Hauptquartiers lauerten sich künftige Jäger gegenseitig auf, zwischen den Steinsäulen und hinter Haufen aus verrostetem Metallschrott, der zweifellos schon seit Generationen hier herumlag, bevor der neue Stamm aus dem Dach verbannt worden war. Zwischen den Menschen spielte ein Junges der Vierbeiner. Die Kinder hatten das Wesen entgegen Stolperzunges Wunsch adoptiert. Er konnte die Laute ihrer Sprache nicht nachbilden und hatte große Schwierigkeiten, sich bei den Erwachsenen verständlich zu machen. Doch wegen dieses kleinen Wesens und weil es sich als passender Spielgefährte erwiesen hatte, war Stolperzunge zu der Entscheidung gelangt, ein Bündnis mit diesem Volk anzustreben und nicht mit den menschenähnlicheren Skeletten.
    Er näherte sich Steingesicht, der an einer Wand hockte, um seine Schüler zu beobachten. Der junge Häuptling rechnete damit, dass sein Kamerad ihn anknurrte, aber Steingesicht war normalerweise nicht nachtragend.
    »Was du getan hast, war ziemlich dumm, ja?«
    Stolperzunge nickte.
    Steingesicht deutete auf die Kinder. Eins wehrte drei andere Kinder mit einem Ast ab, während der kleine Vierbeiner versuchte, hinter sie zu gelangen.
    »Wir können hier nicht ohne Opfer überleben, Junge, und diese Leute wissen nichts von solchen Dingen.«
    »Steingesicht, du bist der Einzige, der mir noch geblieben ist. Ich konnte nicht zulassen, dass sie dich mitnehmen.«
    Der große Mann seufzte und wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum, als würde er Insekten verscheuchen. »Es war mein Kampf, Junge. Ein Mann sollte angreifen, ja? Alles, was sich ihm in den Weg stellt.« Er zeigte mit dem Daumen auf Stolperzunge. »Du zum Beispiel musst dir eine andere Frau nehmen.«
    Stolperzunge sprang auf. »Was?«
    Steingesicht wollte ebenfalls aufstehen, verzog jedoch das Gesicht und ließ sich langsam wieder zu Boden sinken. Dann seufzte er. »Ohne Indrani bist du so viel wert wie ein aufgerissenes Fell. Du bist völlig schlapp. Du lässt die Steine in deiner Schleuder im falschen Augenblick los. Du lässt dich umwerfen …«
    »Sie wird zurückkommen, Steingesicht.«
    »Oh ja, sie ist eine Kämpferin. In diesem Punkt gebe ich dir recht. Ich sehe sie da oben, wie sie all den bärtigen Verrückten in die Fresse haut.« Er lachte. »Ein guter Witz. Aber sie ist jetzt zu Hause. Sie hat genug Essen in der Schüssel, und wer weiß, was sie sonst noch hat? Entweder kommt sie zurück, oder sie kommt nicht zurück. Aber du … Diese Leute hier brauchen jemanden, dessen Blick nicht ständig zum Dach wandert, um nach ihr Ausschau zu halten. Sie brauchen dich als ganzen Mann, nicht als kleinen Jungen, der sich hinter den Beinen seiner Mami versteckt.«
    »Ich bin beim Stamm geblieben! Als Indrani fortging, bin ich geblieben!«
    Steingesicht schüttelte den Kopf. »Nimm dir eine andere Frau, und Indrani wird ganz schnell wieder zurückkommen. Mach ein paar Kinder. Das brauchst du jetzt. Einen eigenen Jungen, und ich schwöre dir bei den Vorfahren, dass du jeden anderen opfern wirst – mich, Indrani, wen auch immer –, damit er zu essen hat.«
    Stolperzunge versuchte sich vorzustellen, eine andere Frau zu haben. Oder vielleicht sogar mehr als eine. Es gab Frauen, die ihn verlegen machten, indem sie sich in einer engen Gasse zu nahe an ihm vorbeischoben, oder die ihm folgten, wenn er auf das Dach des Hauptquartiers stieg, um über die Straßen zu blicken und allein zu sein. Warum taten sie so etwas, nachdem die Mädchen zu Hause in Menschen-Wege ihm fast ins Gesicht gelacht hatten?
    Letztlich spielte das alles gar keine Rolle. Immer wenn er sich ein Leben mit einer dieser Frauen vorstellte, sah er vor seinem geistigen Auge, wie Indrani zurückkehrte. Manchmal lachte er sogar und stellte sich vor, wie sie solch eine bedauernswerte Frau mit ihren furchteinflößenden Fußtritten verjagte.
    »Es geht nicht um mich«, sagte er. »Hast du schon die Wühler vergessen?« Stolperzunge erschauderte jedes Mal, wenn er an diese Bestien dachte.
    »Pah!« Der größere Mann deutete in Richtung der Hügel. »Die Monster. Wir haben sie auf der anderen Seite zurückgelassen, ja? Sie können sich nicht durch so viel Fels graben.«
    Doch
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