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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Yasmine Galenorn
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war, dass man diese wilden Bestien bestimmt nicht durch Geträller bezaubern konnte. Doch die Melodie, die aus dem Instrument drang, war pulsierend und lasziv, und mein Puls beschleunigte sich. Und dann begriff ich, dass sie uns alle in einen Bann zog – einen Kampfbann.
    Doch dann blieb keine Zeit mehr zum Staunen, denn einer der Schattenjäger erschien direkt vor mir. Ich holte aus und stach mit dem Obsidian-Messer zu. Ich glaubte zu spüren, dass die Waffe meinen Mangel an Zielgenauigkeit ausglich, und mir gelang ein sauberer Stich in den Arm meines Gegners. Er kreischte, aber anders als jeder Schrei, den ich gehört hatte, wenn ich mit meinem Springmesser zugestoßen hatte, und eine Fontäne Blut sprudelte im hohen Bogen aus der Wunde und prasselte auf den Boden.
    Das Messer verursachte schlimmere Wunden als normale Waffen. Ich blickte auf die Klinge und spürte wieder die mächtige Euphorie, als der Schmerz des Schattenjägers mich durchfuhr. Ich warf den Kopf zurück und lachte, und ich erkannte kaum meine Stimme in dem scheußlichen Jubelschrei, der durch die Küche schallte.
    Der Schattenjäger begegnete meinem Blick, und ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf stieg. Ich hielt die Macht über Leben und Tod in meiner Hand, die Macht der Finsternis in Gestalt einer sanft schimmernden schwarzen Klinge, die Herzen herausschneiden und Rippen spalten konnte. Ein weiterer Stoß, und sein Arm hing nur noch an einzelnen Fasern an seinem Körper. Mit Schaum vorm Mund ging er zu Boden und bebte und krampfte, während das Blut aus ihm heraussprudelte, bis er nicht mehr genug Kraft hatte und reglos in sich zusammenfiel.
    Ich wirbelte zu dem Schattenjäger herum, der mit Kaylin rang. Er sah, dass ich ausholte, stieß einen Schrei aus und stob auf die Tür zu.
    Mit einem Satz sprang ich über den sterbenden Feenmann und nahm die Verfolgung auf.
    »Cicely.«
    »Wohin willst du?«
    Die Stimmen erklangen schwach hinter mir, waren nicht mehr als mäßig störende Ärgernisse. Mein Feind war noch in Reichweite, und nichts würde mich aufhalten. Ich rang nach Atem, als die eiskalte Luft draußen mich traf wie ein Hammerschlag, aber ich rannte weiter, den Feind, der vor mir dahinjagte, fest im Blick. Er würde mir nicht entkommen – niemand konnte Mysts Tochter entkommen, wenn sie ihr Ziel ausgemacht hatte.
    Cicely, kannst du mich hören? Cicely, langsamer. Warte auf die anderen.
    Aber ich wollte nicht hören. Ulean heulte neben mir, als ich in rasender Geschwindigkeit durch den Garten und direkt auf den Wald zurannte. Die Klinge jubilierte und wollte Blut, und ich würde ihr geben, wonach es sie gelüstete. Sie hatte Durst, und das hatte ich auch.
    Und dann sah ich ihn auf mich zukommen, ein großes Exemplar aus Mysts Gefolge, zweifellos aus ihrer Leibgarde. Ich gab meinem Instinkt die Zügel frei, und mein Körper übernahm, als ich mich kopfüber auf ihn stürzte und mich Nase an Nase mit ihm wiederfand. Ich zog ihm das Messer über die Brust, bevor er eine Bewegung machen konnte, und er kreischte.
    Lachend hob ich die andere Hand mit dem Eisenstab und lehnte mich zurück. Mein Messer war hungrig, und der Spieß würde ihm viel, viel Blut verschaffen. Der Feenmann versuchte mich loszuwerden, zu kämpfen, doch ich rammte ihm die Spitze in die Brust, und Blut ergoss sich in den Schnee und erblühte dort als karmesinrote Rose.
    Er ging zu Boden, und ich kam mit ihm, presste mein Gesicht in seine Wunde und rieb die Wangen in seinem Blut. Dann tauchte ich das Messer in die Höhlung direkt neben den Eisenspieß, obwohl er noch immer schrie, und ließ die Klinge im dampfenden Brunnen trinken.
    »Cicely!«
    Die Stimme war nicht Uleans und schwerer zu ignorieren.
    »Cicely Waters! Erhebe dich vor deinem Vater!«
    Wraths dröhnende Worte erreichten mich, wo Ulean nicht hatte durchdringen können. Langsam hob ich den Kopf und nahm meine Umgebung wieder wahr. O verflucht! Ich war über die Grenze gerannt! Aber andererseits – was machte es noch? Sie hatten unsere Schutzzauber ohnehin durchbrochen.
    »Heb deinen Hintern hoch und mach deinem Gegner ein Ende, wie es sich für einen anständigen Krieger gehört. Mag sein, dass der Indigo-Hof kein Ehrgefühl hat, wir aber schon!« Er riss mir das Messer aus der Hand. »Das sollte es dir einfacher machen.«
    Ich kam schwerfällig auf die Füße. Mein Gesicht war klebrig, mein Atem schmeckte sauer – ich hatte sein Blut aufgeleckt. Mit flauem Gefühl im Magen wandte ich mich zu meinem
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