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Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt

Titel: Das Dalai-Lama-Prinzip für Paare: Wie achtsame Liebe gelingt
Autoren: Anne-Bärbel Köhle
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laufenden Beziehung zufriedenzugeben. Oder darüber hinwegzusehen, wenn der Partner uns verletzt und enttäuscht. Aber die Liebe beginnt in uns selbst, nirgendwo sonst. Nur wir selbst sind dazu in der Lage, der Liebe den Raum zu geben, den sie in unseren Augen verdient.
    Vermutlich wird es in manchen Lebensphasen in erster Linie darauf ankommen, Durststrecken in der Beziehung zu überstehen. Vielleicht zweifeln wir an der Liebe, vielleicht können wir in manchen Momenten auch nicht an unserer Liebe arbeiten, weil uns die Energie dazu fehlt. Auch wird kein Mensch lebenslang eine perfekte glückliche Beziehung leben können. Dazu sind wir viel zu sehr in einem hektischen Lebensablauf gefangen, der es
oft genug verhindert, dass wir uns Gedanken darüber machen, wie wir wirklich mit anderen Menschen zusammenleben wollen.
    Dennoch plädieren wir dafür, immer wieder die Bereitschaft zu entwickeln, alles mit wachen Sinnen anzusehen, was der Liebe im Weg steht. Und immer wieder neue Wege auszuprobieren, um die Liebe zu stärken. Der Buddhismus ist der Überzeugung, dass der von uns gewählte Partner der Spiegel ist, in dem man sich selbst erkennt. Wahrhaft zu lieben bedeutet also auch, den Weg zu sich selbst anzutreten.
    »Die Frage: Wohin ist die Liebe gegangen?, wird am häufigsten gestellt, wenn Menschen mit Veränderungen in einer Beziehung konfrontiert sind«, sagt die buddhistische Psychologin Brenda Shoshanna. Sie vermutet dahinter einen Denkfehler. Schließlich stiehlt sich die Liebe ja nicht von selbst davon wie ein Dieb. Sondern sie wurde von alltäglichen Streitereien, von überzogenen Erwartungen, von Enttäuschungen auf die Seite gedrängt, und daran sind nur wir selbst schuld. Westliche Menschen sehen vorübergehenden Ärger, Schmerz, Zorn, Kummer und Einsamkeit als die fundamentale Wahrheit von Beziehungen an. Die schönen Phasen des Zusammenseins, die Gegenwart von Liebe dagegen wird als etwas betrachtet, was fragil ist – und sich blitzschnell wieder vom Acker machen kann.
    Wir finden: Das stimmt nicht. Die Liebe ist das Beständige, das, was unser Leben von Anfang bis Ende durchzieht. Aber wir können ein Leben in Liebe nur dann führen, wenn wir imstande sind, Veränderungen zu akzeptieren
– Veränderungen in unserem Verhalten oder im Verhalten des Partners, in äußeren Umständen. Wir müssen uns bemühen, die Veränderungen, die das Leben mit sich bringt, auf eine Art und Weise hinzunehmen, dass es uns gelingt, daran zu wachsen. Wer an der Liebe und mit einem Partner wachsen will, braucht deshalb eine wichtige Einsicht, die Ann-Elisabeth Auhagen, Vertreterin der Positiven Psychologie, einmal so formulierte: »Freier Wille und Verantwortung gehören zusammen. Wir können tun und lassen, was wir wollen. Wir sollten uns aber – und das weit mehr, als wir es bislang in unserem Alltag sind – darüber im Klaren sein, dass wir die volle Verantwortung tragen.«
    Das gilt ganz besonders auch für das, was in Partnerschaften geschieht. In der Sorgfalt unserer alltäglichen Handlungen, in der ständigen Achtsamkeit, die wir uns und unserem Liebsten/unserer Liebsten entgegenbringen, lassen wir die Liebe wachsen. Beständigkeit ist ohne Zweifel ein wunderschöner Liebesbeweis. Nur damit kann man über Zweifel und Mutlosigkeit siegen. »Der Zen-Mönch meditiert mit dem Gesicht zur Wand, ob die Sonne nun scheint oder eisige Kälte herrscht. Jeden Tag übt der Dalai Lama sein Mitgefühl aus, ob die chinesische Regierung in ihrer Politik dem tibetischen Volk gegenüber unnachgiebig ist oder nicht«, schreibt die Buddhistin Flavia Mazelin Salvi. Und jeden Tag bemühen sich Liebende, dass Zärtlichkeit über Wut siegt und Verständnis über den Vorwurf.
    Wenn wir Tag für Tag unseren Teil der Verantwortung für das übernehmen, was uns betrifft; wenn wir uns bemühen,
unser Wohl und das des Partners nicht aus den Augen zu verlieren; wenn wir mitfühlend und achtsam sind, sorgen wir vielleicht nicht für ewiges Glück (das es ohnehin nicht gibt). Wir werden auch äußere und innere Veränderungen nicht aufhalten können. Aber diese positiven Handlungen bewahren uns davor, Illusionen nachzujagen. Und sie ermöglichen es uns, den Menschen zutiefst zu lieben, der gerade an unserer Seite ist. Das wünschen wir nicht nur uns, sondern auch all unseren Leserinnen und Lesern.

Literatur
    Ahler, Amir und Samira: Das Tao der Liebe. Tao-Weisheit für erfüllte Beziehungen, Verlag videel, 2004
    Auhagen, Ann Elisabeth (Hrsg.):
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