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Das Comeback

Das Comeback

Titel: Das Comeback
Autoren: Michael Connelly
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stellte er seine Aktentasche auf den Boden, öffnete sie und nahm ein Paar Latexhandschuhe aus einer Schachtel. Nachdem er die Tasche wieder geschlossen hatte, stellte er sie weg, einen Meter entfernt.
    »Okay, dann wollen wir mal sehen«, sagte er, während er sich die Handschuhe über die Hände zog. Er haßte das Gefühl. »Nah dranbleiben. Wir wollen den Leuten in der Bowl keine Gratisshow geben.«
    »Es ist kein schöner Anblick«, sagte Edgar und trat heran.
    Sie standen zu dritt am Heck des Rolls, um dem Publikum unten den Blick zu versperren. Bosch war sich jedoch sicher, daß jeder mit einem Fernglas wissen würde, was hier vorging. Schließlich waren sie in L. A.
    Bevor er den Kofferraum öffnete, bemerkte er das Nummernschild. TNA stand darauf. Eines der Kennzeichen, die man sich als persönliche Note bestellen konnte. Edgar beantwortete seine unausgesprochene Frage.
    »Zugelassen unter TNA Productions. Auf der Melrose Avenue.«
    »T n A, Titten und Arsch?«
    »Nein, nur die Buchstaben, T-N-A. Wie auf dem Kennzeichen.«
    Edgar zog ein Notizbuch aus der Tasche und überflog die Seiten. Die Adresse, die er ihm gab, kam Bosch bekannt vor, aber er konnte sie nicht einordnen. Es war irgendwo unten in der Nähe des Paramount Studios, das den gesamten nördlichen Block mit den 5500-Nummern einnahm. Das große Studio war umgeben von kleinen Produktionsfirmen und Mini-Studios, wie ein großer Hai von kleinen Fischen, die die kleinsten Brocken noch aufschnappten.
    »Dann wollen wir mal.«
    Er wandte sich wieder dem Kofferraum zu. Er war fast zugeklappt, aber nicht geschlossen. Mit einem behandschuhten Finger hob er sachte die Klappe.
    Als der Kofferraum geöffnet war, entströmte ihm der ekelhafte Odem des Todes. Bosch hätte sich am liebsten gleich eine Zigarette angesteckt, aber die Zeiten waren vorbei. Er wußte, was ein Verteidiger alles aus der Asche einer Zigarette machen konnte, die ein Polizist am Tatort geraucht hatte. Berechtigte Zweifel an der Schuld eines Angeklagten waren schon aus weniger Material fabriziert worden.
    Er beugte sich unter die Kofferraumklappe, um besser sehen zu können, und achtete darauf, die Stoßstange nicht mit seiner Hose zu berühren. Im Kofferraum lag die Leiche eines Mannes. Die Haut war von einem aschfarbenen Weiß. Seine Kleidung war teuer: Gutgebügelte Hosen aus Leinen, mit Aufschlag. Ein hellblaues Hemd mit einem Blumenmuster, sowie eine Sportjacke aus Leder. Seine Füße waren nackt.
    Der Mann lag auf der rechten Seite in Embyrohaltung. Seine Handgelenke waren jedoch hinter ihm zusammengelegt statt über der Brust gefaltet. Es hatte den Anschein, als ob seine Hände zusammengebunden gewesen waren und man später die Fesseln entfernt hatte. Vermutlich nach seinem Tod. Bosch schaute näher hin und entdeckte eine kleine Abschürfung am linken Handgelenk. Wahrscheinlich hatte er sich gegen seine Fesseln gewehrt. Die Augen des Mannes waren fest geschlossen. Eine weiße, fast durchsichtige Substanz war in den Augenwinkeln angetrocknet.
    »Kiz, du machst die Aufzeichnungen über das Aussehen der Leiche.«
    »Okay.«
    Bosch beugte sich tiefer in den Kofferraum und konnte getrockneten Schaum von entflossenem Blut in Nase und Mund des Toten erkennen. Seine Haare waren verklebt von dem Blut, das über die Schultern geflossen und auf der Bodenmatte in einer Lache geronnen war. Im Boden des Kofferraums war ein Loch, durch das Blut auch auf den Schotter gesickert war. Es befand sich ungefähr einen Fuß vom Kopf des Opfers am Rand der Matte und schien sauber in den Metallboden eingelassen zu sein. Es stammte nicht von einer Kugel. Wahrscheinlich war es ein Abfluß oder ein Loch, das durch einen herausgefallenen Bolzen verursacht worden war.
    Der Hinterkopf der Leiche sah fürchterlich aus. Bosch konnte deutlich zwei schartige Eintrittswunden unten am Schädel erkennen, an der okzipitalen Protuberanz – der medizinische Fachausdruck fiel ihm automatisch ein. Zu viele Obduktionen, dachte er. Das Haar war um die Wunden herum von den explodierenden Gasen, die aus dem Lauf der Pistole kamen, versengt worden. Die Kopfhaut war mit Pulverstaub gesprenkelt. Schüsse aus kürzester Distanz. Austrittswunden waren nicht zu erkennen. Wahrscheinlich Kaliber Zweiundzwanzig. Sie rollen im Schädel herum wie Murmeln in einem leeren Marmeladenglas.
    Bosch schaute nach oben und sah Spuren von verspritztem Blut auf der Innenseite der Kofferraumklappe. Er untersuchte sie für einen langen Moment, trat
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