Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Buch der Toten

Das Buch der Toten

Titel: Das Buch der Toten
Autoren: Jonathan Kellerman
Vom Netzwerk:
Ruhe und mit frischen Kräften Walt Obeys Ich-baumir-eine-Stadt-Spielchen widmen. Darum geht es doch eigentlich, nicht wahr, John? Das Geld des Alten. Dieses Scheiß-Esperanza.« Broussard wurde plötzlich starr.
    »Esperanza, was für ein Quatsch«, sagte Milo. »Das bedeutet ›Hoffnung‹, und Ihre Hoffnung ist, dass es Sie stinkreich machen wird, weil Sie wissen, dass Sie als Polizeichef versagt haben und demnächst Ihr Büro im Department unter ziemlich unerfreulichen Umständen werden räumen müssen, da kam Ihnen Onkel Walt gerade recht mit seinem Angebot, das Ihre Rente wie ein mieses Taschengeld aussehen lässt. Was ist der Deal, John? Chef der Sicherheitsdienste für eine komplette Stadt, vielleicht noch ergänzt durch irgendein einträgliches Aufsichtsratspöstchen in seinem Konzern? Ach was, Obey legt wahrscheinlich noch ein paar Vorzugsaktien drauf, die Sie in eine völlig neue steuerliche Dimension katapultieren könnten. Zusätzlich zu dem, was er Ihrer Frau und Ihrer Tochter schon verehrt hat. Ein Farbiger als Mitbesitzer einer ganzen Stadt, wow, der alte Walt ist ja richtig liberal. Alles sah so rosig aus, bis die böse Konkurrenz auf den Plan trat. Denn Obeys großartige Vision schließt auch ein umfangreiches Freizeitangebot ein, worunter wir zu verstehen haben, dass die National Football League endlich wieder nach L. A. gebracht werden soll. Wenn der Alte das fertig bringt, schießen die Grundstückspreise in Esperanza in den Himmel, und Sie speisen im Country Club zu Mittag und können sich einbilden, dass die verknöcherten Herrschaften dort Sie wirklich mögen. Aber die Cossacks hatten andere Vorstellungen. Sie wollten das Coliseum wiederbeleben oder irgendeinen anderen Standort in Do wntown. Sie hatten Ed die Bazille und Diamanten-Jim Hörne auf ihrer Seite, trafen sich mit diesen beiden Clowns in dem albernen Restaurant, das ihnen gehört, zum Essen, und für Onkel Walt war in ihrem Nebenzimmer auch noch ein Platz reserviert. Weil Sie nä mlich Onkel Walt dazu überreden wollten, seine Kohle bei ihnen abzuladen und bei ihrem Spiel mitzuspielen. Früher einmal hätte Onkel Walt um solche windigen Geschäfte einen großen Bogen gemacht, aber jetzt war er tatsächlich bereit, zuzuhören. Die Tatsache, dass er sich im Sangre de Leon sehen ließ und Sie nicht dazu einlud, zeigt, dass er für die neuen Vorschläge ein offenes Ohr hatte, und das muss Ihnen wiederum einen gehörigen Schreck versetzt haben, John. Denn die Cossacks hatten zwar noch nie ein Projekt von annähernd vergleichbaren Dimensionen durchgezogen, aber diesmal hatten sie tatsächlich eine solide Finanzierung im Rücken und die Unterstützung des Stadtrats dazu. Und was das Wichtigste ist, Obey geht allmählich die Luft aus. Denn er ist alt, und seine Frau ist krank, richtig krank. Ist das nicht zum Schreien, John? Da waren Sie schon so weit gekommen, und jetzt droht das ganze Kartenhaus in letzter Minute einzustürzen.«
    Broussards Augen waren jetzt wie Risse im Asphalt. Sein Unterkiefer schob sich vor, und Milo wusste, dass der Polizeichef sich beherrschen musste, um nicht selbst zuzuschlagen.
    »Sie wissen ja nicht, wovon Sie reden, Detective.«
    »John«, sagte Milo, »ich habe heute Morgen beobachtet, wie eine mobile Dialyseeinheit vor dem Haus in Muirfield vorgefahren ist. Mrs. Obey ist wirklich gar nicht gut dran. Die alte Barbara kann nur noch mit Hilfe einer Maschine überleben. Mit der Tatkraft ihres Göttergatten dürfte es da nicht mehr weit her sein.«
    Broussards Hand schoss zu seinem Krawattenknoten empor. Er zog ihn noch ein Stückchen tiefer und starrte ins Leere.
    Milo sagte: »Obey gehört das Land schon seit vielen Jahren, er kann es also trotz aller Hypotheken noch mit einem Riesenprofit verkaufen. Er wäre ja bereit gewesen, Sie mit einem Trostpreis abzuspeisen, aber im Grunde wären Sie dann doch nichts weiter als ein geschasster Expolizeichef mit zweifelhaftem Ruf auf der Suche nach einem Job. Vielleicht würde irgendeine Drugstore-Kette Sie als Leiter ihres privaten Sicherheitsdienstes anheuern.«
    Broussard gab keine Antwort.
    »Die jahrelange Arschkriecherei«, sagte Milo. »Das ganze aufrechte Getue.«
    »Was wollen Sie?«, fragte Broussard mit leiser Stimme.
    Milo ignorierte die Frage. »Sie wollen mir diese zwanzig Jahre alte Dienstanweisung, durch die Schwinn kaltgestellt wurde, als Grund dafür verkaufen, dass der Fall in der Versenkung verschwand, aber das ist Quatsch. Dass Janies Fall Lester
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher