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Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Das Buch der Schatten: Roman (German Edition)
Autoren: Aaron E Lony
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das Fenster, das Blick auf die Hauptstraße gewährte. Sekunden darauf schossen förmlich mehrere Motorräder an dem Revier vorüber.
    „McLeans Freunde“, berichtete Melby dem Sheriff. „Bestimmt suchen sie Lony.“
    „Weißt du etwas davon?“ fragte Wilson seinen Untergebenen mit zusammengekniffenen Augen. Verneinend bewegte dieser langsam seinen Kopf hin und her.
    „Ich dulde kein Faustrecht in der Stadt!“ zischte Wilson. „Funk sie zurück!“ befahl er dem Wachhabenden darauf. „Ich gebe ihnen genau zwanzig Minuten, dann sind sie hier, aber alle!“ Abrupt wandte er sich um. „Wir müssen Lony finden“, sagte er zu Melby und schritt an ihm vorbei, um das Revier wieder zu verlassen.
    „Beeilen Sie sich“, sagte Melby noch zu dem Officer, bervor er Wilson hinausfolgte. Sprachlos blickte dieser ihnen hinterher.
    *
    Eiskalt lief es Eduard über den Rücken, als er plötzlich das entfernte Schreien eines Babys vernahm. Er befand sich am Rande der Stadt, in der Nähe der Zufahrtsstraße, um dort auf seinen Bruder David zu warten. Auch wollte er sich nicht in der City sehen lassen. Manchmal war ihm, als verspüre er die versteckten, haßerfüllten Blicke. Ihn und seinen Freund machten sie für alles verantwortlich. Bis auf Sheriff Wilson wußte niemand von ihnen, was wirklich geschehen war. Sie würden ihm nicht glauben, das war eines, das gewiß ist.
    Die Schreie des Babys schienen nicht nachzulassen. Eduard suchte sich eine geeignete Stelle, von der aus er die Straße beobachten konnte, ohne gleich gesehen zu werden. Mit David rechnete er erst nach Einbruch der Dunkelheit. Das wären noch ungefähr drei Stunden. Der Wind hatte wieder ein wenig zugenommen. Besorgt warf Eduard einen Blick gen Himmel.
    „Schnee“, flüsterte er zu sich. „Hoffentlich hält es noch an.“ Ein dröhnendes Geräusch zerriß auf einmal die Stille. Ungefähr konnte Eduard die Richtung in der Stadt ausmachen. Eindeutig waren es Motorengeräusche. Eduard ahnte sehr wohl, was dies zu bedeuten hatte. Schon wollte er sich noch dichter in den angrenzenden Wald zurückziehen, als er jemanden die Straße entlangschreiten sah. Seine Stirn legte sich in Falten, als er den alten Mann erkannte. Unsold kam direkt auf ihn zugeschritten. Als wüßte dieser genau, ihn hier anzutreffen. Eduard ließ ihn herankommen. Er machte keinerlei Bemühungen, sich vor dem Alten versteckt zu halten.
    „Das gilt dir“, duzte ihn Unsold, als er dicht vor ihm stand. „Sie wollen deinen Kopf.“
    „Woher weißt du, daß ich hier bin?“ Eduard lehnte sich gegen einen Baum. Das Gesagte schien ihn wenig zu berühren.
    „Ich weiß alles“, erwiderte Unsold. „Hörst du, wie sie schreien? Hörst du es?“ Unsold griff in seine Jackentasche. In der geschlossenen Hand zog er etwas daraus hervor. Eduard folgte jeder seiner Bewegungen in gelassener Haltung. Der Alte blickte ihm direkt in die Augen. Blitzschnell öffnete er seine Hand. Ein kleiner toter Vogel lag darin. Zum zweiten Mal versetzte es Eduard einen Stich in die Magengegend.
    „Ist es dir noch nicht aufgefallen?“ fragte ihn der Alte. „Seit Tagen schon, seit Tagen!“
    „Woher weißt du davon?“ Eduard richtete sich auf. „Wer hat dir davon erzählt?“ Unsold legte das tote Gefieder sanft zu Boden. Mit dem Finger begann er etwas in die weiche Erde zu ritzen. Eduard machte einen Schritt zurück. „Das Siegel Salomon“, entfuhr es ihm. Starr blickte er den Alten an. Unheimlich kam ihm Unsold auf einmal vor.
    „Mein Sohn“, erwiderte Unsold nur.
    „Dein – Sohn?“
    „Jeremie.“
    „Jeremie? Er ist seit siebzehn Jahren tot.“
    Der Alte zeigte auf das Zeichen. „Es ist über uns, und dort wo du es siehst, ist es ganz nah“, flüsterte er zurück.
    „Dumpkin ist in Gefahr“, überkam es Eduard. Beruhigt legte ihm der Alte seine Hand auf den Arm.
    „Wir alle sind in Gefahr“, hauchte Unsold. Ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. „Sie halten mich für verrückt“, sprach er weiter. „Aber sieh sie dir doch an! Was haben sie denn schon großes erreicht? Weiß einer von ihnen etwas über Jerajisa? Weiß einer etwas darüber?“
    Eduard wich die Farbe aus dem Gesicht. „Jerajisa“, hauchte er. „Dumpkin hat etwas davon erwähnt.“ Erschrocken sah Eduard über die Schulter des Alten hinweg. Ein Fahrzeug näherte sich. Mit rasender Geschwindigkeit kam es aus dem Stadtinneren auf sie zu. Unsold schien es nicht wahrzunehmen. Kaum hatte der Wagen ihre Höhe erreicht, trat
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