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Das Boese in uns

Das Boese in uns

Titel: Das Boese in uns
Autoren: Cody Mcfadyen
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lange gefackelt, klar? Auf mein Zeichen werfen wir Blendgranaten durch die Fenster, brechen Vorder- und Hintertür auf und werfen weitere Granaten. Dann erst dringen wir ein und schalten die beiden aus. Das alles macht mein Team allein. Wir rufen euch, sobald wir fertig sind.«
    Bradys Stimme ist leise und drängend. Seine Männer schweigen und sitzen regungslos da, doch jeder von ihnen zeigt die Anspannung eines Sprinters, der auf den Startschuss wartet.
    In diesem Moment schreit Kirby zum ersten Mal. Wir hören es in Stereo: Es dringt aus dem Haus und aus den Lautsprechern des kleinen Computers.
    »Wartet auf den nächsten Schrei«, sage ich. »Dann ist die Überraschung für die beiden am größten.«
    Letzten Endes sind alle Ungeheuer gleich. Sie leben für die Schreie ihrer Opfer.
    Brady sieht mich an und runzelt die Stirn.
    »Es ist Kirbys beste Chance«, sage ich zu ihm. »Besser ein weiterer Elektroschock als eine Kugel. Sie hält es aus, keine Angst.«
    Brady verarbeitet meine Worte blitzschnell. Er nickt und signalisiert seinen Männern, sich bereit zu machen. Einer steht vor dem Wohnzimmerfenster. Ein weiterer steht mit einer erhobenen Ramme vor der Haustür. Ein Dritter wartet neben ihm, die Blendgranaten wurfbereit. Brady hat seine HK 53 im Anschlag.
    Mein Team und ich stehen abwartend bei den Wagen. Alle haben ihre Waffen gezückt. Der Mond hängt über uns am Himmel, silbern, kalt und unversöhnlich.
    Wir sind gerade erst eingetroffen; deswegen hat die Nachbarschaft noch nichts mitbekommen. Niemand ist aufgestanden und neugierig nach draußen gekommen. Das wird sich in den nächsten Sekunden ändern.
    Ich habe ein Gefühl, als würde die Zeit in Zehntel-, Hundertstel- oder Tausendstelsekunden vergehen. Alles ist wie erstarrt. Das Warten ist schier unerträglich.
    Dann schreit Kirby erneut, und die Welt explodiert.
    Blendgranaten segeln durch Fenster. Die Ramme donnert gegen die Tür, der Rückhaltemechanismus splittert, die Tür fliegt auf. Weitere Blendgranaten fliegen ins Innere, und erneut höre ich das Stereo-Echo bei der Detonation. Ich sehe alles von draußen, ich höre es von drinnen, und alles passiert binnen weniger Sekundenbruchteile.
    Brady stürmt ins Haus, gefolgt von seinen Leuten. In ihren Bewegungen gibt es kein Stocken, kein Zögern. Alles, was sie tun, ist entschlossen, rasch und kompromisslos. Die Kamera ist umgestürzt und zeigt nun auf eine Wand. Ich kann nicht sehen, was im Haus passiert.
    »Komm schon«, murmelte James. »Halt durch, Kirby.« Ich glaube, er weiß nicht einmal, was er sagt.
    Ich höre, wie Brady und seine Leute die beiden Murphys anbrüllen.
    »Auf den Boden! Gesicht nach unten!«
    Grunzen und die Geräusche von Handgemenge folgen. Ich höre dumpfe Schläge. Augenblicke später steht Brady in der Tür und bedeutet uns zu kommen. Wir rennen los.
    Das Wohnzimmer liegt unmittelbar rechts. Die Murphys liegen beide auf dem Bauch. Sie sehen einander an, und ihre Lippen bewegen sich.
    »Und muss ich auch wandern in finsterer Schlucht ...«, sagt Michael.
    »... ich fürchte kein Unheil«, fährt Frances fort. »Halten Sie den Mund, verdammt!«, ruft Brady. Sie beachten ihn nicht und beten weiter.
    James geht zu Kirby. Der Gestank nach Ausscheidungen und Schweiß liegt in der Luft. Kirbys Kopf hängt auf der Brust, die Haare berühren die Oberschenkel. James kniet sich vor sie hin, legt eine Hand unter ihr Kinn und hebt es vorsichtig an. Es ist eine zärtliche, unerwartete Geste.
    »Ist alles okay?«
    »D-dämliche ... dämliche Frage«, krächzt sie.
    Sie spricht zu ihm, doch ihre Augen sind auf mich gerichtet. Sie flehen mich an.
    »Alles raus, außer Callie und mir«, befehle ich.
    Zögern. Verwirrte Blicke. Im Hintergrund murmeln die Murphys ihre Psalmen. Es hört sich an wie Fliegen, die gegen ein Gitter anstürmen.
    »Ich meine es ernst«, sage ich. »Los, raus. Auf der Stelle.«
    Einzig James scheint mich zu verstehen. Er erhebt sich und geht ohne ein weiteres Wort zur Tür. Bradys Leute zerren die beiden Murphys auf die Beine und führen sie nach draußen. Michael bleibt vor Kirby stehen.
    »Du hast nicht gebeichtet. Du wirst zur Hölle fahren.«
    »W-wir ... sehen uns d-dort...«, ächzt Kirby. Sie versucht ihm einen Kuss zuzuwerfen, hat aber nicht die Kraft.
    »Schafft sie hier raus«, sage ich.
    Alan geht als Letzter.
    »Ich stehe Wache vor der Tür«, sagt er und zieht sie hinter sich ins Schloss.
    »K-kannst d-du Callie-Baby a-auch rausschicken?«
    »Ich
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