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Das böse Auge

Das böse Auge

Titel: Das böse Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Hoffmann
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Schein gedachte er, sich zu den Weidegründen der wilden Graupferde führen zu lassen. Unterwegs mußten sie ja auf eine Siedlung stoßen. Luxon redete sich wieder ein, daß deren Bewohner schlecht auf die Zwerge zu sprechen sein mußten – aber wie würden sie sich ihm gegenüber verhalten?
    Gehörte dieses Land überhaupt noch zum Shalladad? Würde er Menschen begegnen, wie er sie kannte?
    Er verscheuchte diese Gedanken und Fragen.
    Luxon war früher wach als die Valunen – von den Wachen abgesehen. Er sah, wie sie sich im Schlaf über die Bäuche fuhren und glaubte, ihre leeren Mägen förmlich knurren hören zu können. Auch er hatte Hunger.
    Bei Sonnenaufgang brach der Trupp erneut auf. Die Valunen machten Luxon klar, daß sie nach Osten zu gehen hatten, wo sie die Graupferde wußten. Sie redeten fast ununterbrochen aufeinander ein und schienen dabei gegensätzliche Meinungen über den vor ihnen liegenden Weg zu haben. Schließlich aber setzten sich die Befürworter des Marsches gen Osten durch.
    Luxon konnte es gleich sein, welche Richtung sie einschlugen. Für ihn zählte nur, daß sie weiter von der Düsterzone abrückten und bald auf Menschen stießen.
    Dies geschah früher und auf andere Weise, als er erwartet hatte.
    Sie mochten etwa drei Meilen hinter sich gebracht haben, als die Hügel einer Steppenlandschaft wichen. Das gelbe Gras reichte Luxon bis zu den Hüften. Die Valunen versanken fast darin. So kam es auch, daß Luxon die Fremden als erster sah.
    Sie kamen auf seltsamen Tieren herangeritten und machten schon auf den ersten Blick einen kriegerischen Eindruck. Luxon war für einen Augenblick versucht, sich zwischen den Valunen ins Gras zu hocken, um die Reiter vorbeiziehen zu lassen. Doch die hatten ihn schon erspäht.
    Nun hatte er, was er gewollt hatte. Aber besonders wohl war ihm beim Anblick der Fremden nicht. Falls sie in der Vergangenheit von den Zwergen aus der Düsterzone heimgesucht worden waren, war das alles andere als eine gute Empfehlung für ihn, den »Häuptling« der Valunen.
    Luxon blieb aufrecht stehen und winkte ihnen zu. Die Valunen um ihn herum waren inzwischen aufmerksam geworden und reckten ihre Köpfe aus dem Gras. Ein wildes Geschrei hob an – auf beiden Seiten. Die Zwerge rannten aufgeregt hin und her und durchpflügten das Gras regelrecht, während die Krieger unter Gebrüll heransprengten. Luxon schätzte ihre Zahl auf zwei Dutzend. Jetzt konnte er auch ihre Tiere besser erkennen. Ähnliche hatte er noch nie gesehen. Sie hatten zottiges, langhaariges Fell von gelbbrauner Farbe, waren etwas kleiner als Pferde, dafür aber um so stämmiger. Ihre Reiter trugen sie in leichten Sätteln zwischen zwei Höckern. Auf kräftigen, stark behaarten Hälsen saßen Köpfe mit je zwei mächtigen, nach außen gebogenen Hörnern. Und diese Hörner waren mit Sehnen bespannt, in die Pfeile eingelegt waren, die nun, als die Reiterei schlagartig zum Stehen kam, auf Luxon und die Valunen zeigten.
    Die Zwerge rührten sich nicht mehr. Wie erstarrt standen sie auf dem niedergetrampelten Gras und drängten sich eng zusammen. Luxon blickte in harte, dunkelbraune, wettergegerbte Gesichter, aus denen ihn schwarze Augen finster ansahen. Schwarz waren auch die Haare und Bärte der Männer, die Wangen und Kinn bedeckten und bei einigen bis auf die Brust reichten. Die Kleidung der Krieger war ähnlich der der Vogelreiter aus den Heymalländern. Während die Finger der rechten Hand den Hörnerbogen spannten, hielten die Krieger mit der Linken einen Rundschild vor ihre Oberkörper. Sie hatten also schon mit den Schleudern der Zwerge Bekanntschaft gemacht.
    Luxon sah Lanzen und Speere in Halterungen seitlich der leichten Sättel stecken. Und damit noch nicht genug, steckten lange Krummschwerter in den Gürteln der Fremden.
    Die Valunen steckten ihre Köpfe zusammen und tuschelten wieder. Luxon konnte sie nicht verstehen. Er blickte dem, der seinem Gebaren nach der Anführer der Reiterei war, fest in die Augen. Gerade weil er nicht begriff, was die Valunen vorhatten, mußte er nun sehr schnell einen Ausweg aus der unüberschaubaren Situation finden. Er brauchte flugs eine Idee – und zwar eine gute.
    Wenn er das Vertrauen dieser Männer gewinnen konnte…
    Wenn er dafür sorgte, daß sie die Valunen in die Flucht schlugen…
    Der Anführer der Fremden nahm ihm das Nachdenken ab. Er schrie einen Befehl, woraufhin sich seine Krieger um die Zwerge und Luxon verteilten. Die Spitzen ihrer Pfeile, in den

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