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Das Blut-Haus

Das Blut-Haus

Titel: Das Blut-Haus
Autoren: Jason Dark
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Füße steckten. Den Weg durch den Garten war er selten gegangen. Zumeist durchquerte er das Gelände in seinem knallgelben Jaguar. Die ersten Schritte genoß er. Später, als der Bewuchs höher wurde, nahm auch die Schwüle zu sowie das Summen der zahlreichen Wespen, Bienen und Fliegen, die ein Paradies vorfanden.
    Der Stein stand etwas abseits vom Weg. Er bildete oben ein Viereck und lief in der Mitte zu wie eine Taille. Der Künstler hatte die Abstraktion einer Frau darstellen wollen. Die Weichheit der Hüfte, gepaart mit einem scharfen Verstand. So stellte er sich die heutige Generation der Frauen vor.
    Davon hatte Todd allerdings nur wenige kennengelernt, denn Mädchen wie Holly präsentierten das glatte Gegenteil.
    Um den Ort zu erreichen, mußte er sich durch die Büsche wühlen. Schon vorher allerdings fiel ihm der Geruch auf. Ein wirklich ekliger Gestank, der ihm aus den dichten Büschen entgegenwehte. Es roch tatsächlich nach verwesten Leichen.
    Mason Todd hatte schon vorher den Verdacht gehegt, aber Milly nichts davon erzählt, um sie nicht zu beunruhigen, denn diesen Geruch nahm er nicht zum erstenmal wahr.
    Und er dachte auch an die Folgen, an den schrecklichen Fund, den er zunächst tief im Keller versteckt hatte, um ihn später irgendwo ins Meer zu schleudern.
    In Greifweite blieb er vor dem Kunstwerk stehen und entdeckte sofort den dunklen Fleck an dessen Rand.
    Eine Erklärung wußte er nicht, aber er wollte es herausfinden und fuhr mit dem rechten Zeigefinger darüber hinweg. Als er den Finger zurückzog, blieb etwas an seinem Zeigefinger kleben, das nicht nur dunkel schimmerte, auch klebrig war und eine rötliche Farbe besaß. So wie Blut. Er verrieb es und kam sich plötzlich vor wie in einem Kühlschrank steckend. Dabei dachte er sofort an Holly, die sein Haus allein verlassen hatte. War sie gegen den Stein gefallen?
    Weshalb dann der Geruch?
    Er reinigte seine Fingerkuppen im dichten Moos, blieb gebückt und drückte einige Grashalme zur Seite, damit er einen besseren Blick bekam. Todd schaute dorthin, wo sich der Geruch intensiviert hatte, bewegte sich im Entengang vor und entdeckte die Stelle, wo die Erde aufgewühlt war, als wäre jemand aus ihr hervorgestiegen. Dann sah er die Knochen auf dem weichen Boden, zum Teil blank, andere wiederum zeigten noch Fleischreste, die an ihnen klebten und von zahlreichen Fliegen umsummt wurden.
    Der widerliche Geruch, der seinen Magen der Kehle entgegendrückte, drang aus dem aufgewühlten Boden an seine Nase, die sich daran nicht gewöhnen konnte.
    Er schwitzte wie selten. Die unmittelbare Umgebung drehte sich vor seinen Augen, und Todd wußte nicht einmal zu sagen, wie er es geschafft hatte, den schmalen Gartenweg zu erreichen, denn dort blieb er stehen und konnte sich nicht mehr zurückhalten.
    Mason Todd übergab sich. Wie ein Betrunkener taumelte er durch die nähere Umgebung. Er lehnte sich an den Stamm eines Kirschbaums, starrte ins Leere und atmete tief durch, wobei sein Mund weit offen stand.
    Hätte er jetzt eine Flasche Whisky zur Hand gehabt, er hätte sie bis zu einem Drittel geleert.
    Wie ein Greis bewegte ersieh wieder auf das Haus zu und fragte sich dabei, was er Milly sagen sollte, wenn sie ihn nach seinen Erlebnissen fragte.
    Die Wahrheit bestimmt nicht. Nicht daß Milly ihm nicht glauben würde, aber sie würde reden, dafür war sie bekannt. Seine Weibergeschichten hatten sich im Ort herumgesprochen, das machte ihm nichts aus, aber mit anderen Vorgängen wollte er doch nicht in Verbindung gebracht werden, was sich letztendlich schlecht auf das Geschäft auswirkte. Todd wartete noch. Er mußte sich erholen. Milly würde sowieso merken, daß etwas nicht stimmte. Es war wohl besser, wenn er nicht den normalen Eingang nahm, sondern durch einen an der Seite in sein Haus zurückkehrte.
    Mason Todd ging wie unter einer schweren Last. Natürlich suchte er nach Erklärungen; er fand keine. Es war das zweite Mal, daß er Knochen gefunden hatte.
    Diesmal hatte es Holly erwischt. Zuvor war es ein Mädchen namens Jill gewesen. Dessen Verschwinden hatte niemand bemerkt, und Todd hatte sich zudem nicht geregt.
    Würde es bei Holly ebenso laufen?
    Er wußte es nicht, darauf bauen konnte er allerdings nicht. Ihm mußte etwas einfallen.
    Unten im Haus war es kühl. Zudem lagen Fliesen auf dem Boden, die ebenfalls eine gewisse Kälte abstrahlten. Er hatte hier sein Büro eingerichtet, drückte die Tür auf — und blieb auf der Schwelle stehen, weil er
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