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Das Beste aus meinem Leben

Das Beste aus meinem Leben

Titel: Das Beste aus meinem Leben
Autoren: Axel Hacke
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Weiber wegen. Aber gut geht es nie aus.
    Hier sucht ein Frosch nach güldnem Ball, bitteschön. Dafür möchte er mit der Prinzessin ins Bett. Für diesen Wunsch wird er an die Wand geworfen. Da komme ich ins Grübeln. Worum geht es? Um Sehnsucht der Männer nach Erlösung durch Frauen? Kann man erlöst werden durch eine wütende Frau, die einen an die Wand wirft? Warum wirft sie den Frosch an die Wand? Weil er mit ihr schlafen will? Weil er hässlich ist? Weil er hässlich ist und mit ihr schlafen will? Warum besteht der König darauf, dass die schillste Tochter Sex mit einem Frosch hat? Aus väterlichem Egoismus? Weil Frösche nicht seinen Platz als erster Geliebter der Tochter gefährden können?
    Oder ist alles eine Erfindung der Tochter? Schmuggelt einen Burschen im Froschgewande am Alten vorbei, wissend, dass sie den Grünen nur an die Wand werfen muss, um im Schleiflack-Jugendzimmer hemmungslos mit einer Art Brad Pitt herumvögeln zu können. (Die Eltern denken, sie pauke für den Bio-Leistungskurs?) Von Iring Fetscher gibt es ein Buch mit Märchen-Deutungen: Da ist der goldene Ball Synonym für einen goldenen Phallus, mit dem die Königstochter Spielchen treibt. Sie verliert ihn in unbewusster Selbstbestrafungsabsicht. Der Frosch: hilfsbereiter, erotisch anziehender Jüngling aus dem Volke. Der König? Gutmütiger Bürgerkönig. Will die Tochter aus sexuellem Autismus und narzisstischen Masturbationszwängen befreien, ordnet darum Sex mit dem Nassen an.
    Solche Geschichten erzählen wir Zweijährigen zum Einschlafen! Ich finde keine Worte! Das ist schill! Oder schrill? Schön ist es nicht, was?

Na denn
    K ürzlich las ich in einer Zeitschrift die Geschichte einer Frau, die sich scheiden ließ, weil ihr Mann jede Mahlzeit mit den Worten »Sodele, Nudele« begann, ausgenommen das Frühstück. Da sagte er: »Eili, Peili«, bevor er sein gekochtes Ei enthauptete. Es war schön, das zu lesen. Ich wusste endlich: Ich bin nicht allein. Ich habe nämlich ebenfalls eine kleine Gewohnheit, bitte, werden Sie darüber schweigen?
    Ich kann nicht essen, ohne vorher »Na denn…« gesagt zu haben. Es ist merkwürdig, aber es geht nicht anders. Ich setze mich an den Tisch, nehme mein Besteck in die Hand und sage »Na denn…«, so wie andere Leute ein Tischgebet sprechen oder »Guten Appetit!« wünschen. Das heißt, manchmal sage ich es gar nicht selbst, sondern Paola schaut mich an, wenn wir zu essen beginnen, und dann sagt sie »Na denn…«, bevor ich es sagen kann. Wir lachen darüber, und ich freue mich, dass sie sich nicht scheiden lässt. Aber merkwürdig ist das natürlich schon.
    Meistens registriere ich selbst gar nicht, dass ich »Na denn…« sage. Ich sage es so automatisch, wie man sich die Haare im Wind glattstreicht oder die Brille zur Nasenwurzel zurückschiebt, wenn sie verrutscht ist. Schon mein Vater hat »Na denn…« gesagt, bevor er zu essen begann, mein Großvater auch. Es sind sehr viele Nadenns in den Männern unserer Familie enthalten – die müssen heraus. Ich vermute, dass bei uns der Magen-Darm-Trakt nicht funktioniert, wenn wir nicht »Na denn…« gesagt haben. Er braucht das als Zauberwort, sonst arbeiten die Verdauungszellen nicht, wie kleine Maschinen, die niemand angeschaltet hat, oder wie Heinzelmännchen, die vergebens auf den Sonnenuntergang warten.
    Man kann natürlich auch der Meinung sein, es sei zwanghaft, immer »Na denn…« sagen zu müssen, oder es sei ein nervöser Tic, so wie andere Menschen ständig mit den Wimpern zucken oder sich dauernd an den Haaren herumfummeln. So weit würde ich nicht gehen. Wenn man es sich genau überlegt, macht fast jeder Mensch irgendein kleines Gewohnheitsgeräusch. Zum Beispiel beginnt Lothar Matthäus alles, was er sagt, mit »Ja gut…« Ich glaube, wenn er nicht »Ja gut…« sagen würde, könnte er nicht reden. Es ist die Formel zum Einschalten seines Gehirns, oder wie man das bei L. M. nennt.
    Ein anderes Beispiel: Es gibt sehr viele Manager, die jeden zweiten Satz mit »Ich sage mal…« einleiten, achten Sie mal drauf! Wenn man diesen Leuten das Ichsagemal wegnehmen würde, wie man einem Kind eine Schachtel Zündhölzer wegnimmt – dann könnten sie überhaupt nicht mehr sprechen. Sie säßen an ihren Schreibtischen, und wenn das Telefon klingelte, wären sie hilflos wie kleine Kinder. Sie würden den Hörer in ihrer Hand anstarren, aus dem sie eine Stimme hörten, die eine Antwort von ihnen erwartete, die sie nicht geben könnten,
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