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Das andere Ufer der Nacht

Das andere Ufer der Nacht

Titel: Das andere Ufer der Nacht
Autoren: Jason Dark
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hier wieder raus? Diese Frage stellte ich mir heimlich. Ich musste einen Weg finden. Zurück konnte ich schon, aber würden es die anderen zulassen, dass wir so ohne weiteres verschwanden? Bevor ich eine Entscheidung treffen konnte, geschah etwas anderes. Weit vor uns, jedenfalls sah es so aus, entstand ein Blitzen. Mehr ein kurzes Nachleuchten, wie ich es schon einmal gesehen hatte, als Viviana in der anderen Welt verschwand.
    Sollte abermals jemand gekommen sein? Ich sah genauer hin, und auch die junge Spanierin schaute in diese Richtung.
    Plötzlich klammerte sie sich an mich. Ich spürte ihren harten Griff und vernahm die stöhnend klingende Stimme, mit der sie die entscheidenden Worte sprach.
    »Das ist sie. Meine Mutter…«
    ***
    Weder Bill noch Suko konnte man Feigheit nachsagen. Was sie aber da erlebt hatten, konnten sie nicht so einfach verkraften. Es war zuviel für sie gewesen. Die Frau war auf den Felsen zugegangen, hatte ihn nicht berührt und war in ihm verschwunden.
    Einfach so…
    Bill und Suko schauten sich an. Ein jeder erwartete von dem anderen die Erklärung, niemand war in der Lage, sie zu geben. Bis der Reporter fragte: »War das doch das Jenseits?«
    Suko schüttelte den Kopf. »Nein, nur das andere Ufer der Nacht, von dem gesprochen worden war.«
    »Oder eine fremde Dimension.«
    »Auch das.«
    Bill hatte die Antwort des Inspektors noch abgewartet, bevor er sich bückte und die beiden Fackeln aufnahm. Eine reichte er Suko. Der Schein strich über ihre Gesichter, malte sie rötlich an, und Bill sagte:
    »Die nehmen wir natürlich mit.«
    »Einverstanden.«
    Diese Antwort bewies dem Reporter, dass auch sein Freund Suko bereit war, die andere Welt zu betreten. Wohl war ihnen nicht. Sie spürten beide das Gefühl der Spannung, aber sie redeten nicht darüber. Bill Conolly dachte daran, dass fast das gesamte Geisterjäger-Team sich in einer fremden Dimension aufhielt. Wenn sie zu stark war und es keinen Rückweg mehr für sie gab, konnten die Hölle und andere finstere Mächte leicht triumphieren.
    Soweit war es zum Glück noch nicht!
    »Du bist bereit?« fragte Bill.
    Suko nickte. »Ich mache sogar den Anfang«, erklärte er und ging den ersten Schritt.
    Bill folgte ihm. Der Inspektor schritt zügig aus. Für ihn schien es nicht anderes im Leben mehr zu geben als nur diese eine Wand, die so durchlässig wie eine Nebelwolke war.
    Nach dem dritten Schritt passierte es. Plötzlich löste sich der Chinese vor den Augen des Reporters auf. Seine Umrisse leuchteten noch für einen Moment nach, bevor er verschwunden war.
    Jetzt zögerte der Reporter. Er spürte schon etwas von der Kraft dieser anderen Dimension. Es war kein Wind, der ihn traf, mehr ein Hauch, gleichzeitig eine Lockung und auch eine gewisse Kühle, die mit der in der Höhle vorherrschenden nicht zu vergleichen war. Er musste es tun. Und er tat es.
    Auf einmal packten ihn die Kräfte. Sie zogen ihn voran. Bill hatte das Gefühl, als wäre sein Körper von allen vier Seiten umklammert worden. Etwas drängte ihn nach vorn, gegen das er nicht mehr ankam. Er überließ sich den Kräften einer anderen Dimension und klammerte sich am Griff der Fackel fest, als wäre dieser sein Rettungsanker…
    ***
    Wieviel an Zeit seit dem Eintritt der Senora Marquez in diese Dimension vergangen war, wusste ich nicht zu sagen. Mir war nur klar geworden, dass sich an den inneren Verhältnissen einiges verändert hatte, denn nun hatte die andere Seite erreicht, was sie wollte. Sie, auf die es ankam, war da! Senora Marquez!
    Jetzt hatten die Geister ihren neuen Feind, auf den sie die Schuld der Ahnherren aus der Vergangenheit abluden.
    Aus der Stimmung innerhalb dieser Welt war eine andere geworden. Es gab keine Stille mehr, keine Ruhe, denn die Umgebung wurde von einem gewaltigen Brausen erfüllt. Die Stimmen der Geister. All die Geknechteten aus den schlimmen Jahren der Inquisition hatten sich versammelt. Sie verließen die verstecktesten Winkel dieser Welt, um sich an der Person zu rächen, die sie so lange erwartet hatten. Wir sahen sie als huschende, schwebende, fliegende Gestalten, die sich gelöst hatten und nur ein Ziel kannten. Dicht schwebten sie an uns vorbei. Manchmal spürten wir ihren Hauch, wenn sie uns fast berührten. Dann glitten sie wieder hinein in die Tiefe der Dimension. Auf den meisten von der damaligen Folter gezeichneten schemenhaften Gesichtern erkannte ich den Triumph und das Wissen, es endlich geschafft zu haben.
    Die Senora war der
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