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Das Amt und die Vergangenheit - Conze, E: Amt und die Vergangenheit

Titel: Das Amt und die Vergangenheit - Conze, E: Amt und die Vergangenheit
Autoren: Moshe Peter;Zimmermann Norbert;Hayes Eckart;Frei Conze
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Adenauers Amtsantritt als Außenminister, als der Bundestag angesichts einer Serie alarmierter Zeitungsberichte auf Antrag der sozialdemokratischen Opposition den Untersuchungsausschuss Nr. 47 einsetzte. Obgleich es seitdem immer wieder Phasen gab, in denen die nationalsozialistische Vergangenheit scheinbar keine Rolle spielte, blieb das Thema doch über Dekaden hinweg virulent - im Amt wie in der Öffentlichkeit. So gesehen mochte der Konflikt, der sich amtsintern seit 2003 über einer von Joschka Fischer veranlassten Änderung der Nachrufregelung für politisch belastete ehemalige Angehörige des AA entfaltete, zunächst nur als ein weiteres Element in einer seit langem schwelenden Deutungskontroverse erscheinen.
    Anfang 2005 jedoch erreichte die Kritik schließlich auch die Öffentlichkeit. Für den Außenminister der rot-grünen Bundesregierung war
dies Anlass, am 11. Juli 2005 eine Unabhängige Historikerkommission einzusetzen. Er ging damit einen Weg, den noch jeder seiner Vorgänger gemieden hatte. Denn entgegen mancherlei Ankündigungen, sich der Vergangenheit des Hauses stellen und insbesondere ihre problematischen Seiten untersuchen lassen zu wollen - so etwa eine Absichtserklärung von Walter Scheel im Jahr 1970 -, hatte sich das Amt jahrzehntelang nicht nur faktisch bedeckt gehalten, sondern durch eine ausgesprochen restriktive Archivpolitik unabhängige Bemühungen um eine kritische Erforschung seiner Geschichte immer wieder konterkariert.
    Am 9. September 2005 trat die Historikerkommission - bestehend aus den Professoren Eckart Conze (Marburg), Norbert Frei (Jena), Klaus Hildebrand (Bonn), Henry Ashby Turner (New Haven) und Moshe Zimmermann (Jerusalem) - erstmals im AA zusammen. Anlass war ein von der Amtsspitze einberufenes internationales Expertenkolloquium, das der Bestandsaufnahme offener Forschungsfragen und heranzuziehender Archivquellen dienen sollte; gerne nutzt die Kommission die Gelegenheit, den seinerzeit versammelten Kolleginnen und Kollegen sowie den anwesenden Vertretern des Bundesarchivs noch einmal für zahlreiche Hinweise und Anregungen zu danken.
    Bedingt durch die vorgezogene Bundestagswahl am 18. September 2005 und den sich daraus ergebenden Wechsel in der Leitung des Ministeriums verzögerte sich die notwendige Ausformulierung eines Vertrags zwischen Kommission und AA um etliche Monate. Das Ziel, über eine Laufzeit von drei Jahren die notwendigen Mittel für die wissenschaftliche Arbeit der Kommission bereitzustellen und zugleich deren völlige inhaltliche Unabhängigkeit zu gewährleisten, wurde jedoch erreicht. In diesem Zusammenhang gilt unser aufrichtiger Dank zunächst Botschafter Dr. Klaus Scharioth, der als Staatssekretär des AA die Einsetzung der Kommission seit Frühjahr 2005 entschlossen vorangetrieben hatte und die weiteren Schritte noch über den Ministerwechsel hinaus begleitete. Ebenso wie Bundesaußenminister a. D. Joschka Fischer danken wir seinem Nachfolger Dr. Frank-Walter Steinmeier, der die diesbezüglichen Entscheidungen seines Vorgängers alsbald nach seinem Amtsantritt bestätigte und unsere Arbeit später persönlich unterstützte, indem er in einer schwierigen Situation dafür Sorge trug, dass Irritationen bezüglich der Akteneinsicht im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts ausgeräumt werden konnten.

    Noch vor Unterzeichnung des Kommissionsvertrags am 11. August 2006, die namens des Auswärtigen Amts durch Staatssekretär Georg Boomgaarden erfolgte, sah sich Professor Turner aus gesundheitlichen Gründen zum Rücktritt gezwungen. An seiner Stelle wurde sein vormaliger Schüler Professor Peter Hayes (Evanston) berufen. Professor Turner ist am 17. Dezember 2008 verstorben; wir denken voller Dankbarkeit an ihn zurück.
    Die wichtigsten Aufgaben in den ersten Monaten der Kommissionsarbeit waren zum einen der konzeptionelle Zuschnitt des Untersuchungsvorhabens und zum anderen die Sondierung der dafür infrage kommenden Quellenbestände; dass die Unterlagen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts eine zentrale Rolle spielen würden, war von Anfang an ebenso klar wie die Notwendigkeit, die Recherche auf eine Vielzahl weiterer Archive und Bibliotheken im In- und Ausland auszudehnen. Zur systematischen Erfassung und Auswertung dieser Informationen begründete die Kommission am Sitz ihrer Koordinationsstelle an der Philipps-Universität Marburg eine eigene Datenbank und verschaffte sich mit Unterstützung einer Reihe wissenschaftlicher Rechercheure einen
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