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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen
Autoren: Garth Nix
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ancelstierrische Polizei machte einen Weg durch die Menge frei. Zurzeit hielten sich hier stets Menschenmassen auf, die zu einem großen Teil zu Corolinis Anhängern gehörten: bezahlte Schläger und Agitatoren mit den roten Armbinden von Corolinis Patriotischer Partei.
    Entgegen Dameds Besorgnis machte die Polizei ihre Sache gut. Sie teilte die Menge, so dass die beiden Wagen unbehindert Fahrt aufnehmen konnten. Zwar flogen ein paar Steine, verfehlten jedoch die berittenen Wachen oder prallten von deren gepanzerten Rüstungen ab. Die Menge blieb bald als dunkle, brüllende Masse im Nebel zurück.
    »Die Eskorte folgt uns nicht«, stellte Damed fest, der auf dem Trittbrett des vorderen Wagens stand. Eine Abteilung berittene Polizei war abgestellt worden, um König Touchstone und seiner Abhorsen-Königin zu folgen, wohin auch immer sie sich in der Stadt begaben, und bisher hatten sie ihre Pflicht nach den Regeln des Corverer Polizeicorps befolgt. Doch jetzt waren die Reiter bei ihren Pferden stehen geblieben.
    »Vielleicht haben sie ihre Befehle falsch verstanden«, sagte die Fahrerin durch das nur einen Spalt geöffnete Seitenfenster. Sie schien von ihrer Meinung jedoch selbst nicht recht überzeugt zu sein.
    »Am besten, wir ändern unseren Fahrweg«, meinte Damed. »Bieg gleich links voraus in die Harald Street ab.«
    Die Limousinen überholten zwei langsamere Wagen, einen schwer beladenen Laster und ein Pferdefuhrwerk, bremsten scharf und bogen nach links in die breite Harald Street ein. Sie war eine der moderneren Promenaden und von Gaslaternen, die in regelmäßigen Abständen zu beiden Seiten der Fahrbahn standen, gut ausgeleuchtet. Trotzdem ließ der Nebel es nicht zu, schneller als fünfzehn Meilen die Stunde zu fahren.
    »Vor uns ist irgendwas!«, rief die Fahrerin. Damed blickte auf und fluchte. Als die Scheinwerfer der Limousine den Nebel durchdrangen, sah er eine große Menschenmenge die Straße versperren. Er konnte nicht erkennen, was auf den Transparenten stand, doch es war zweifellos eine Demonstration der Patriotischen Partei – und hier hielt sich zurzeit keine Polizei auf, die diese Leute in Schach gehalten hätte. Kein einziger Blauhelm der Ordnungstruppen war in Sicht.
    »Stopp! Zurück!«, befahl Damed und signalisierte der nachfolgenden Limousine, ebenfalls den Rückzug anzutreten.
    Sofort setzten beide Wagen zurück. Als die Menge dies bemerkte, drängte sie voran. Bisher hatten die Demonstranten sich still verhalten; nun erhob sich Gebrüll: »Ausländer raus!« und: »Es lebe die Patriotische Partei!« Wieder flogen Ziegel und Steine, aber auch diesmal nicht weit genug.
    »Rückwärts!«, brüllte Damed noch einmal und zog seine Pistole, drückte aber noch nicht ab. »Schneller!«
    Die hintere Limousine war schon fast an der Ecke, als der Laster und das Pferdefuhrwerk, die sie zuvor überholt hatten, sich quer auf die Straße stellten und hielten. Maskierte sprangen aus den beiden Fahrzeugen, Schusswaffen im Anschlag. Der Nebel schien zu beben, als die Angreifer losrannten.
    Noch ehe er die Waffen sah, wusste Damed, was es war, denn er hatte es insgeheim befürchtet.
    Ein Hinterhalt!
    »Raus! Raus!«, rief er und deutete auf die Bewaffneten. »Schießt!«
    Um ihn rissen die anderen Leibwächter die Limousinentüren auf, um dahinter Deckung zu nehmen. Eine Sekunde später eröffneten sie das Feuer. Die dumpfen Schussgeräusche ihrer Pistolen begleiteten das schärfere Hämmern der neuen, kompakten Maschinengewehre, die viel leichter zu bedienen waren als die alten Lewins der Armee. Keiner der Wächter mochte Schusswaffen, doch sie hatten das Schießen geübt, seit sie im Süden über die Mauer gekommen waren.
    »Nicht auf die Menge feuern!«, rief Touchstone. »Nur auf Bewaffnete!«
    Die Angreifer waren nicht so rücksichtsvoll. Sie hatten Deckung unter ihren Fahrzeugen, hinter einem Briefkasten und auf einem Spazierweg hinter Blumenkästen gesucht und feuerten wild drauflos.
    Kugeln prallten jaulend von der Straße und den gepanzerten Limousinen ab. Überall herrschte nun Lärm; Geschrei und Gebrüll vermischten sich mit dem ständigen Knallen und Krachen von Schüssen. Die Menge, die noch Sekunden zuvor so versessen gewesen war voranzustürmen, hatte sich nun, da sie zu fliehen versuchte, ineinander verkeilt.
    Damed rannte zu einer Gruppe von Wächtern, die sich hinter die zweite Limousine geduckt hatte.
    »Zum Fluss!«, brüllte er. »Überquert den Platz zu den Flussstufen. Wir haben
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