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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen
Autoren: Garth Nix
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dort zwei Schiffe. Im Nebel könnt ihr Verfolger abhängen.«
    »Wir können uns zurück zur Botschaft kämpfen«, warf Touchstone ein.
    »Nein, das alles ist zu gut geplant! Die Polizei hat die Seiten gewechselt – zumindest ein Teil von ihr. Ihr müsst aus Corvere heraus. Heraus aus Ancelstierre!«
    »Nein!«, protestierte Sabriel. »Wir sind noch nicht fertig…«
    Sie hielt inne, als Damed sie und Touchstone entschlossen aus der Limousine stieß und sich schützend auf sie warf. Mit seiner sagenhaften Schnelligkeit fischte er einen großen schwarzen Zylinder aus der Luft, der rauchend auf sie zuflog.
    Eine Bombe!
    Doch so schnell Damed auch reagierte – er war nicht schnell genug. Ehe er die Bombe davonschleudern konnte, explodierte sie und zerriss ihn. Die Detonation ließ jedes Fenster in einem Umkreis von einer halben Meile zersplittern. Jeder, der sich innerhalb von hundert Metern um den Explosionsherd aufhielt, wurde kurzzeitig betäubt und geblendet. Doch den eigentlichen Schaden richteten die Tausende von Metallsplittern an, die kreischend durch die Luft sirrten, von Stein oder Metall abprallten oder allzu oft in Fleisch drangen.
    Der donnernden Explosion folgte Stille. Nur das Tosen brennenden Gases aus den Straßenlaternen war zu vernehmen. Selbst der Nebel war zurückgeworfen worden durch die Gewalt der Explosion, die einen zum Himmel offenen, riesigen Kreis geschaffen hatte. Strahlen blassen Sonnenlichts sickerten hindurch und erhellten mit fahlem Licht eine Szenerie furchtbarer Zerstörung.
    Überall lagen Leichen; keiner der Leibwächter hatte überlebt. Sogar die Panzerglasscheiben der Limousinen waren geborsten, und die Fahrgäste lagen im Tod dicht beieinander.
    Die überlebenden Attentäter warteten einige Minuten, ehe sie – die Waffen unter den Armen oder über der Schulter – hinter der niedrigen Mauer hervorkrochen und einander lachend beglückwünschten.
    Ihre Stimmen und ihr Gelächter waren überlaut, ohne dass es ihnen auffiel. Ihre Sinne waren betäubt, und sie befanden sich im Schockzustand, was nicht nur an der Explosion oder dem schrecklichen Anblick lag, dem sie mit jedem Schritt näher kamen. Nicht einmal die Erleichterung, in all dem Tod und der Zerstörung noch am Leben zu sein, war der Grund dafür.
    Der wirkliche Schock kam mit der Erkenntnis, dass dreihundert Jahre vergangen waren, seit ein König und eine Königin auf den Straßen von Corvere ermordet worden waren, und dass es nun aufs Neue geschehen war – durch ihre Hand!

Erster Teil

1
    Ein belagertes Haus
     
    Es gab noch einen anderen Nebel, weit entfernt vom Smog in Corvere, sechshundert Meilen nördlich, jenseits der Mauer, die Ancelstierre vom Alten Königreich trennte – der Mauer, wo die Magie des Alten Königreichs tatsächlich begann und die moderne Technologie von Ancelstierre versagte.
    Dieser Nebel war von anderer Art als der im fernen Süden. Er war nicht weiß, sondern dunkelgrau wie Gewitterwolken und völlig unnatürlich. Er war aus Luft und Freier Magie gewoben und auf einem Hügel fern jeden Wassers entstanden. Er blieb bestehen und verbreitete sich trotz der Hitze dieses Nachmittags im Spätfrühling, die ihm längst den Garaus hätte machen müssen.
    Ungeachtet der Sonne und des leichten Windes zog der Nebel von der Hügelkuppe nach Süden und Osten und sandte dünne, zarte Fühler voraus. Etwa anderthalb Meilen vom Hügel entfernt breitete einer dieser Fühler sich zu einer Wolke aus, die sich hoch in die Lüfte erhob und den mächtigen Strom Ratterlin überquerte. Sobald sie die andere Seite erreicht hatte, machte sie es sich wie eine aufgedunsene Kröte am Ostufer bequem und stieß neuen Nebel hervor.
    Schon bald verhüllte der Nebel sowohl das Ostufer wie das Westufer des Ratterlin; nur auf den Fluss zwischen diesen beiden Nebelwänden schien noch die Sonne.
    Fluss und Nebel eilten den Langen Klippen entgegen, wenn auch mit sehr unterschiedlicher Geschwindigkeit. Der Fluss brauste dahin und wurde immer schneller, je näher er dem großen Wasserfall kam, wo er sich mehr als tausend Fuß in die Tiefe stürzte. Der Nebel hingegen war langsam und drohend. Er verdichtete sich und stieg höher empor, während er weiterwanderte.
    Ein paar Meter bevor er die Langen Klippen erreichte, verharrte er, blähte sich noch mehr auf und stieg unmittelbar über der Insel mitten im Strom am Rand des Wasserfalls noch höher. Es war eine Insel mit einer hohen weißen Mauer um ein Grundstück mit Haus und
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