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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel
Autoren: Garth Nix
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Gefühl, in eine endlose Galaxie von Sternen zu fallen. Doch hier waren die Sterne Chartersymbole, die zu einem großen Tanz verbunden waren, der weder Anfang noch Ende hatte und die Welt mit ihren Bewegungen enthielt. Sabriel kannte nur einen kleinen Bruchteil der Symbole, doch sie wusste, was sie tanzten, und spürte, wie die Reinheit der Charter sie überspülte.
    »Ein unbeflecktes Charterzeichen«, erklärte der Offizier laut. »Sie ist kein unreines Wesen oder Sendling.«
    Die Soldaten traten zurück, steckten die Säbel in die Scheiden und ließen die Sicherheitsverschlüsse einrasten. Nur der rotgesichtige Korporal rührte sich nicht. Immer noch starrte er Sabriel unverwandt an, als wüsste er nicht, was er von ihr halten sollte.
    »Die Vorführung ist zu Ende, Korporal!«, wies der Offizier ihn in barschem Tonfall und mit strengem Blick zurecht. »Sieh zu, dass du wieder in die Zahlmeisterei kommst. Du wirst noch seltsamere Dinge erleben, solange du hier bist – halte dich von ihnen fern, und du bleibst vielleicht am Leben!«
    Er zog die Reisepässe unter dem Gürtel hervor und händigte sie Sabriel aus. »Sie sind also Abhorsens Tochter. Ich bin Oberst Horyse, der Befehlshaber eines Teils der hiesigen Garnison – einer Truppe, die von der Armee gern als die Aufklärungseinheit des nördlichen Grenzbereichs bezeichnet wird, während alle anderen uns nur die Grenzscouts nennen. Wir sind eine bunte Mischung aus Ancelstierrern, denen es gelungen ist, ein Chartersymbol und ein wenig magisches Wissen zu erhalten.«
    »Erfreut, Sie kennen zu lernen, Sir«, entfuhr es Sabriel, so wie sie es in der Schule gelernt hatte. Sie wusste, dass es nach der Entgegnung einer Schülerin klang, und spürte, wie ihre Wangen rot anliefen.
    »Ebenfalls«, erwiderte der Oberst. »Darf ich Ihnen Ihre Skier abnehmen?«
    »Wenn Sie so gütig wären«, bedankte Sabriel sich förmlich.
    Der Oberst hob die Skier auf, band die Stöcke wieder daran, schloss die Bindungen, die aufgesprungen waren, und klemmte sich alles unter einen seiner muskulösen Arme.
    »Ich nehme an, dass Sie ins Alte Königreich wollen?«, fragte Horyse, nachdem er seine Last halbwegs ins Gleichgewicht gebracht hatte, und deutete auf das scharlachrote Zeichen an der gegenüberliegenden Seite des Paradeplatzes. »Wir werden das mit unserem Hauptquartier klären müssen – es gibt da einige Formalitäten. Aber das dürfte nicht lange dauern. Kommt Ihnen jemand entgegen? Vielleicht… Abhorsen?«
    Seine Stimme stockte flüchtig bei der Erwähnung Abhorsens, was bei einem so selbstsicheren Mann ein wenig seltsam war. Sabriel blickte ihn an und bemerkte, dass sein Blick vom Schwert an ihrer Seite zum Glockenbandelier über ihrer Brust huschte. Offenbar erkannte er Abhorsens Schwert und wusste von der Bedeutung der Glocken. Wenige trafen je einen Nekromanten, doch wenn, blieben ihnen die Glocken im Gedächtnis haften.
    »Kannten… kennen Sie meinen Vater?«, fragte Sabriel. »Er hat mich jedes Jahr zweimal besucht. Ich nehme an, dass er hier durchgekommen ist.«
    »Ja, da habe ich ihn gesehen«, antwortete Horyse, während sie um den Paradeplatz gingen. »Ich bin ihm das erste Mal schon vor mehr als zwanzig Jahren begegnet, als ich hier als Subalternoffizier stationiert war. Das war eine seltsame Zeit damals – eine sehr schlimme Zeit für mich und jeden in der Grenzzone.«
    Mitten im Schritt hielt er inne, dass seine Stiefel krachend aufsetzten. Wieder blickte er auf die Glocken, dann auf das Weiß von Sabriels Haut, das sich stark von der Farbe ihrer Haare abhob, die so schwarz waren wie der Teerbelag unter ihren Füßen.
    »Sie sind Nekromantin«, sagte er unverblümt. »Deshalb werden Sie wahrscheinlich verstehen. Dieser Grenzübergang hat zu viele Kämpfe, zu viele Tote gesehen. Ehe diese Narren im Süden alles unter ein zentrales Kommando stellten, wurde der Grenzübergang alle zehn Jahre zum jeweils nächsten Tor an der Mauer versetzt. Aber vor vierzig Jahren hat irgendein Bürokrat entschieden, dass es keine weiteren Versetzungen mehr geben sollte. Es sei eine Vergeudung öffentlicher Gelder. Seit damals besteht hier der einzige Übergang. Ohne Rücksicht darauf, dass im Lauf der Zeit eine solche Konzentration von Toten, vermischt mit Freier Magie, über die Mauer entweichen würde, dass kaum noch…«
    »Etwas tot blieb«, unterbrach Sabriel ihn leise.
    »Stimmt. Als ich hierher kam, fing es gerade an. Leichen wollten nicht mehr unter der Erde bleiben –
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