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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
Autoren: Stephen Chbosky
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Sam.
    »Ja. Weiß ich.«
    »Fang bitte nicht wieder an zu weinen.«
    »Okay.«
    »Ich will, dass du mir zuhörst.«
    »Okay.«
    »Weißt du, ich habe wirklich Angst, am College ganz allein zu sein.«
    »Echt?« Der Gedanke war mir noch gar nicht gekommen.
    »Genau wie du Angst hast, hier ganz allein zu sein.«
    Ich nickte.
    »Also schlage ich dir Folgendes vor: Wenn mir am College alles zu viel wird, rufe ich dich an, und wenn dir hier alles zu viel wird, rufst du mich an.«
    »Können wir uns Briefe schreiben?«
    »Natürlich.«
    Da musste ich wieder weinen. Manchmal spielen meine Gefühle einfach verrückt. Aber Sam blieb ganz ruhig.
    »Ende des Sommers bin ich wieder da, Charlie. Aber bevor wir uns den Kopf über die Zukunft zerbrechen, lass uns einfach diese letzte gemeinsame Woche genießen. Wir alle zusammen. Okay?«
    Ich nickte. Und beruhigte mich.

    Den Rest des Abends verbrachten wir mit Trinken und Musik hören, so wie immer, nur waren wir jetzt bei Peter, und eigentlich war es dort besser als bei Craig, weil Peter die bessere CD-Sammlung hat. Und um ein Uhr morgens fiel es mir dann plötzlich ein.
    »Mein Gott!«
    »Was ist denn, Charlie?«
    »Ich habe morgen Schule!«
    Ich glaube, die anderen hätten kaum lauter lachen können.
    Peter nahm mich mit in die Küche und kochte mir Kaffee, damit ich etwas nüchterner wurde und heimfahren konnte. Ich trank etwa acht Tassen, und nach gut zwanzig Minuten war ich startklar. Das Problem war nur, dass ich zu Hause so wach vom vielen Kaffee war, dass ich nicht einschlafen konnte. Und in der Schule fühlte ich mich dann, als ob ich sterben müsste. Zum Glück waren alle Arbeiten schon geschrieben, und wir taten den ganzen Tag nichts anderes, als Filme sehen. Da habe ich dann richtig gut geschlafen, und ich war auch ganz froh darüber, denn die Schule ist ohne meine Freunde nicht mehr diesselbe.
    Heute war es anders, weil ich heute im Unterricht nicht geschlafen und Sam und Patrick gestern auch nicht gesehen habe – sie waren mit ihren Eltern groß essen. Mein Bruder hatte ein Date mit einem der Mädchen, die bei der Abschlussfeier »gut aussahen«, und meine Schwester war mit ihrem Freund beschäftigt. Und Mom und Dad waren immer noch müde von der Familienzusammenkunft.
    Nachdem wir heute unsere Bücher abgegeben hatten, ließ fast jeder Lehrer die Schüler nur noch rumsitzen und
quatschen. Ich kannte so gut wie niemanden mehr, außer vielleicht Susan, aber seit unserer letzten Begegnung geht sie mir noch mehr aus dem Weg. Also habe ich nicht gerade viel geredet. Die einzige gute Stunde war die bei Bill, weil ich da mit Bill reden konnte. Es fiel mir ziemlich schwer, mich danach von ihm zu verabschieden, aber er sagte, es sei ja nicht für immer und ich könne ihn den ganzen Sommer über anrufen, wenn ich reden oder mir ein Buch leihen wollte, und da ging es mir schon etwas besser.
    Dieser Junge mit den krummen Zähnen namens Leonard nannte mich nach Bills Stunde draußen »Strebersau«, aber das machte mir nichts aus, weil er nicht verstanden hat, worum es eigentlich geht.
    Mein Mittagessen aß ich draußen auf der Bank, wo wir immer geraucht hatten. Danach steckte ich mir eine Zigarette an, und irgendwie hoffte ich, dass jemand eine von mir haben wollte, aber niemand kam.
    Nach der letzten Stunde dann waren alle guter Laune und schmiedeten gemeinsame Pläne für den Sommer. Und alle räumten ihre Spinde aus, indem sie die alten Unterlagen und Zettel und Bücher einfach auf den Boden warfen. Als ich an meinen Spind trat, bemerkte ich diesen dünnen Jungen, der das ganze Jahr über seinen Spind neben meinem gehabt hatte. Ich hatte mich nie wirklich mit ihm unterhalten.
    Also räusperte ich mich und sagte: »Hey, ich bin Charlie.«
    Und alles, was er sagte, war: »Ich weiß.«
    Dann schloss er seinen Spind und ließ mich stehen.
    Und so machte ich meinen Spind auf, packte meine ganzen Sachen in den Rucksack und lief über alte Bücher und
Unterlagen und Zettel nach draußen. Dann stieg ich in den Schulbus. Und jetzt schreibe ich Dir diesen Brief.
    Eigentlich bin ich wirklich froh, dass das Schuljahr vorbei ist, und ich möchte noch viel Zeit mit allen verbringen, ehe sie weggehen. Besonders mit Sam.
    Übrigens habe ich tatsächlich durchgehend Einser gekriegt. Mom war ziemlich stolz und hat mein Zeugnis an den Kühlschrank gehängt.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    22. Juni 1992
    Lieber Freund,
    Sams letzter Abend hier hat die ganze Woche wie einen Traum erscheinen lassen.
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