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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt
Autoren: Terry Pratchett
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voneinander entfernen, und wenn es für diese beiden Mächte der Finsternis praktisch keine weiteren, unabhängigen Indizien gibt, dann kann man die bevorstehende Veränderung geradezu riechen .
    Das Gros der Wissenschaft geht schrittweise vor, ein Teil aber radikaler. Newtons Theorie war einer der großen Durchbrüche in der Wissenschaft – kein Regenschauer, der die Oberfläche des Sees kräuselte, sondern ein intellektuelles Gewitter, das einen wütenden Sturm auslöste. Darwin und die Götter der Scheibenwelt handelt von einem weiteren intellektuellen Gewitter: der Evolutionstheorie. Darwin hat für die Biologie so viel geleistet wie Newton für die Physik, aber auf ganz andere Weise. Newton entwickelte mathematische Gleichungen, die es den Physikern ermöglichten, Zahlen auszurechnen und sie bis in viele Dezimalstellen zu überprüfen; es war eine quantitative Theorie. Darwin drückte seine Idee in Worten aus, nicht in Gleichungen, und sie beschreibt einen qualitativen Prozess, keine Zahlen. Dennoch war ihr Einfluss mindestens so gewaltig wie der von Newtons Theorie, möglicherweise sogar größer. Der von Darwin entfesselte Sturm wütet noch immer.
    Die Evolution ist also eine Theorie – eine der einflussreichsten, weitreichendsten und wichtigsten, die jemals entwickelt wurden. In diesem Zusammenhang lohnt sich der Hinweis, dass das Wort ›Theorie‹ oft in einem ziemlich abweichenden Sinn verwendet wird, nämlich für eine Idee, die zur Überprüfung vorgestellt wird. Genau gesagt müsste man das eine ›Hypothese‹ nennen, aber das ist ein so pingeliges, pedantisches Wort, dass die meisten Leute es lieber vermeiden. Sogar Wissenschaftler, die es besser wissen müssten. ›Ich habe eine Theorie‹, sagen sie. Nein, sie haben eine Hypothese. Es wird Jahre, vielleicht Jahrhunderte dauern, um daraus eine schlüssige Theorie zu machen.
    Die Evolutionstheorie war einst eine Hypothese. Jetzt ist sie eine Theorie. Ihre Gegner klammern sich an das Wort und vergessen seine doppelte Bedeutung. › Nur eine Theorie‹, sagen sie wegwerfend. Aber eine echte Theorie kann nicht so einfach abgetan werden, nachdem sie so vielen rigorosen Überprüfungen standgehalten hat. In dieser Hinsicht gibt es viel bessere Gründe, die Evolutionstheorie ernst zu nehmen als jede Erklärung des Lebens, die etwa auf religiöser Überzeugung beruht, denn die Religionen halten es nicht mit Widerlegungsversuchen. In diesem Sinne sind Theorien die solidesten, glaubhaftesten Teile der Wissenschaft. Sie sind alles in allem wesentlich glaubwürdiger als die meisten anderen Erzeugnisse des menschlichen Geistes. Was jene Leute also meinen, wenn sie ihren abfälligen Spruch aufsagen, müsste eigentlich ›nur eine Hypothese‹ lauten.
    Davon konnte in der Frühzeit der Evolutionstheorie die Rede sein, heute aber zeugt solch eine Haltung einfach nur von Ignoranz. Wenn überhaupt etwas eine Tatsache sein kann, dann die Evolution. Man muss sie zwar eher aus im Gestein abgelagerten Hinweisen schlussfolgern oder neuerdings aus dem Vergleich der DNS-Codes verschiedener Lebewesen, statt dass man sie mit bloßen Augen direkt in Echtzeit sieht, aber man braucht keinen Augenzeugenbericht, um aus Beweismaterial logische Schlüsse zu ziehen. Das Beweismaterial aus mehreren voneinander unabhängigen Quellen (wie Fossilien und der DNS) ist überwältigend. Die Evolution ist derart fest etabliert, dass ohne sie unser Planet überhaupt keinen Sinn ergibt. Lebewesen können sich im Laufe der Zeit verändern und tun das auch. Die Fossilbelege zeigen, dass sich die Lebewesen über größere Zeiträume hinweg wesentlich verändert haben, so weit, dass völlig neue Arten entstanden sind. Geringere Veränderungen können heute in Zeiträumen von nur einem Jahr beobachtet werden, bei Bakterien sogar binnen Tagen.
    Evolution findet statt .
    Was zu diskutieren bleibt, vor allem unter Wissenschaftlern, ist die Frage, wie die Evolution stattfindet. Wissenschaftliche Theorien entwickeln sich ihrerseits, passen sich an neue Beobachtungen, neue Entdeckungen an wie auch an neue Deutungen alter Entdeckungen. Theorien sind nicht in Steintafeln gemeißelt. Die größte Stärke der Wissenschaft liegt darin, dass Wissenschaftler, wenn sie mit ausreichenden Beweisen konfrontiert werden, ihre Meinung ändern. Nicht alle, denn Wissenschaftler sind Menschen und haben dieselben Schwächen wie wir alle, aber genug, damit die Wissenschaft vervollkommnet werden kann.
    Sogar heute gibt es
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