Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Zum ersten Mal in ihrem Leben stützte sie sich auf ihren Ältesten und ließ sich von ihm auf die Beine helfen. Er war in Sicherheit, und das war alles, was zählte.
    Nachdem sie die Kutsche verlassen hatten, hielt Domenic weiter den Arm um seine Mutter gelegt, als wüsste er, sie würde andernfalls zusammenbrechen. Dann riss Mikhail sie beide in die Arme, und Marguerida legte den Kopf an seine breite Schulter. So standen sie zu dritt da, umgeben von Bewaffneten und den Schreien der Verletzten. Etwas fehlte allerdings, und nachdem sich Marguerida eine Weile das müde Gehirn zermartert hatte, fiel ihr auf, dass das Geräusch der terranischen Schusswaffen verstummt war.
    Widerwillig ließ Mikhail sie los. »Wie kam dieser Mann in die Kutsche?”, verlangte er mit zorniger, aber fester Stimme zu wissen.
    »Er brach durch unsere Reihen und stürzte hinter ihnen zu Boden, Vai Dom. Wir … ich hielt ihn für tot, und es passierte gerade so viel …« »Verstehe”, sagte Mikha il, wobei er unbewusst einen Tonfall nachäffte, dessen sich Regis bedient hatte, wenn er ungehalten war. Er blickte über die Leichen von Terranern und Darkovanern hinweg, die über den Boden verstreut lagen. »Er war ein bisschen schlauer als seine Freunde. Alles in Ordnung mit dir, Caria ?« Seine Stimme hatte einen barschen Unterton, den sie gar nicht an ihm kannte, und sie sah ihn durchdringend an. Dann wurde ihr klar, dass er sich allein durch Willenskraft aufrecht hielt und dass sie seinetwillen nun stark sein musste.
    »Ja, Mik, es geht schon besser«, log sie absichtlich. Er wusste ebenfalls, dass es eine Lüge war, aber er nickte nur und drückte kräftig ihre Schulter. Domenic war immer noch neben ihr und hatte den Arm um ihre Mitte gelegt, und sie sah ihm ins Gesicht. Es war noch das vertraute Gesicht, das sie so gut kannte, aber es war nicht mehr die Person, die sie vor einigen Stunden in Carcosa begrüßt hatte. Der Junge war für alle Zeit verschwunden. Vor ihr stand nun ein Mann. Sie empfand Trauer, den tiefen Stachel des Verlusts, und sie wünschte, sie könnte das unschuldige Kind zurückholen, das sie so sehr geliebt hatte. Aber dafür war es zu spät.
    Der Himmel über ihr verdüsterte sich, und als Marguerida nach oben blickte, sah sie, dass große schwarze Wolken vor die Sonne zogen. Der Wind frischte auf, wirbelte in Böen um sie herum und entfachte die Flammen auf dem Hang neu. Etwas Dunkleres als Wolken tauchte am Himmel auf, eine ungleichmäßige, sich bewegende Masse. Unzählige Aaskrähen, von wer weiß woher angelockt durch den Geruch von Blut und Tod, stießen herab. Eine, die kühner als die übrigen war, hüpfte auf die Leiche des Mannes, den Domenic getötet hatte, und hackte blitzschnell den scharfen Schnabel ins weiche Fleisch der Wangen.
    Dann brach der Sturm los, und dicke Tropfen begannen über die Verwüstung auf der Straße und dem angrenzenden Hang zu peitschen. Der Wind trieb Marguerida den Regen ins Gesicht, und sie war fast augenblicklich völlig durchnässt.
    Doch der Wind schob das Unwetter rasch auf einer gleichmäßigen Bahn weiter, und der Guss war von gnädig kurzer Dauer, bevor er nachzulassen begann. Er prasselte auf die brennenden Bäume, die Lebenden und die Toten und spülte das Blut vom Boden, bevor er nach Osten abzog und nur noch den einen oder anderen Schauer zurückließ. Die Brände waren gelöscht, und das war gut so, denn die Überlebenden hätten nicht mehr die Kraft gehabt, einen wütenden Waldbrand zu bekämpfen.
    »Vater, oben auf dem Hügel sind immer noch ein paar Leute.« Mikhail nickte, Regen tropfte vo n seinem Gesicht. Er drehte sich um, hinter ihm standen sein Bruder Rafael und Donal, durchnässt und stumm wie Schatten. »Rafael, kümmerst du dich bitte darum, dass die Überlebenden zusammengetrieben werden? Dein Terranisch müsste für die Aufgabe ausreiche n. Lass sie möglichst schnell aussortieren. Wir schicken sie mit den Verwundeten nach Thendara zurück.« »Warum lassen wir sie nicht einfach an Lungenentzündung sterben?« Rafael Lanart
    Hastur meinte es nur halb im Scherz.
»Nein, das wäre wohl zu barbarisch.« »Da oben steht immer noch ein Flieger, und falls sie wieder zur Besinnung kommen, könnten sie fliehen«, sagte Domenic zu seinem Onkel, »Ich habe einen Flieger starten sehen, unmittelbar bevor der Kampf losging«, bemerkte Marguerida, und ihre Stimme klang fast so rau wie das Krächzen der Aaskrähen, die an die Toten heranzukommen versuchten.
»Das
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher