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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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meiner Hand.
   Ich wußte, wo ich war. Im höchsten Raum des Arilinn-Turmes innerhalb des Sicherheitsfeldes. Ein Mädchen in den weißen Schleiern einer Psi-Monitorin starrte mich mit aufgerissenen Augen an. Ich kannte sie. Sie hatte in meinem letzten Jahr dort gerade angefangen. Ich keuchte: »Lori! Schnell! Die Bewahrerin… «
   Sie verschwand, und ich ließ mich dankbar und halb besinnungslos auf den Boden neben Marjories stöhnenden Körper fallen.
   Wir waren auf dem Arilinn. Sicher. Und am Leben.
   Mir war es noch nie zuvor gelungen, mich telekinetisch zu bewegen, doch um Marjories willen hatte ich es geschafft.
   Das Bewußtsein schwand mir und kehrte zurück wie ein wallender grauer Vorhang. Ich sah, wie Callina Aillard auf mich herabblickte. In ihren grauen Augen stand Schmerz und Mitleid. Leise sagte sie: »Ich bin jetzt hier Bewahrerin, Lew. Ich werde tun, was ich kann.« Ihre Hand war mit grauer Seide isoliert. Sie streckte sie aus, ergriff die Matrix und warf sie rasch in das Feld eines Verdampfers. Das Nachlassen der Vibration dieser Matrix war ein Augenblick fast himmlischer Erleichterung, doch es hob auch die betäubende Wirkung der konzentrierten Anstrengung auf. Vorher hatte ich in der Hand Höllenpein verspürt, doch jetzt fühlte sie sich zerfetzt und wie in geschmolzenes Blei getaucht an. Ich weiß nicht, wie ich einen Schrei unterdrückt habe.
   Ich schleppte mich neben Marjorie. Ihr Gesicht war verzerrt, doch als ich sie ansah, entspannte es sich und wurde friedlich. Sie war in Ohnmacht gefallen, und das war gut so. Die Feuer, die meine Hand in eine üble, schwärzliche Masse verwandelten, hatten sie inwendig verbrannt, als sich die Sharra durch das Tor zurückzog. Ich wagte mir nicht auszumalen, was sie gelitten haben mußte und erleiden würde, wenn sie am Leben blieb. Hilfesuchend sah ich Callina an und las dort, was sie mir in ihrer Sanftheit nicht hatte sagen wollen.
   Callina kniete sich neben uns und sagte mit einer Zartheit, wie ich sie noch niemals bei einer Frau gehört hatte: »Wir werden versuchen, sie für dich zu retten, Lew.« Doch ich sah, wie die zarten, bläulichen Energieströme schwächer und schwächer pulsierten. Callina hob Marjorie in ihre Arme und hielt ihren Kopf gegen die Brust. Marjories Züge flackerten einen Moment lang noch einmal in erneutem Schmerz auf. Dann brannten sich ihre Augen in meine: golden, triumphierend, stolz. Sie lächelte, flüsterte meinen Namen, legte friedlich ihren Kopf an Callinas Brust und schloß die Augen. Callina beugte weinend den Kopf, und ihr langes schwarzes Haar fiel wie ein Trauermantel über Marjories entspanntes Gesicht.
   Mir schwanden die Sinne. Ich ließ das Feuer in meiner Hand auf meinen gesamten Körper übergreifen. Vielleicht konnte auch ich sterben.
   Aber selbst dieses bißchen Gnade gab es nirgendwo im ganzen Universum.

Epilog
Der Kristallsaal, hoch oben im Schloß Comyn, war der repräsentativste Raum im ganzen Schloß. Ein gleichmäßiges blaues Licht drang durch die Wände. Grüne, scharlachrote und violette Blitze durchzuckten sie und wurden von den zahlreichen Prismen reflektiert. Es war wie mitten im Herzen eines Regenbogens, dachte Regis und fragte sich, ob man sich zu Ehren des terranischen Legaten hier traf. Gewiß sah der Legat auch entsprechend beeindruckt aus. Nicht vielen Terranern war es bislang gestattet worden, den Kristallsaal zu sehen.
   »… abschließend, meine Lords, möchte ich erklären, welche Vorkehrungen wir getroffen haben, damit das Abkommen auf dem gesamten Planeten durchgesetzt werden kann«, sagte der Legat, und Regis wartete, bis der Übersetzer die Worte in Casta für die Comyn und versammelten Edlen wiederholt hatte. Regis, der terranisches Standard verstand und ihn hier zum ersten Male vernahm, dachte über den jungen Übersetzer nach, Dan Lawton, jener rothaarige Halb-Darkovaner, den er auf dem Raumhafen getroffen hatte.
   Lawton hätte ebensogut auch auf der anderen Seite stehen können und diese Rede anhören können, anstatt sie für die Terraner zu übersetzen. Ob er wohl seine Entscheidung bereute? Es war leicht zu erraten: Keine Entscheidung zieht nicht ein gewisses Bedauern nach sich. Regis dachte an seine eigene.
   Es war immer noch Zeit. Sein Großvater hatte ihm drei Jahre abgerungen. Aber er wußte, daß für ihn die Frist schon abgelaufen war.
   Dan Lawton beendete gerade die Rede des Legaten.
   »… jedes Individuum, das in
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