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DARKNET

DARKNET

Titel: DARKNET
Autoren: Daniel Suarez
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der ihr einfiel, war jetzt tot oder vermisst. Zwar waren Hunderte Polizeibeamte und FBI -Agenten auf der Beerdigung, aber die hatten keine Ahnung, wie gefährlich diese Leute waren. Und all die Unschuldigen in der Menge? Wollte sie wirklich eine Konfrontation herbeiführen? Aber die Daemon-Agenten waren aus einem bestimmten Grund hier. Sie musste etwas tun.
    Da erst bemerkte Philips, dass ihr Handy keinen Empfang hatte.
    «Es gehört sich nicht, auf einer Beerdigung zu telefonieren.»
    Philips blickte auf und sah einen Mann in den Zwanzigern: dunkler Anzug, Mantel und schwarze Handschuhe. Aus seiner Brusttasche hing eine FBI -Marke, was ihn wie einen übereifrigen Nachwuchsbeamten aussehen ließ. Sie erkannte ihn sofort. Mit seinem kurzgeschorenen Haar unterschied er sich nicht von einem Dutzend anderer junger FBI -Agenten in der Menge, und er trug auch keine Brille. Aber seine Pupillen hatten einen Perlmuttschimmer – offenbar Kontaktlinsen.
    Es war der Kerl, der das Hauptquartier der Daemon-Taskforce zerstört und ihre gesamten Leute umgebracht hatte. Es war Roy Merritts Mörder. Der hochrangigste bekannte Daemon-Agent.
    «Loki.»
    Er kam ruhig auf sie zu, ließ dabei den Blick über die Menge schweifen. «Soweit ich weiß, hatte Roy nicht viel Familie. Wer zum Teufel sind all diese Menschen?»
    «Es war ein Fehler von Ihnen hierherzukommen.»
    «Schauen Sie doch – echte Tränen auf den Gesichtern. Ich glaube nicht, dass Sie oder ich so viele Leute mobilisieren würden, Doctor. Was ist nur an diesem Roy Merritt, das alle dermaßen beeindruckt?»
    Philips funkelte ihn wütend an. «Es hat mit dem Dienst an anderen zu tun – klar, dass Sie das nicht verstehen.»
    Er schwieg einen Moment. «Ich diene einem höheren Ziel.»
    «Sie sind ein Massenmörder, der sich einem toten Irren zu Füßen wirft.»
    «Ach ja?» Er bemerkte, dass sie immer noch auf den Tasten ihres Handys herumdrückte. «Sparen Sie sich die Mühe. Es wird gejammt.»
    Philips ließ die Hand mit dem Handy sinken. «Warum sind Sie mit Ihren Leuten hier?»
    «Es sind nicht meine Leute. Sie sind von sich aus hergekommen. Aufnahmen von der Beerdigung gehen per Simultanübertragung raus ins Darknet. Weltweit verfolgen Hunderttausende dieses Event.»
    «Warum? Um sich an ihrem Sieg zu weiden?»
    Er sah sie von der Seite an. «Werden Sie nicht sarkastisch, Doctor. Das war kein Sieg. Für sie ist Roy Merritt der berühmte Brennende Mann. Ein würdiger Gegner, dessen Ruhm sich viral verbreitet hat. In einem Netzwerk passieren unvorhersehbare Dinge. Die Leute sind hier, um ihm die letzte Ehre zu erweisen – und um seinen Mörder zu finden.»
    Sie dachte zuerst, er wolle sich über sie lustig machen, aber er wirkte ernst. «Wenn dem so ist, wie werden sie dann reagieren, wenn sie dahinterkommen, dass
Sie
Roy getötet haben?»
    Er lächelte grimmig. «Die wissen alle, was passiert ist. Die Einzige, die keine Ahnung hat, sind Sie.» Er musterte sie, zeigte dann auf ihre getönte Brille. «Was ist mit Ihren Augen, Doctor? Hornhautschaden? Sie müssen ganz schön dicht dran gewesen sein.»
    Die Anspielung auf das Inferno von Gebäude 29 erfüllte sie mit Wut. «Um uns herum sind Hunderte Polizeibeamte. Diesmal entkommen Sie nicht.»
    «Dachten Sie, ich verstecke mich? Haben Sie das erwartet? Wissen Sie, Doctor, ich habe es nicht mehr nötig, mich zu verstecken. Außerdem wäre es doch eine Schande, Roy Merritts Andenken zu beschmutzen, indem man seine Beerdigung in einem Massaker enden ließe.»
    Sie musterte sein Gesicht und befand, dass er nicht bluffte. «Wir werden Ihnen das Handwerk legen.»
    «Sie können doch nicht mal Kids daran hindern, Musik zu klauen. Wie wollen Sie
mir
das Handwerk legen? Feds übernehmen sich immer. Und selbst wenn Sie mir das Handwerk legen könnten?» Er zeigte auf die Daemon-Agenten, die sich weiter durch die Menge bewegten. «Die würde das nicht aufhalten.»
    «Früher oder später werden wir die Schwachstelle des Daemon finden und ihn vernichten. Wenn Sie mir helfen, werde ich dafür sorgen, dass Sie mildernde Umstände kriegen.»
    «Sie haben wirklich keine Ahnung, was läuft, hm? Sie sind wie Merritt. Unerschütterlich im Glauben. Sie hätten auf Jon Ross hören sollen: Traue nie einer Regierung.»
    Er bemerkte den schockierten Gesichtsausdruck, den sie einen Moment lang nicht unterdrücken konnte. «Sie wussten doch, dass der Major Sie bespitzelt? Ich brauchte nur sein Überwachungssystem anzuzapfen, um alles
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