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Darf's ein Küsschen mehr sein?

Titel: Darf's ein Küsschen mehr sein?
Autoren: R Gibson
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das Hennessy’s. Letztere war schon länger in Familienbesitz, als er auf der Welt war. Das Hennessy’s, die Bar, in der Maddies Mutter gearbeitet hatte. Wo sie Loch Hennessy kennengelernt hatte und wo sie gestorben war.
    Als hätte er ihren Blick gespürt, sah er von den Schürzenbändern auf. Wenige Meter von Maddie entfernt blieb er stehen, und ihre Blicke trafen sich. Prompt verschluckte sie sich an dem Gin, der ihr im Halse stecken blieb. Von seinem Führerscheinfoto wusste sie, dass er blaue Augen hatte, doch in natura war es eher ein tiefes Türkis. Wie das Karibische Meer, und ihn ihren Blick erwidern zu sehen war ein Schock für sie. Sie ließ das Glas sinken und hielt sich die Hand vor den Mund.
    Die letzten Klänge des Honky-Tonk-Songs erstarben, während er sich die Schürze fertig zuband und näher trat, bis sie nur noch wenige Meter Mahagoniholz voneinander trennten. »Geht’s wieder?« Seine tiefe Stimme durchdrang den Lärm um sie herum.

    Sie schluckte und hustete ein letztes Mal. »Ich glaube schon.«
    »Hallo, Mick«, rief ihm die Blondine auf dem Nachbarhocker zu.
    »Hallo, Darla. Wie läuft’s denn so?«
    »Könnte besser sein.«
    »Ist das nicht immer so?«, fragte er mit einem Blick auf die Frau. »Hast du vor, dich heute anständig zu benehmen?«
    »Du kennst mich doch.« Darla lachte aufreizend. »Vor hab ich das immer. Aber ich lass mich gern zu Unanständigkeiten überreden.«
    »Deinen Slip behältst du heute aber an, ja?«, entgegnete er und zog süffisant eine dunkle Augenbaue hoch.
    »Bei mir weiß man nie.« Sie beugte sich vertraulich vor. »Ich bin unberechenbar. Manchmal stell ich verrückte Sachen an.«
    Nur manchmal? Sich selbst eine Geburtstagskarte zu kaufen, um sie vom eigenen Freund unterschreiben zu lassen, deutete auf eine passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung hin, die schon an völlig durchgeknallt grenzte.
    »Behalt einfach nur deinen Slip an, damit ich dich nicht wieder auf dem nackten Hintern rausschleifen muss.«
    Wieder? War das schon mal passiert? Hastig trank Maddie einen Schluck und ließ den Blick über Darlas beachtliches Hinterteil gleiten, das in eine Wrangler-Jeans gequetscht war.
    »Ich wette, das würdet ihr alle gern sehen!«, flötete Darla und warf affektiert ihr Haar nach hinten.
    Zum zweiten Mal am Abend verschluckte sich Maddie an ihrem Cocktail.

    Micks tiefes Lachen zog Maddies Aufmerksamkeit auf das belustigte Blitzen in seinen erstaunlich blauen Augen. »Brauchen Sie ein Glas Wasser, Schätzchen?«, fragte er besorgt.
    Sie schüttelte den Kopf und räusperte sich.
    »Ist der Drink zu stark?«
    »Nein. Alles in Ordnung.« Sie hustete ein letztes Mal und stellte ihr Glas auf der Theke ab. »Ich hatte nur gerade eine Horrorvision.«
    Sein Mund verzog sich zu einem wissenden Lächeln, und es zeigten sich seine Wangengrübchen. »Ich habe Sie hier noch nie gesehen. Sind Sie auf der Durchreise?«
    Energisch verdrängte sie das Bild von Darlas fettem nacktem Arsch aus ihrem Kopf und konzentrierte sich auf den Grund, warum sie hier im Mort’s saß. Sie hatte damit gerechnet, Mick auf Anhieb nicht leiden zu können. Fehlanzeige. »Nein. Ich habe draußen in der Red Squirrel Road ein Haus gekauft.«
    »Schöne Gegend. Direkt am Seeufer?«
    »Ja.« Sie fragte sich, ob Mick mit dem Aussehen auch den Charme seines Vaters geerbt hatte. Nach allem, was Maddie über Loch Hennessy hatte in Erfahrung bringen können, hatte er die Frauen mit wenig mehr als einem Blick in ihre Richtung ins Bett gekriegt. Ihre Mutter war seinem Charme jedenfalls gnadenlos verfallen.
    »Dann verbringen Sie den Sommer hier?«
    »Ja.«
    Er legte den Kopf schief und musterte ihr Gesicht. Sein Blick glitt von ihren Augen zu ihrem Mund und verweilte mehrere Herzschläge dort, bevor er wieder aufsah. »Wie heißen Sie, Rehauge?«

    »Maddie«, antwortete sie und hielt den Atem an, während sie darauf wartete, dass er sie mit der Vergangenheit in Verbindung brachte. Mit seiner Vergangenheit.
    »Nur Maddie?«
    »Dupree«, antwortete sie und benutzte ihr Pseudonym.
    Am Ende der Theke rief jemand nach ihm, und er schaute kurz hin, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf sie richtete. Dann schenkte er ihr ein ungezwungenes Lächeln. Eins von denen, die seine Grübchen zum Vorschein brachten und sein männliches Gesicht weicher machten. Er wusste nicht, wer sie war. »Ich bin Mick Hennessy.« Die Musik setzte wieder ein, und er sagte: »Willkommen in Truly. Vielleicht sehen wir uns ja
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