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Damon Knights Collection 2

Damon Knights Collection 2

Titel: Damon Knights Collection 2
Autoren: Damon Knight
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dich, Mary.« Dann starrte er den Haufen Dorfbewohner hochmütig an und schritt davon. Aber es widerstrebte ihm, den Wald zu verlassen, in dessen wirren Schatten er, abseits des Weges und des Baches, über eine Stunde herumlungerte, ehe er in Richtung Dorf zurückging.
    Seltsame Stille lag über dem Land. Kein Lüftchen regte sich. Die Dorfbewohner zogen ohne das übliche Singen und Plaudern in kleinen Gruppen zum Wald. Er vernahm kein Vogelgezwitscher. Dann hörte er, als er sich dem Dorf näherte, eine Frauenstimme, schrill vor Kummer und Zorn. Es war Mary.
    »Was für Mördergesetze habt ihr denn hier, du und dein Krüger, du glattrasierter Blutsäufer?«
    Dann von Lankenaus Stimme, besänftigend und undeutlich hinter den Hütten, und dann wieder Mary schmerzerfüllt: »Oh, meine süßen weißen Täubchen! Ihr armen Lieblinge, ihr armen Lieblinge, ich werde euch alle von hier fortbringen. Das wirst du mir büßen! Das wirst du mir büßen!«
    Sie brach in lautes Summen aus, kam zum Vorschein und rannte zum Hügel. Ihr langes Haar flatterte hinter ihr her, ihr sonst so liebliches Gesicht war schrecklich verzerrt und drohend. Kinross bemerkte mit neuem Schrecken, daß die schwarzen Gnomen vom Hügel in das Talbecken eingedrungen waren und um das Dorf herumwimmelten. Sie machten der rasenden Frau Platz, und auf einmal erhoben die Vögel ihre Stimmen, ohrenbetäubend, und stürzten sich in Riesenschwärmen krächzend und kreischend auf die schwarzen Dinger.
    Kinross schaute unschlüssig umher. Niemals hatte er die Sonne der Krügerwelt wärmer und lächelnder gesehen, niemals die Blumen üppiger, die Bäume fruchtbeladener. Zu seinen Füßen wölbte sich der Boden und brach auf, und ein rothütiger Pilz stieß hervor, wuchs und entfaltete sich zusehends. Von Lankenau kam, Sorgenfalten auf dem glattrasierten Gesicht, aus dem Troß der Hütten zu Kinross. Ehe er etwas sagen konnte, rief Garcia aus der Richtung des Waldes, und sie sahen ihn auf sie zurennen.
    »Mit den Dorfbewohnern stimmt irgend etwas nicht«, erzählte er keuchend von Lankenau. »Sie folgen nicht dem Ritus. Sie gehorchen mir nicht.«
    »Was tun sie denn?« fragte von Lankenau.
    »Nichts. Sie stehen einfach herum. Aber irgendwie gefällt mir das nicht, frag mich nur nicht, warum.«
    »Etwas von wirklich ungeheurer Bedeutung ist geschehen, Joe. Ich weiß nicht, was … Ich wollte gerade Mister Kinross nach seiner Meinung fragen. Diese Tauben … aber du hast recht, wir müssen die Dorfbewohner wieder in ihre Hütten und in die Obstgärten schaffen. Vielleicht hilft uns Mister Kinross dabei.«
    »Woher wissen Sie, daß ich nicht den Rattenfänger spiele und sie einfach aus der Krügerwelt hinausführe?« fragte Kinross, dessen Gedanken sich verhedderten.
    »Vielleicht wäre das jetzt das Barmherzigste. Ich weiß es wirklich nicht, Mister Kinross. Aber wir wollen sehen, was sich machen läßt.«
    Ein ferner Schrei drang aus dem dunklen Wald, wiederholte sich, eine Salve von Schreien.
    »Silvas Stimme!« rief Garcia. »Por Dios, was jetzt?«
    Er rannte zum Wald. Kinross und von Lankenau folgten ihm. Das Geschrei verstummte plötzlich.
    Auf der Lichtung standen die Dorfbewohner in schweigenden Gruppen zu beiden Seiten des Steinpodests und auch sonst ringsherum. Auf dem Altar lag die zusammengesunkene, zerbrechliche Leiche des alten Portugiesen. Sein Kopf war fürchterlich zermalmt.
    Garcia fluchte leise auf Spanisch. Von Lankenau sagte nachdenklich: »Solange die Krügerwelt noch besteht … muß ich es fertigbringen, es zu verstehen. Ich muß!« Eine dunkle Erinnerung juckte in Kinross’ Fingern.
    »Kinross«, flüsterte es direkt hinter ihren Köpfen. Die Männer wirbelten gleichzeitig herum, konnten aber nichts erblicken.
    Das Flüstern fuhr fort, immer noch hinter ihren Köpfen, so daß sie nochmals herumwirbelten, vergeblich. »Vielen Dank, Kinross, daß du mich gelehrt hast, wie ich meinen Durst stillen kann. Meinen schrecklichen Durst. Ich werde meine Welt vom Durst befreien. Kinross, mit deiner Hilfe.«
    Von Lankenau ergriff Kinross’ Arm mit eisernen Fingern. »Was haben Sie getan, Kinross?« flehte er. »Sagen Sie es mir. Ich muß es wissen. Was haben sie getan ?«
    »Das werden Sie nie erfahren«, sagte Kinross schroff.
    »Schauen Sie sich um.«
    Die Männer drehten sich nochmals um. Die Dorfbewohner hatten sich zu einer Meute zusammengerottet, deren Front sie langsam umzingelte. Von Lankenau befahl ihnen mit peitschender Stimme vergebens
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