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Damon Knight's Collection 05 (FO 09)

Damon Knight's Collection 05 (FO 09)

Titel: Damon Knight's Collection 05 (FO 09)
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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sein würde, wenn sie nicht vier Wände umgeben würden.
    Also brachte er sie hinein, wo sie ihren Blumenhut abnahm und in eine Schüssel mit Wasser steckte.
    Dann drehte sie sich zu ihm um und sagte: »Sag mir, was ich tun muß, Mr. Ralph. Ich weiß nicht, was ich für dich tun kann.«
    »Für uns, Kind«, meinte er. »Was wir tun – was immer wir von nun an tun, ist für uns. Für uns beide zusammen.«
    »Es ist schön, wie du das sagst. Sag mir, was ich tun soll.«
    »Du mußt nichts tun, als dich lieben zu lassen und wieder Liebe zu geben, wie du gerade magst. Alles, was du möchtest und tust, ist gut, weil du meine Frau bist und weil ich dein Mann bin.«
    »Ist es falsch, wenn ich mir wünsche, daß du mich hier anfaßt?« fragte sie. Mit niedergeschlagenen Augen berührte sie ihre Brüste. »Es ist, als ob ich platze, ich bin so voller Liebe zu dir; Mr. Ralph. Ich hätte nie gedacht – damals, daß –«
    Er unterbrach sie und küßte sie.
     
    Als Ring hatte er etwas Gras zusammengewunden. Wenn er auseinanderfiel oder zerbrach, machte er ihr einen neuen. Manchmal empfand er das, als ob auf diese Weise ihre Schwüre erneuert würden.
    Jahre später suchte er einmal nach einem Bleistift und fand in ihrer Kommode eine Sammlung Hunderter trockener Grashalme. Sie hatte jeden dieser abgetragenen Ringe aufgehoben. Sie bewahrte sie in einem billigen Kästchen mit lederartigem Plastiküberzug auf, auf dem in verrückten Schriftzügen »Mein Schmuckkasten« stand. Das war ihr Schmuck, ihr einziger Schatz.
     
    Manchmal fragte er Siss plötzlich drängend: »Bist du mein Freund?« Sie pflegte dann zu erwidern: »Ja, hast du das nicht gewußt?« und dann war er beschämt, aber ebenso erleichtert, und sein Herz klopfte, weil sie mehr als nur ja gesagt hatte.
    Frauen sind eine Rasse für sich, hatte ihm früher einmal ein Freund erzählt. »Aber«, so fügte Rolfe hinzu, »das hier ist lächerlich.« Zwei unterschiedlichere Seelen als er und Siss konnte es kaum geben.
    Schön und gut, das hätte wichtig sein können, solange er noch die ganze Welt zur Auswahl gehabt hatte. Angenommen, sie wäre so ein egozentrischer, strohköpfiger Teenager gewesen, wie hätte er es wohl dann bei ihr ausgehalten? Sie hätte auch ein altes Weib, eine Vettel sein können, verlebt, fett, krank, verkrüppelt. Du hast verdammtes Glück gehabt, Martin Rolfe; Mr. Ralph, Sir!
    Sexuell verstanden sie sich zum Beispiel. Reichte das aber aus? Außer für kleine, kurze Zeitabschnitte wohl kaum. Aber jene kleinen, kurzen Zeitabschnitte sind recht wichtig, oder etwa nicht, Marty? Sogar kostbar. Jeder einzelne für sich eine potentielle Empfängnis, ein möglicher Mensch.
    Auf der anderen Seite aber, nein. Es reichte nicht.
    Da sie jedoch ihr ganzes Dasein darauf verwandte, ihm zu gefallen, es ihm recht zu machen, lernte sie ganz nebenbei, akzeptable Sätze zu erwidern, was ihre Liebesbeziehung befriedigender gestaltete. Sein Magen schmerzte weniger häufig.
    Mit Ausprobieren und Fehlern und mit großem Eifer, wie sie auch sonst alles lernte, fand sie mit nahezu verblüffender Intelligenz heraus, mit welchen Worten sie ihn im Bett erfreuen konnte. Sie murmelte Worte der Zuneigung, des Beifalls, der Überraschung, der Freude und Verspieltheit, mitunter schockierte sie auch bei passender Gelegenheit. Sie lernte ihr Lachen zu modulieren, bis es nicht mehr gewöhnlich und rauh klang. Sie entdeckte, daß einige wenige Worte, ernsthaft und sorgfältig gesprochen, ihrer beider Glück mehr beeinflußten als Geplapper oder grammatikalisch falsche Ausrufe.
    Ihre physischen Reaktionen, die denen einer Sklavin dem geliebten Herrn gegenüber glichen, hatten ihn schon immer erfreut. Sie hatte allerdings eine nicht abzugewöhnende Eigenart – regelmäßig, wenn sie zum Höhepunkt gelangte oder glaubte, er sei soweit, rief sie »Gelobt sei Gott!«
     
    Sie hatte ihn einmal gebeten, ihr von seinem Leben zu erzählen.
    »Was denn?« fragte er.
    »Alles!« sagte sie.
    »Da gäbe es vieles zu erzählen.«
    »Dann eben alles, was du erzählen magst, Mr. Ralph.«
    Ohne weitere Einleitung wollte er eben beginnen: »Ich war sechzehn, als ich das erste Mädchen küßte. Schrecklich alt …«
    Er hatte es immer als Schande empfunden, daß er so lange ungeküßt geblieben war, und hatte das bislang auch noch nie gebeichtet. Erst Jahre später fand Siss den Mut zu sagen: »Einmal, Mr. Ralph, hast du mir erzählt, daß du deinen ersten Kuß erst mit sechzehn bekommen hast, und das
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