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Daddy Langbein

Daddy Langbein

Titel: Daddy Langbein
Autoren: Jean Webster
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Kristallquellenfarm gehen und Brathuhn und Waffeln zum Abendessen haben und uns von Herrn Kristallquelle in seinem Wagen heimfahren lassen. Wir müssen eigentlich um sieben Uhr innerhalb des Campus sein, aber wir werden heute nacht einen Punkt zugeben und es acht werden lassen. Leben Sie wohl, gütiger Herr .
    Ich habe die Ehre, mich zu unterzeichnen als Ihr alleruntertänigster, pflichteifrigster
    getreuester und gehorsamster Diener
    J. Abbott.

5. März.

    Lieber Herr Aufsichtsrat!

    Morgen ist der erste Mittwoch des Monats — ein höchst mühseliger Tag fürs John-Grier-Heim. Wie erleichtert werden sie sein, wenn es fünf Uhr ist und Ihr sie auf die Köpfe tätschelt und Euch hinweg begebt! Hast Du (als Einzelperson) mich je auf den Kopf gepatscht, Daddy? Ich glaube nicht. In meiner Erinnerung gibt es nur dicke Aufsichtsräte.
    Sag dem Heim meine Grüße, bitte — meine wirklich herzlichen Grüße. Ich habe geradezu ein Gefühl der Zärtlichkeit, wenn ich durch den Dunst von vier Jahren dorthin zurückdenke. Als ich zuerst ins College kam, grollte ich, weil mir die normale Kindheit geraubt worden war, die andere Mädchen gehabt hatten; aber jetzt fühle ich gar nicht mehr so. Ich betrachte es als ein ganz ungewöhnliches Abenteuer. Ich habe dadurch eine Art Vorsprung gewonnen, von dem aus ich beiseitetreten und das Leben betrachten kann. Indem ich gleich erwachsen auftauchte, bekomme ich eine Perspektive der Welt, die anderen Leuten fehlt, die inmitten von allem Geschehen aufwuchsen.
    Ich kenne viele Mädchen (zum Beispiel Julia), die nie wissen, daß sie glücklich sind. Sie sind das Gefühl so gewohnt, daß ihre Sinne dagegen abgestumpft sind; aber was mich betrifft — ich bin jeden Augenblick meines Lebens ganz sicher, daß ich glücklich bin. Und ich werde es auch bleiben, gleichgültig, was für unangenehme Dinge sich ereignen mögen. Ich werde sie (einschließlich Zahnweh) als interessante Erlebnisse betrachten und froh sein, zu wissen, wie sie sich anfühlen. „Was für ein Himmel auch über mir sein mag, ich habe ein Herz für jedes Geschick.“
    Aber diese neue Liebe für das J. G. H. darfst Da doch nicht zu wörtlich nehmen, Daddy. Wenn ich, wie Rousseau, fünf Kinder habe, werde ich sie nicht auf der Treppe eines Waisenhauses lassen, um sicher zu sein, daß sie einfach erzogen werden.
    Sag Mrs. Lippett meine besten Grüße (das entspricht, glaube ich, der Wahrheit; herzlich wäre schon ein wenig zu viel) und vergiß nicht, ihr zu erzählen, was für einen schönen Charakter ich entwickelt habe.
    Herzlichst
    Judy.

Lock Willow,
    4. April.

    Lieber Daddy!

    Hast Du den Poststempel festgestellt? Sallie und ich verschönen Lock Willow mit unserer Anwesenheit während der Osterferien. Wir haben beschlossen, das beste , was wir mit unseren zehn Tagen anfangen können, sei, wohin zu gehen, wo es still ist. Unsere Nerven waren an einem Punkt, wo sie eine weitere Mahlzeit in Fergussen nicht mehr aushielten. In einem Raum mit 400 Mädchen zu essen, ist eine Prüfung, wenn man müde ist. Es ist so ein Krach, daß man die Mädchen gegenüber am selben Tisch nicht versteht, wenn sie ihre Hände nicht zu Trichtern formen und hineinbrüllen. Das ist nicht gelogen.
    Wir laufen über die Hügel und lesen und schreiben und haben es gut und erholsam. Wir erstiegen heute früh den „Himmelsberg“, wo Master Jervie und ich einmal Abendessen kochten —; es scheint kaum möglich, daß das erst zwei Jahre her ist. Ich konnte immer noch die Stelle erkennen, wo der Rauch unseres Feuers die Felsen geschwärzt hat. Es ist komisch, wie bestimmte Orte sich mit bestimmten Menschen verbinden, man kehrt nie zurück, ohne an sie zu denken. Ich fühlte mich ohne ihn ganz verlassen — zwei Minuten lang.
    Was glaubst Du, ist meine neueste Tätigkeit, Daddy? Du wirst mich für unverbesserlich halten — ich schreibe ein Buch. Ich begann es vor drei Wochen und verzehre es in Riesenstücken. Ich habe das Geheimnis erfaßt. Master Jervie und der Herausgebermann hatten recht: man bat am meisten Überzeugungskraft, wenn man über Dinge schreibt, die man kennt. Und dieses Mal ist es über etwas, was ich kenne — restlos. Rate, wo es spielt? Im John-Grier-Heim! Und es ist gut, Daddy, ich glaube es wirklich — es geht nur um die winzigen kleinen Dinge, die jeden Tag Vorkommen. Ich bin jetzt ein Realist. Ich habe die Romantik aufgegeben. Aber ich werde später zu ihr zurückkehren, wenn einmal meine eigene abenteuerliche Zukunft
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