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Cupido #1

Cupido #1

Titel: Cupido #1
Autoren: Jilliane Hoffman
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hatte sie noch darüber nachgedacht, mit Michael zusammenzuziehen, aber jetzt ...
    Zu viele Gedanken schossen ihr durch den schmerzenden Kopf. Wie lange musste sie warten, bis sie noch ein Aspirin nehmen durfte? Sie stand auf und ging durchs Wohnzimmer zur Wohnungstür, um nachzusehen, ob sie verriegelt war. Als sie einen Blick durch den Spion warf, rechnete sie fast damit, den fetten Marvin nackt vor ihrer Tür hocken zu sehen, in der einen Hand einen Kaffeebecher, in der anderen eine Topfpflanze. Doch draußen stand niemand, und im Gang war es dunkel.
    Chloe versicherte sich, dass die Tür zweimal abgeschlossen war, dann klebte sie einen Streifen Paketband von innen über den Postschlitz, damit Marvins Wurstfinger ja keinen Spalt aufdrücken könnten, durch die sein gieriger Blick in ihre Wohnung fände. Gleich morgen früh würde sie ein Brett darüber nageln und ein Postfach beantragen.
    Sie beeilte sich, um in die Kühle ihres Schlafzimmers zurückzugelangen. Dort angekommen, schloss sie die Tür. Dann suchte sie noch einmal die Decke ab, um sicherzugehen, dass Marvin kein neues Hobby hatte – Heimwerken zum Beispiel. Doch nachdem sie keine Löcher in der Decke und auch sonst nichts Ungewöhnliches entdecken konnte, zappte sie noch ein bisschen durch die Kanäle, bis sich das Pochen in ihrem Kopf legte. Draußen grollte ein Donner, und die Lichter flackerten. Das Gewitter hörte sich heftig an – vielleicht gab es heute Nacht noch einen Stromausfall. Sie schaltete den Fernseher und das Licht aus, rollte sich in ihrem Bett zusammen und lauschte den Tropfen, die gegen ihr Fenster klatschten. Noch trommelte der Regen sanft, beruhigend, doch Chloe ahnte, dass in kurzer Zeit Sturzbäche herunterpladdern würden. Umso besser. Vielleicht würde ein Wolkenbruch die Dinge ein bisschen abkühlen – diese Hitzewelle war unerträglich gewesen.
    Körperlich und seelisch erschöpft, fiel sie endlich in tiefen Schlaf. Sie war gerade mitten in einem seltsamen und komplizierten Traum über ihr Examen, als sie über sich die heisere, gedämpfte Stimme hörte:
    «Hallo, Beany. Wie geht es meinem großen Mädchen in der großen Stadt? Wollen wir ein bisschen Spaß haben?»

 
     
7.
     
     
    Es war so leicht gewesen, durch das Wohnzimmerfenster mit dem kaputten Riegel in ihr Apartment zu steigen. Mittlerweile regnete es in Strömen, und er war klatschnass geworden. In dem stockdunklen Zimmer mit den zugezogenen Vorhängen sah man die Hand vor Augen nicht. Kein Problem: Er kannte sich bestens in der Wohnung aus. Die Küchenuhr zwei Zimmer weiter tickte laut. Vorsichtig tastete er sich an dem scharfkantigen Sideboard aus Holz und Glas und dem niedrigen Couchtisch vorbei, auf dem die Zeitungen der letzten drei Tage lagen.
    Er war schon oft hier gewesen. Hatte in ihrem Wohnzimmer gestanden, ihre Zeitungen und Magazine gelesen, ihre Jurabücher in die Hand genommen. Er war ihre Post durchgegangen, hatte ihre Rechnungen angesehen und wusste sogar, dass das Sideboard von Pier One Imports noch nicht bezahlt war. Er wusste auch, dass sie Größe 34 trug, hatte ihre Kleider berührt, ihre Seidenblusen angefasst, an ihrer Wäsche gerochen, die zart nach Weichspüler duftete. Er hatte heimlich an einem Pizzarest aus dem Kühlschrank geknabbert – ihr Lieblingsbelag: Würstchen und Fleischbällchen mit extra viel Käse. Er wusste, dass sie Pantene–Shampoo benutzte und dass Chanel No. 5 ihr Lieblingsparfüm war. Er hatte in ihrem blassgrünen und gelben Bad vor dem Spiegel gestanden, nackt, hatte sich genüsslich mit ihrer nach Freesien duftenden Bodylotion eingeschmiert und sich dabei vorgestellt, wie es sich anfühlen würde, wenn es endlich ihre Hände an seinem Schwanz wären. Tagelang hatte er diesen Duft nicht abgewaschen; eine berauschende ständige Erinnerung an sie. Er wusste auch, dass der Mädchenname ihrer Mutter Marlene Townsend war und dass ihr Vater bei einer kleinen Lokalzeitung arbeitete. Er wusste alles, was es über Chloe Joanna Larson zu wissen gab.
    Jetzt stand er still in ihrem Wohnzimmer und atmete ihren Geruch ein. Er ließ die Finger über die Couch gleiten, berührte ihre Sofakissen. Er nahm das Jackett in die Hand, das sie heute Abend getragen und danach auf die Couch geworfen hatte, befühlte es, roch daran, durch die winzigen Luftlöcher seiner Maske. Ganz langsam machte er sich auf den Weg in ihr Schlafzimmer am Ende des kurzen Flurs.
    Plötzlich flatterte Pete in seinem Käfig in der Küche mit den Flügeln
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