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Crisis

Titel: Crisis
Autoren: Robin Cook
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eingestehen mochte. Sein Bürokollege Dr. Chet McGovern hatte ihn kurz nach vier alleine zurückgelassen und war zum Training in sein schickes Fitness-Studio in Midtown gefahren. Wie schon oft hatte er versucht, Jack zum Mitkommen zu überreden. Seine Beschreibungen der neuesten attraktiven Teilnehmerinnen aus seinem BodySculpting-Kurs, deren hautenge Outfits nichts der Phantasie überließen, waren mehr als enthusiastisch. Jack hatte mit seiner üblichen Erwiderung abgelehnt, dass er in sportlicher Hinsicht doch lieber selbst aktiv wurde, statt nur zuzuschauen. Er konnte kaum glauben, dass Chet eine mittlerweile so abgedroschene Erwiderung immer noch amüsierte.
    Um fünf Uhr hatte Dr. Laurie Montgomery, Jacks Kollegin und Lebensgefährtin, den Kopf durch die Tür gesteckt, um ihm zu sagen, dass sie sich auf den Heimweg machte. Sie wollte duschen und sich für das romantische Dinner umziehen, das Jack für sie beide an diesem Abend bei Elio’s organisiert hatte, ihrem New Yorker Lieblingsrestaurant. Im Laufe der Jahre hatten sie dort bereits eine Reihe von denkwürdigen Verabredungen gehabt. Sie hatte ihm vorgeschlagen, sie zu begleiten und sich ebenfalls ein wenig frisch zu machen, aber auch das hatte er abgelehnt und entgegnet, er stecke bis zum Hals in Arbeit und werde sie um acht im Restaurant treffen. Im Gegensatz zu Chet versuchte sie nicht, ihn umzustimmen. Normalerweise war Jack unter der Woche selten so einfallsreich, so dass sie zu fast allen Zugeständnissen bereit war, um solches Verhalten bei ihm zu fördern. Üblicherweise raste er abends todesmutig auf seinem Mountainbike nach Hause, spielte eine schweißtreibende Runde Basketball mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft und aß gegen neun noch schnell einen Salat in einem der Restaurants an der Columbus Avenue, ehe er kurz darauf wortlos ins Bett fiel.
    Trotz seiner Behauptung hatte Jack gar nicht so viel zu tun, und vor allem während der letzten Stunde hatte er Mühe gehabt, etwas zu finden, womit er sich beschäftigen könnte. Schon bevor er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, waren alle ausstehenden Autopsiefälle soweit abgeschlossen gewesen. Doch an diesem Nachmittag zwang er sich zum Arbeiten, weil er sich ablenken wollte. Es war ein vergeblicher Versuch, die Angst in Schach zu halten, die seine geheimen Pläne für den Abend ihm einjagten. Entweder Arbeit oder Sport waren seit über vierzehn Jahren für ihn Balsam und Rettung, und daran wollte er festhalten. Unglücklicherweise fesselten die Aufgaben sein Interesse nicht wirklich, vor allem, da ihm allmählich endgültig die Arbeit ausging. Seine Gedanken schweiften nach und nach in verbotene Regionen, was ihm so sehr zu schaffen machte, dass er an seinem Vorhaben zu zweifeln begann. Da meldete sich plötzlich sein Handy. Er warf einen Blick auf die Uhr. Nicht einmal mehr eine Stunde. Er fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. Ein Anruf um diese Zeit war ein schlechtes Zeichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Laurie sein würde, war praktisch gleich null, also standen die Chancen ausgesprochen gut, dass es jemand war, der seinen Zeitplan für den Abend völlig über den Haufen werfen konnte.
    Jack zog das Handy aus der Gürtelhalterung und sah auf das Display. Genau wie er befürchtet hatte, war es Allen Eisenberg. Allen war einer der Assistenzärzte aus der Pathologie, die vom rechtsmedizinischen Institut dafür bezahlt wurden, sich nach Dienstschluss um diejenigen Routinefälle zu kümmern, bei denen der diensthabende forensische Ermittler der Ansicht war, dass ein Arzt hinzugezogen werden sollte. Wenn sich der Assistenzarzt mit dem Problem überfordert fühlte, rief er den Rechtsmediziner an, der gerade Bereitschaft hatte. Und an diesem Abend war das Jack.
    »Tut mir leid, dass ich Sie anrufen muss, Dr. Stapleton«, sagte Allen, und seine Stimme klang jammernd und kratzig.
    »Was gibt es denn?«
    »Einen Selbstmord, Sir.«
    »Na und, wo ist das Problem? Könnt ihr das nicht alleine erledigen?« Jack kannte Allen nicht besonders gut, wohl aber Steve Marriott, den forensischen Ermittler der Abendschicht, und Steve hatte genügend Erfahrung.
    »Es ist ein heikler Fall, Sir. Die Verstorbene ist die Frau oder Freundin eines iranischen Diplomaten. Er brüllt hier schon die ganze Zeit rum und droht damit, den iranischen Botschafter anzurufen. Mr Marriott hat mich als Unterstützung gerufen, aber ich habe das Gefühl, ich stecke bis zum Hals im Schlamassel.«
    Jack antwortete nicht. Es
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