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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis
Autoren: Douglas Preston
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antwortete Chen. »Keine Spur von Hawking-Strahlung.«
    »Neunundneunzig Komma fünf«, sagte Dolby.
    »Ich bekomme hier einen Teilchenjet von zweiundzwanzig Komma sieben«, sagte Chen.
    »Welcher Art?«, fragte Hazelius.
    »Eine unbekannte Resonanz. Seht euch das mal an.«
    An der Blume auf dem Visualizer hatten sich zwei flackernde rote Halbkreise gebildet, wie zwei verrückte Clownsohren.
    »Inelastische Streuung«, sagte Hazelius. »Gluonen vielleicht. Könnte ein Anzeichen von Kaluza-Klein-Gravitation sein.«
    »Unmöglich«, sagte Chen. »Nicht bei dieser Schwerpunktsenergie.«
    »Neunundneunzig Komma sechs.«
    »Gregory, ich glaube, wir sollten nicht weiter hochfahren«, sagte Mercer. »Hier passiert auf einmal alles Mögliche.«
    »Natürlich sehen wir unbekannte Resonanzen«, sagte Hazelius, der nicht lauter sprach als die anderen, dessen Stimme aber dennoch besonders deutlich klang. »Wir stoßen in unbekanntes Terrain vor.«
    »Neunundneunzig Komma sieben«, verkündete Dolby. Er hatte volles Vertrauen in seine Maschine. Er konnte sie auf hun dert Prozent bringen und darüber hinaus, falls nötig. Er fand die Vorstellung aufregend, dass sie gerade fast ein Viertel der Turbinenleistung des Hoover-Staudamms auffraßen. Deshalb mussten sie ihre Versuche auch mitten in der Nacht durch führen – wenn alle anderen am wenigsten Strom brauchten.
    »Neunundneunzig Komma acht.«
    »Wir haben hier eine richtig große, unbekannte Wechselwirkung«, meldete Mercer.
    »Was los, du Stück Scheiße?«, brüllte Wolkonski den Computer an.
    »Ich sage euch, wir nähern uns gerade einem Kaluza-Klein-Raum an«, sagte Chen. »Das ist unglaublich.«
    Auf dem großen Monitor mit der Blume begann es zu schneien.
    »Isabella machte komisch«, sagte Wolkonski.
    »Inwiefern?«, fragte Hazelius von seinem Standpunkt in der Mitte des Kontrollraums.
    »Klebrig wie Muschi.«
    Dolby verdrehte die Augen. Wolkonski war echt das Letzte. »Bei mir ist alles klar.«
    Wolkonski hackte wütend auf der Tastatur herum, fluchtedann auf Russisch und schlug heftig mit der flachen Hand gegen seinen Monitor.
    »Gregory, meinst du nicht, wir sollten sie herunterfahren?«, drängte Mercer.
    »Noch eine Minute«, sagte Hazelius.
    »Neunundneunzig Komma neun«, sagte Dolby. Sämtliche Augen im Raum, vor fünf Minuten noch schlaftrunken, waren nun weit aufgerissen. Nur Dolby war ganz entspannt.
    »Ich sage, Kate hat recht«, erklärte Wolkonski. »Gefällt mir nicht, wie Isabella macht. Wir starte Abschaltsequenz.«
    »Ich übernehme die volle Verantwortung«, sagte Hazelius. »Wir sind noch locker innerhalb der Spezifikationen. Der Datenstrom von zehn Terabits pro Sekunde ist ihr ein bisschen zu happig, weiter nichts.«
    »Happig? Was sein happig?«
    »Hundert Prozent Leistung«, sagte Dolby mit einem Hauch Selbstzufriedenheit in der entspannten Stimme.
    »Schwerpunktsenergie beträgt siebenundzwanzig Komma eins acht zwei acht TeV«, meldete Chen.
    Schneeflocken sprenkelten die Monitore. Das singende Summen erfüllte den Raum wie eine Stimme aus dem Jenseits. Die Blume auf dem Visualizer waberte und dehnte sich aus. Ein schwarzer Punkt, wie ein Loch, erschien in der Mitte.
    »Ho!«, rief Chen. »Verlust sämtlicher Daten für K-Null.«
    Die Blume flackerte. Dunkle Streifen schossen hindurch.
    »Das ist verrückt«, sagte Chen. »Ich mache keine Witze, die Daten verschwinden.«
    »Nicht möglich«, erwiderte Wolkonski. »Daten nicht verschwinden. Teilchen ist verschwindet.«
    »So ein Blödsinn. Teilchen verschwinden hier nicht.«
    »In Ernst, Teilchen ist verschwindet.«
    »Software-Problem?«, fragte Hazelius.
    »Keine Software-Problem«, sagte Wolkonski laut. »Hardware-Problem.«
    »Fick dich ins Knie«, brummte Dolby.
    »Gregory, Isabella zerstört vielleicht gleich die D-Brane«, sagte Mercer. »Ich finde wirklich, wir sollten jetzt abschalten.«
    Der schwarze Punkt wuchs, dehnte sich aus und begann, das Bild auf dem Monitor zu verschlucken. An den Rändern flimmerten wie verrückt intensive Farben.
    »Die Zahlen sind irre«, sagte Chen. »Ich habe eine Raum-Zeit-Krümmung genau bei K-Null. Sieht aus wie irgendeine Singularität. Vielleicht erschaffen wir gerade ein Schwarzes Loch.«
    »Unmöglich«, sagte Alan Edelstein, der Mathematiker im Team, und blickte von der Workstation in der Ecke auf, über die er sich die ganze Zeit über still gebeugt hatte. »Es gibt keinerlei Hinweis auf Hawking-Strahlung.«
    »Ich schwöre bei Gott«, rief Chen,
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