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Credo - Das letzte Geheimnis

Titel: Credo - Das letzte Geheimnis
Autoren: Douglas Preston
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nicht. »Nur zu.«
    »Sehr schön.« Lockwood zog eine Aktenmappe aus dem Stapel. »Wie ich sehe, haben Sie in Harvard einen Abschluss in Ethnologie gemacht. Wir brauchen einen Ethnologen.«
    »Dann fürchte ich, dass ich doch nicht der Richtige für Sie bin. In Ethnologie habe ich nur den Bachelor gemacht. Dann bin ich ans MIT und habe dort in Kybernetik promoviert. Beimeiner Tätigkeit für die CIA hatte ich es hauptsächlich mit Kryptologie und Computern zu tun.«
    Lockwood machte eine wegwerfende Handbewegung, wobei sein Princeton-Ring im Licht aufblitzte. »Nicht wichtig. Sagt Ihnen das, äh, Isabella-Projekt etwas?«
    »Wer hätte davon noch nicht gehört?«
    »Dann verzeihen Sie, wenn ich etwas wiederhole, was Sie vielleicht schon wissen. Isabella wurde vor über zwei Monaten fertiggestellt – für insgesamt vierzig Milliarden Dollar. Ein ungeheuer leistungsfähiger Teilchenbeschleuniger der zweiten Generation für Super-Collider-Experimente. Er wurde gebaut, um die Energieverhältnisse des Urknalls zu erforschen und irgendwelche exotischen Ideen für die Energiegewinnung zu testen. Das ist das Lieblingsprojekt unseres Präsidenten – die Europäer haben schließlich gerade den Large Hadron Collider beim CERN fertiggebaut, und er wollte die amerikanische Führung in der Teilchenphysik nicht einfach abgeben.«
    »Selbstverständlich.«
    »Die Finanzierung von Isabella war nicht einfach. Die Linken haben ständig genörgelt, wir sollten das Geld lieber für die Krummen und Lahmen ausgeben. Die Rechten haben gejammert, das sei nur ein weiteres Milliardengrab für Steuergelder. Der Präsident musste zwischen Scylla und Charybdis herummanövrieren, aber er hat Isabella beim Kongress durchgeboxt und bis zur Fertigstellung begleitet. Er betrachtet sie als sein Vermächtnis an die Welt und will unbedingt, dass dort alles glattläuft.«
    »Zweifellos.«
    »Isabella ist, vereinfacht ausgedrückt, ein ringförmiger Tunnel, über neunzig Meter tief in der Erde versenkt und fünfundsiebzig Kilometer lang, in dem Protonen und Antiprotonen in gegensätzliche Richtungen mit annähernd Lichtgeschwindigkeitim Kreis herumsausen. Wenn die Partikel zur Kollision gebracht werden, entstehen Energiedichten, wie es sie nicht mehr gegeben hat, seit das Universum eine Millionstelsekunde alt war.«
    »Beeindruckend.«
    »Wir haben den perfekten Standort dafür gefunden – die Red Mesa, einen knapp tausenddreihundert Quadratkilometer großen Tafelberg im Navajo-Reservat, geschützt von sechshundert Meter hohen Felsklippen und mit zahllosen Stollen aufgegebener Kohlenbergwerke durchzogen, die wir für den Bau unterirdischer Arbeitsräume und Tunnel nutzen konnten. Die amerikanische Regierung entrichtet eine jährliche Pacht von sechs Millionen an den Stammesrat der Navajo in Window Rock, Arizona – ein Arrangement, mit dem alle Beteiligten sehr zufrieden sind. Die Red Mesa ist unbewohnt, und nur eine Straße führt hinauf. Am Fuß des Berges gibt es ein paar Navajo-Siedlungen. Diese Leute sind ihren Traditionen verhaftet – die meisten von ihnen sprechen noch Navajo und leben von der Schafhaltung und der Herstellung von Teppichen und Schmuck. Das wäre erst einmal der Hintergrund.«
    Ford nickte. »Und wo liegt das Problem?«
    »In den vergangenen Wochen hat ein selbsternannter Medizinmann die Leute gegen Isabella aufgehetzt, Fehlinformationen verbreitet und Gerüchte gestreut. Er gewinnt immer mehr Anhänger. Ihre Aufgabe ist es, dieses Problem zu lösen.«
    »Was unternimmt der Stammesrat der Navajo in dieser Angelegenheit?«
    »Nichts. Diese sogenannte Regierung, das Navajo Tribal Government, ist schwach. Der ehemalige Vorsitzende wurde wegen Unterschlagung verurteilt, und der neue Vorsitzende hat sein Amt gerade erst angetreten. Mit diesem Medizinmann müssen Sie schon allein fertig werden.«
    »Erzählen Sie mir mehr über ihn.«
    »Er heißt Begay, Nelson Begay. Alter unklar – wir konnten keine Geburtsurkunde auftreiben. Er behauptet, das Isabella-Projekt entweihe eine alte Begräbnisstätte und die Indianer benötigten die Red Mesa als Weideland und so weiter. Er organisiert gerade einen Protestmarsch oder vielmehr Protestritt.« Lockwood zog einen fleckigen Flyer aus einer weiteren Mappe. »Hier ist eines seiner Machwerke.«
    Die schlechte Fotokopie zeigte einen Mann zu Pferde, der ein Schild hochhielt.

    REITET ZUR RED MESA!
STOPPT ISABELLA!
14. und 15. September
Schützt das Diné Bikeyah, das Land unseres Volkes! Die Red
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