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Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook

Titel: Coretta & Martin Luther King - eBook - Vivian, O: Coretta & Martin Luther King - eBook
Autoren: Octavia Vivian
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gefühlsmäßig anzusprechen. Wie sie es auch schon früher getan hatte, drückte Coretta ihren Verdruss darüber aus, dass sie bisher nie im Gefängnis gewesen war. Sie erklärte, ihr Mann sei der Meinung gewesen, dass die Kinder zu jung seien, um das zu verstehen. Als sie nun versucht hatte, ihre Kinder darauf vorzubereiten, dass sie nach Charleston und möglicherweise ins Gefängnis gehen würde, hatte Marty geweint: „Jetzt habe ich bald keinen Papi und keine Mami mehr.“
    Von diesem Moment an war es offensichtlich, dass die Menschen Coretta folgen würden, egal, zu was sie sich entschloss. Als sie den drei Kilometer langen Protestmarsch zum Krankenhaus von Charleston und zurück zur Emmanuel Kirche anführte, säumten Afroamerikaner die Straßen. Einige von ihnen schlossen sich der Demonstration an. Manche von ihnen versuchten, den Saum ihrer Kleider zu berühren. Die Nationalgarde und die Polizei kamen dicht heran, aber sie zögerten, Coretta zu verhaften. Sie beobachteten, wie Coretta sich auf das heiße Straßenpflaster kniete, um zu beten.
    Man erzählt sich, dass ein Mann in Chicago an diesem Tag sagte, er habe nie an irgendwelchen Protestmärschen teilgenommen und er habe sich immer von den Südstaaten ferngehalten. Aber wenn Coretta verhaftet oder in irgendeiner Weise schlecht behandelt würde, dann würde er das erste Flugzeug nach Charleston nehmen, das er bekommen könnte. Er sagte ausdrücklich, er würde nicht dasitzen und zusehen, wie Martin Luther Kings Witwe schlecht behandelt würde.

11 Das Vermächtnis
    Als Martin Luther King jr. 1968 starb, war er erst 39 Jahre alt, und seine Witwe war erst 38. Mit seinem Tod verlor sie nicht nur ihren Ehemann und Partner und musste vier kleine vaterlose Kinder allein aufziehen, sondern sie stand auch vor der beängstigenden Aufgabe, Martins Werk zu fördern und sein Vermächtnis zu bewahren. Sie war zwar oft bei Freiheitskonzerten aufgetreten, hatte gelegentlich Reisen mit Martin unternommen und ab und zu in der Öffentlichkeit Reden gehalten. Aber sie hatte im Grunde die traditionelle Hausfrauenrolle ausgefüllt, und nicht alle ihre Gaben und Talente waren bisher gefordert gewesen.
    Nun sollte sich das alles ändern. Wenn Corettas Reisen zurück nach Memphis und dann nach New York und Washington, D.C., ihre Absicht signalisierten, Martins Arbeit weiterzuführen, dann wurde dies durch die folgenden Wochen, Monate und Jahre mehr als bestätigt. Später sagte sie einmal zu Pastor Eddie Long: „Ich habe nicht nur einen Mann geheiratet, sondern ein Schicksal.“
    Coretta war es nicht bloß ein Anliegen, Martins Arbeit und die Erinnerung an ihn lebendig zu erhalten, sondern sie wollte sich auch selbst für seine Sache einsetzen. Sie wollte nicht einfach nur als Witwe des ermordeten Bürgerrechtsführers gelten. Vier Jahre später sagte sie: „Ich muss sagen, dass ich einen großen Widerstand dagegen verspüre, ein Symbol zu sein. (…) Man erwartet von dir, dass du dich bei bestimmten Anlässen zeigst, aber als Witwe eines großen Mannes hast du wirklich nicht viel zu sagen. Für mich war die Sache der Gerechtigkeit genauso wichtig wie für Martin, und ich hätte mich auch dann dafür engagiert, wenn ich Martin nie begegnet wäre.“
    Corettas Geschichte in der zweiten Hälfte ihres Lebens handelt davon, wie es ihr gelang, das Gedächtnis an Martin Luther King jr. im Leben der Amerikaner zu verankern und ein Zentrum zu schaffen, das der Fortsetzung seines Lebenswerkes diente. Aber ihre Geschichte handelt auch davon, wie sie auf nationaler und internationaler Ebene selbstständig als starke und einflussreiche Verfechterin für die Gerechtigkeit hervortrat. Der pensionierte methodistische Bischoff Woodie W. White, der ebenfalls in Atlanta lebt, machte die Feststellung: „Sie setzte nicht einfach nur fort, was er hinterlassen hatte. Sie setzte den Kampf gegen die Ungerechtigkeit fort, weil es das war, was sie als Person ausmachte.“
    Aber zuerst kam die Familie. Corettas natürliche Gelassenheit und Würde hatten Millionen Menschen vor Augen, als sie Coretta nach dem Tod ihres Mannes, der ganz Amerika in einen Schockzustand versetzt hatte, bei seiner Beerdigung beobachteten. Aber selbst als sie in die Stille ihres ziegelroten Terrassenhauses an der Sunset Avenue in Atlanta zurückkehrte, behielt sie ihren Schmerz lieber für sich. „Ich wachte normalerweise am Morgen auf, weinte eine Weile und ging dann zu den Kindern“, sagte sie der Zeitschrift People .
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