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Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika

Titel: Cora - MyLady 334 - Clay, Merilyn - Miss Tessa aus Amerika
Autoren: Merilyn Clay
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Sie griff nach dem dicken Lederranzen, der neben ihr auf dem Sitz stand, und fuhr mit der Hand hinein. Ja! Sie waren noch genau dort, wo sie sie vor vielen Wochen hingesteckt hatte. Welcher Ort wäre besser geeignet für den Beginn ihrer Kampagne als der Hyde Park?
    Ihre Erregung wuchs, als das leichte Gefährt über das Kopfsteinpflaster Richtung Park rumpelte. Bald nachdem sie an den herrlichen Eingangsportalen vorbeigerollt waren, entdeckte Tessa ihre ersten Opfer sechs oder sieben junge Damen, modisch angetan mit hübschen Musselinkleidern und bändergeschmückten Hüten, die lachend und plaudernd einen Pfad entlang schritten. Ihr Äußeres verriet Tessa, dass sie Londons oberster Schicht entstammten, irgendeiner ihrer männlichen Anverwandten also im Parlament sitzen musste.
    Als die Droschke schließlich auf gleicher Höhe war wie die jungen Damen, wandte Tessa sich wieder an den Kutscher.
    »Halten Sie bitte hier an.«
    »Hier, Miss?«
    Tessa war schon in ihrem Element, den Stapel Flugschriften, den sie aus Amerika mitgebracht hatte, in der Hand.
    »Meine Damen! Kommen Sie schnell! Ich habe etwas für Sie!«
    Die kichernden jungen Frauen witterten ein Abenteuer und eilten zu der Kutsche, aus der ihnen das Mädchen freundlich zuwinkte.
    »Bitte lesen Sie das!« drängte Tessa und drückte ihnen Seite um Seite ihrer wertvollen handbedruckten Flugblätter in die Hände. »Sagen Sie Ihren Vätern und Brüdern, dass diesen wehrlosen Frauen und Kindern, die sich in den Fabriken und Manufakturen unseres Landes abquälen, unbedingt geholfen werden muss! Bitte lesen Sie es!«
    wiederholte sie eindringlich.
    Tessa war völlig in Anspruch genommen von ihren Bemühungen und bemerkte gar nicht, dass die Droschke den Hauptfahrweg im Park blockierte. Auch die beiden modisch gekleideten Herren, die herangeritten kamen und die Pferde zügeln mussten, um nicht mit der Kutsche zu kollidieren, bemerkte sie nicht.
    Harrison Belmour, der fünfte Earl of Penwyck, der auf einem herrlichen Fuchshengst saß, betrachtete die große junge Dame mit den rotbraunen Locken, die von der Droschke aus Flugschriften verteilte, mit… Entsetzen!
    »Absolut unerhört!« sagte Lord Penwyck empört zu seinem Begleiter, Mr. Lowell Ashburn, der mit seinem blonden Haar und den fröhlichen blauen Augen einen bemerkenswerten Kontrast zu dem eher dunklen Earl bildete.
    Um Mr. Ashburns Mundwinkel zuckte es, als er Lord Penwyck einen amüsierten Blick zuwarf und fragte: »Dann setzt du ihren Namen wohl nicht auf die Liste deiner Auserwählten?«
    »Gott behüte!« zischte Lord Penwyck so zornig, dass sein mächtiger Fuchs zu tänzeln begann. »Nicht einmal, wenn sie das letzte unverheiratete Mädchen von ganz London wäre!« Er reckte das aristokratische Kinn. Dann trieb er sein lebhaftes Tier an, und ROSS und Reiter trotteten rasch an der Mietdroschke vorbei.
    Mr. Ashburn, der einen verspielten Braunen ritt, holte seinen Freund bald ein. »Übrigens, wie viele Namen stehen denn noch auf deiner Liste?«
    Lord Penwyck hob eine Braue. »Nach den Ereignissen bei Almack’s gestern Abend habe ich das Feld auf vier Namen eingeengt.«
    »Demnach haben Miss Tentrees Eskapaden, so unterhaltsam sie auch waren, nicht deinen Beifall gefunden?«
    »Das haben sie in der Tat nicht. Dass eine junge Dame sich mit voller Absicht so produziert, ist unerhört. Sehr junge Mädchen sollten in der Öffentlichkeit wahrhaftig keine angefeuchteten Kleider tragen und derart ihre Figur zur Schau stellen.« Lord Penwyck verzog angewidert den Mund, bevor er hinzufügte: »Die Maske, die die junge Dame trug, hat ihre Identität schließlich nicht im Mindesten verschleiert.«
    »Allerdings nicht.« Mr. Ashburn zwinkerte. »Nicht dass ihr irgendwer ins Gesicht gesehen hätte, wo es doch weitaus Interessanteres zu sehen gab…«

    Ein schiefes Lächeln hellte Penwycks strenge Züge auf.
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich es nicht genossen hätte, die Vorzüge der jungen Dame zu inspizieren. Alles, was ich meinte, war, dass ich einen solchen Wildfang nie zur Ehefrau nehmen würde.«
    »Alsdann«, fuhr Mr. Ashburn in derselben Stimmung fort, »bleiben noch Miss Lydia Carruthers, Lady Amabel…«
    »Hör schon auf, Ash!« fuhr Penwyck erbost dazwischen.
    »Mir liegt nichts daran, alle Öffentlichkeit wissen zu lassen, dass ich nach einer Braut Ausschau halte.«
    »Na, deine Mutter weiß aber doch Bescheid, oder?«
    »Mutter weiß, dass ich die Möglichkeit einer Eheschlie
    ßung in Betracht
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