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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge
Autoren: Jan Guillou
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nächste Kollege und holte ihn ab. Das Objekt hatte jetzt keinerlei Möglichkeit, den Verfolgern zu entkommen.
    Sie verloren ihr Objekt jedoch innerhalb von drei Minuten aus den Augen, als Hestenes immer noch an der Telefonzelle stand und auf seinen Wagen wartete. Er hörte über Funk, wie das Ganze vor sich ging.
    Es war frech, aber einfach.
    Das Objekt war die Karl Johan nur zwei Straßenblocks hinuntergefahren.
    Dann war der Mann bei einer roten Ampel plötzlich ausgestiegen und im Eingang der Holmenkollen-Bahn verschwunden. Die beiden Kollegen saßen in der Autoschlange dahinter und schrien verzweifelt in ihre Funkgeräte.
    Als Hestenes zu den Bahnsteigen hinunterlief, war das Objekt nicht mehr zu sehen. Entweder hatte der Mann soeben die Kolsass-Bahn genommen oder war einfach wieder hinausgegangen.
    Es dauerte sieben Stunden, bis sie wieder Kontakt bekamen. In der Nacht und in den frühen Morgenstunden hatte die Angelegenheit an Bedeutung gewonnen. Sie war dem Chef der gesamten Sicherheitspolizei vorgetragen worden, Geir Ersvold, und wurde anschließend dem operativen Chef vorgelegt, dem Polizeiadjutanten Iver Mathiesen, da der Fall eher in sein Zuständigkeitsgebiet fiel - Sabotage, inländischer Rechtsextremismus und ausländischer Terrorismus - als unter Spionage und ähnliche Verbrechen.
    Mathiesen wiederum hatte einen älteren Polizeifahnder abgestellt, der jetzt das unmittelbare Kommando über Hestenes und seine beiden Kollegen übernahm, die um zehn Uhr ihre Morgenschicht begannen.
    Der Vortrag war kurz.
    Das Objekt sei um 01.36 Uhr ins Hotel zurückgekehrt, augenscheinlich nüchtern. Kommando A werde das Hotel jetzt bis 11.30 Uhr überwachen, wonach es von Kommando B abgelöst würde, das aus Hestenes, Atlefjord und Seines bestand.
    Das Objekt sei mit der Neun-Uhr-Maschine von Stockholm auf dem Flughafen Fornebu angekommen und habe dann das Taxi Nr. 1913 genommen. Der Mann habe kein Zimmer reserviert, aber offensichtlich eins bekommen und sich unter dem eigenen Namen eingetragen. Das Flugticket sei ebenfalls auf seinen richtigen Namen ausgestellt, aber ein Rückflug sei nicht gebucht. Es habe den Anschein, als hätte er darauf vertraut, ein Zimmer zu bekommen. Das Nebenzimmer werde erst um zwölf Uhr frei werden, und dann ziehe das technische Personal ein. Eine Telefonüberwachung sei schon eingeleitet worden, aber das Objekt habe das Telefon bislang nicht benutzt, und das sei vielleicht auch gar nicht zu erwarten.
    Als das Objekt spät in der Nacht ins Hotel zurückkehrte, sei es aus Richtung Rosenkrantz Gate gekommen.
    Folglich habe man keinerlei Beobachtungen machen können, die den Aufenthalt des Objekts in Oslo erklärten.
    Wenn der Mann das nächste Mal das Hotel verlasse, sei es absolut notwendig, Kontakt zu halten. Damit es nicht zu einer Wiederholung des Tricks mit der Holmenkollen-Bahn komme, sei ein Kollege schon unten in der Eingangshalle postiert worden. Der Betreffende werde sofort abberufen, falls das Objekt einen anderen Weg wähle (die Abteilung war durch Überstunden stark belastet und mußte sparsam mit ihren Fahndungsstunden pro Einheit umgehen).
    Wenn das Objekt das Hotel verlasse, werde man sofort die Reservegruppe C aktivieren, um bei Schwierigkeiten eingreifen zu können.
    Was jetzt bevorstehe, sei vermutlich ein entscheidender Kontakt. Es stehe zu befürchten, daß dieser Kontakt wiederum am nächsten Tag eine Terroristenaktion auslösen oder vorbereiten werde, nämlich bei der Ankunft der israelischen Delegation im Hotel.
    Jeder Kontakt, den das Objekt von nun an herstelle, so unbedeutend er auch scheinen möge, müsse registriert werden. Die Spur könne zu einer palästinensischen Terrororganisation führen. Es gebe jetzt gute Gründe für die Annahme, daß eine palästinensische Organisation dieser Art eine größere Aktion in Skandinavien vorbereite. Kollegen aus dem befreundeten Ausland hätten bestimmte Hinweise in dieser Richtung.
    Als die Sachlage klar zu sein schien, betrat Iver Mathiesen den Raum. Er blieb eine Weile mit den Händen in den Jackentaschen am Fenster stehen und blickte über den Fjord und den tristen Dezemberdunst hinaus. Die anderen warteten ab. Mathiesen zündete sich eine seiner englischen Zigaretten an und drehte sich um.
    »Ich habe mit unseren israelischen Kollegen Kontakt aufgenommen«, begann er. »Nun ja, ich weiß, daß wir an dieser Zusammenarbeit nicht nur Freude gehabt haben« (er lächelte über die offenkundige Untertreibung; die
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