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Conan der Schwertkämpfer

Conan der Schwertkämpfer

Titel: Conan der Schwertkämpfer
Autoren: L. Sprague de Camp , Lin Carter , Björn Nyberg
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genauso blau wie die des Riesen neben ihm, doch während die des goldenhaarigen Kriegers vor Jagdeifer und Freude an der erlegten Beute funkelten, glühten die des finsteren Jungen wie die eines wilden, hungrigen Raubtiers. Im Gegensatz zu seinem bärtigen Begleiter war sein Gesicht glatt geschabt, allerdings machte sich bereits wieder der Anflug schwarzer Stoppeln am eckigen Kinn bemerkbar.
    Der Bärtige war Njal, ein Jarl oder Häuptling der Æsir und Anführer einer Plündererbande, die im eisigen Grenzland zwischen Asgard und Hyperborea berüchtigt und gefürchtet war. Der Junge war Conan, ein Renegat aus den rauhen, wolkenverhangenen Bergen Cimmeriens im Süden.
    Nachdem die beiden sich überzeugt hatten, daß sie allein und unbeobachtet waren, traten sie aus dem Schutz der Bäume, kletterten die Uferböschung hinunter und wateten durch die eisige Strömung zu der Stelle, wo ihre Jagdbeute leblos im blutigen Schnee ruhte. Der Hirsch wog fast soviel wie beide Männer zusammen und war mit seinem mächtigen Geweih eine zu unbequeme Last, um ihn zum Lager zurückzuschleppen. Also schaute der Junge grübelnd zu, während der Häuptling sich über das Tier beugte und es mit einem langen Messer zerlegte. Er schälte das Fell zurück und schnitt Schultern, Keulen und das Rippenstück heraus.
    »Grab ein Loch, Junge, aber tief«, brummte der Mann.
    Conan hackte mit seiner langschäftigen Axt, die er auf dem Rücken getragen hatte, in die gefrorene Böschung. Bis Njal mit dem Zerlegen und Ausnehmen des Hirsches fertig war, hatte Conan ein Loch gehackt, das groß genug war, die unbrauchbaren Stücke aufzunehmen. Während der Nordmann die blutigen Teile im fließenden Wasser wusch, begrub der Junge, was vom Kadaver übrig war, und kratzte den rotgefärbten Schnee mit der gelockerten Erde in die Grube. Dann nahm der Cimmerier seinen Pelzumhang ab und zog ihn mehrmals über das wieder zugeschüttete Loch, um alle Spuren ihrer Arbeit zu verwischen.
    Njal wickelte das Fleisch in die frischabgezogene Haut des Hirsches und band den behelfsmäßigen Sack mit einem zu diesem Zweck mitgenommenen Riemen zu. Conan schnitt einen Schößling mit seiner Axt und stutzte ihn zu einem Stock von Manneshöhe, während der Jarl seinen Wurfspeer säuberte, indem er ihn ein paarmal in den Sand des Bachbetts stieß. Dann band Njal den Sack an die Mitte des Stockes, den die beiden auf die Schultern hoben. Um auch die weiteren Spuren zu verwischen, zogen sie Conans Umhang hinter sich her, kletterten die gegenüberliegende Böschung hoch und kehrten in die Tiefe des Waldes zurück.
    Hier, entlang der hyperboreanischen Grenze, wuchsen die Nadelbäume hoch, dicht und dunkel. Wo eine Lichtung einen Ausblick gestattete, konnte man ein schier endlos ausgedehntes Hügelland fast schwarzer Tannen sehen, denen nur die frischen Schneemützen ein etwas freundlicheres Aussehen verliehen. Wölfe mit leuchtend grünen Augen schlichen über die nachtdunklen Waldpfade, und über sie hinweg schwebten auf leisen Flügeln große weiße Eulen.
    Die beiden wohlbewaffneten Jäger fürchteten sich nicht vor den Tieren des Waldes, doch als ein Bär schwerfällig über einen Pfad vor ihnen stapfte, machten sie einen weiten Bogen um ihn. Wie Gespenster huschten sie durch den finsteren Wald, um zu ihren Kameraden zurückzukehren, die unter einem Bergüberhang ihr Lager aufgeschlagen hatten. Da beide geborene und geübte Waldläufer waren, eilten sie fast geräuschlos dahin und hinterließen kaum Spuren. Selbst die kahlen Büsche raschelten nicht, wenn sie durch sie hindurchschlüpften.
    So gut verborgen war das Æsirlager, daß sie zuerst das Stimmengemurmel um ein verborgenes Feuer hörten, ehe sie es sahen. Doch die wachsamen Posten hatten ihr Kommen sehr wohl bemerkt. Ein älterer Nordmann, dessen Locken silbern glänzten, erhob sich vom Feuer und begrüßte sie schweigend. Das eine Auge blickte hell und scharf; an der Stelle des anderen befand sich eine leere Höhle, die unter einer ledernen Augenbinde verborgen lag. Er war Gorm, ein Barde der Æsir, auf dessen gebeugter Schulter eine Harfe in ihrer Wildlederhülle ruhte.
    »Was habt ihr von Egil gehört?« fragte der Häuptling. Er hob die Stange von der Schulter und winkte dem Koch zu, sie wegzubringen.
    »Nichts, Jarl«, erwiderte der Einäugige ernst. »Es gefällt mir nicht.« Er bewegte sich unruhig wie ein Gefahr witterndes Tier.
    Njal wechselte einen Blick mit dem schweigenden Conan. Vor zwei Tagen, im Schutz
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