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Computer der Unsterblichkeit

Computer der Unsterblichkeit

Titel: Computer der Unsterblichkeit
Autoren: Mark Clifton , Frank Riley
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polymerisierte und katalysierte Molekülketten für Bossys Begriffsspeicherwerk verwenden kann?«
    Er sprang auf und lief in nervöser Spannung hin und her.
    »Daß Bossy in der Lage ist, Teilprogramme zu verarbeiten«, fuhr er im gleichen ungläubigen Tonfall fort, »und die fehlenden Teile durch Wahrscheinlichkeitsselektion auszufüllen? Daß wir imstande waren, dies als den geheimnisvollen Prozeß des Denkens zu erkennen? Nein. Doktor Billings, ich bin weder ein Kind noch ein Trottel. Ich kann nicht an Ihre Theorie der Zufälligkeiten glauben!«
    »Wir haben es getan«, antwortete Billings abweisend. Er fragte sich, warum Joe zugelassen hatte, daß diese Frage zu diesem Zeitpunkt Hoskins in den Sinn kam. Joe hätte ihn warnen sollen. Dies war ein Konflikt, und Bossy war noch nicht fertig zusammengesetzt. »Wir haben es erreicht«, wiederholte er sinnlos. »Ist es nicht das, worauf es ankommt?«
    Hoskins starrte finster im Raum umher, auf den kahlen Bretterboden, die fleckigen Zementwände, die grellen Deckenlampen, die Tür zu ihren Schlafräumen, die dem Kellerraum als einzige Quelle frischer Luft diente.
    »Was bin ich eigentlich?« fragte er heiser. »Ein besserer Handlanger? Habe ich mich dafür in Gefahr gebracht und alle Risiken auf mich genommen? Nur um einen Job als untergeordneter Mechaniker zu bekommen – ohne Bezahlung? Arbeiten wir an einem Gemeinschaftsprojekt, Doktor? Hat jeder von uns beiden noch das Vertrauen des anderen? Oder hat er es nicht?«
    »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen antworten soll, Duane«, sagte Billings langsam. Er redete Hoskins zum erstenmal mit dem Vornamen an. »Ich weiß nicht, warum es Ihnen erlaubt worden ist, an diese Dinge zu denken.«
    »Erlaubt, daran zu denken!« explodierte Hoskins.
    Billings wedelte mit den Händen, als wollte er Gewalttätigkeiten abwenden. »Sie werden Joe fragen müssen«, sagte er hilflos.

5
     
     
    Die drei Männer saßen im kleinen Wohnraum ihres Kellerquartiers und aßen vor dem Zubettgehen noch ein belegtes Brot. Die Atmosphäre war gespannt.
    Hoskins brütete über dem Schaltplan der Vielfach-Rückkopplung und grämte sich abwechselnd, ob Carney wohl imstande sein würde, die richtige Verstärkerröhre aufzutreiben, die er als Ersatz für eine auf dem Transport zersprungene brauchte, und warum er sich ausgerechnet an Joe wenden sollte, um die Antworten zu bekommen, die er haben mußte.
    Billings beschäftigte sich mit dem Problem, wie man einen Mechanismus für automatische psychosomatische Therapie in Bossy installieren könnte und wie man es anfing, geträumte Erlebnisbilder auf die Ebene der Körperzellen zu reduzieren, um mit der Behandlung dort ansetzen zu können.
    Joe saß über Wettlisten gebeugt und versuchte die Wahrscheinlichkeit seines Systems mit ihrem Geldbedarf für die nächste Zeit in Einklang zu bringen. Das System war insoweit unvollkommen, als die Jockeys in der Erregung des Rennens manchmal ihre Taktik änderten, ihre Pferde ausritten, wenn man es nicht von ihnen erwartete, und gewannen, wenn sie nicht gewinnen sollten. Man mußte Reserven für solche Fehleinschätzungen in die Kalkulation aufnehmen. Trotz gewisser Imponderabilien war es die sicherste Methode, zu Geld zu kommen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
    Die Szene erinnerte ihn an frühere Zeiten in Hoxworth, wo er als Sekretär am Projekt Bossy mitgearbeitet hatte; doch die Umstände waren andere.
    Er war sich bewußt, daß Hoskins in einer Krise stand, die in den letzten zwei Wochen herangereift war. Er wußte auch, daß er sie nicht andauern lassen durfte, wenn er verhindern wollte, daß Bossy selbst in Gefahr geriet. Er hätte diese Entwicklung vermeiden können, indem er Hoskins behutsam die richtigen Impulse zugespielt hätte. Aber er hatte vernünftige Gründe für seine Unterlassung. Hoskins hatte ein erstklassiges Gehirn, und Joe wollte es in dieser kritischen Phase nicht mit telepathischen Übertragungen belasten, die schwer vorhersehbare Konsequenzen haben konnten. Es war nötig, daß Hoskins die Sache selbst mit sich aus focht.
    Überdies empfand er für Hoskins die gleiche Loyalität wie für Billings. Und er wollte, daß Hoskins in den vollen Genuß der Vorteile käme, die Bossy womöglich bieten würde. Das bedeutete, daß Hoskins aus eigenem Antrieb und Willen zur richtigen Einstellung gelangen mußte.
    In diesem Moment richtete sich Hoskins auf und nahm sich noch ein belegtes Brot. Dabei warf er Joe einen kurzen Blick zu. Seine Neugier war
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