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Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Commissario Tron 5: Requiem am Rialto

Titel: Commissario Tron 5: Requiem am Rialto
Autoren: Nicolas Remin
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würde, und ein Taschentuch, das in
ihrem Mund bleiben konnte. Dann das Riechsalz und natürlich
sein Rasiermesser.
    Bevor er zur Sache
kam, würde er den Mantel sorgfältig zusammenrollen - mit
dem Futter nach außen. Sein Gehrock würde
anschließend saumäßig aussehen, und wenn er am
Rialto aus der Gondel stieg, war es besser, einen sauberen Mantel
zu tragen. Natürlich würde er vorsichtshalber wieder
maskiert sein. Er glaubte an dumme Zufälle, und deshalb mied
er alle unnötigen Risiken. Weil ein Nagel fehlte, ging das
Königreich verloren. So lautete doch der Katechismus,
oder?
    Er hatte es noch nie
in einer Gondel getrieben, und genau genommen war es auch nicht
das, was er wollte. Nicht dass die Fleischeslust für ihn keine
Rolle gespielt hätte — das konnte man wirklich nicht
sagen. Nur dass das Wort bei ihm eine ganz neue Bedeutung
hatte. Fleischeslust — war das sein
eigener Gedanke gewesen? Oder hatte das wilde Tier ihn gedacht?
Die Bestie, die gerade ein sabberndes Kichern
von sich gegeben hatte? Manchmal war es schwierig, beides
auseinanderzuhalten. Zumal er spüren konnte, wie das Tier in
ihm immer tatendurstiger wurde. Aber er würde es erst
rauslassen, wenn er die Schlampe geknebelt und gefesselt hatte. Im
Moment war noch sein Verstand gefragt.
    Zog man sich
eigentlich aus, wenn man es in einem felze trieb? Oder war es üblich,
dass man lediglich seinen ...Gürtel löste? Eine
verlockende Vorstellung, aber das wilde Tier in ihm würde sich
nicht damit zufriedengeben. Außerdem musste er zugeben, dass
ihr Dekollete mehr als appetitlich war. Und entkleiden musste er
sie ohnehin. 
    Sie hatten jetzt ein
paar Minuten miteinander geplaudert, und langsam wurde es Zeit, zur
Sache zu kommen. Also schob er die Hand in ihr Dekollete und
streichelte ihre Brüste. Langsam ließ er seine Finger
nach unten wandern, was sie mit einem auffordernden Lächeln
quittierte. Sie wehrte sich auch nicht, als er ihr das Kleid von
den Schultern streifte und begann, die Verschnürung ihres
Mieders zu lösen. Als er sich ungeschickt mit den Ösen
anstellte, half sie ihm sogar. 
    Überhaupt schien
sie ihn mit einem gewissen Wohlwollen zu betrachten, was zweifellos
daran lag, dass er ihr gegenüber mehr als großzügig
gewesen war. Er hatte nicht nur ihren Preis sofort akzeptiert,
sondern sogar etwas draufgelegt. Das Geld hatte sie in einem
kleinen schwarzen Täschchen verstaut. Selbstverständlich
würde er die Summe wieder an sich nehmen. Es wäre
ärgerlich, wenn das Geld in den Taschen des Gondoliere oder
eines korrupten Polizisten verschwände.
    Seine Hände
erkundeten nun ihren entblößten Oberkörper. Trotz
des weichen Lichtes in dem felze trat alles wunderbar scharf hervor
— das goldene Kreuz, das sie um den Hals trug, die kleine
Narbe an ihrem Schlüsselbein, die Wölbung ihrer
Brüste. Er selber fand sie nicht so üppig wie erwartet,
aber das Tier in ihm interessierte sich nicht für solche
Details. Es hatte ein hechelndes Geheul ausgestoßen und
brannte darauf, das Kommando zu übernehmen.
    Und dann übernahm das Tier das Kommando.
Er riss den Mund auf, sein Kopf schoss auf die Frau herab, und er
spürte, wie sich seine Zähne — die Zähne der
Bestie — in ihren Hals gruben. Ah, was für ein
Gefühl! Die Vereinigung mit dem Tier — das Versinken im
Wirbel einer uralten Melodie ...
    Es war ihr Schrei,
laut und durchdringend, der ihn in die Wirklichkeit
zurückholte und die Bestie wieder in ihre Höhle trieb. Er
löste seine Zähne vom Hals der Frau, richtete sich auf
und schlug mit aller Kraft in ihren Schrei hinein. Seine geballte
Faust traf ihren Mund und ließ sie jäh verstummen. Ein
zweiter Faustschlag brach ihren rechten Wangenknochen und
schleuderte ihren Kopf gegen die Rückenlehne. Sie zappelte
noch ein wenig, dann sackte sie bewusstlos zusammen. Ein
dünnes Rinnsal aus Blut lief von ihrem linken Mundwinkel auf
ihr Kinn herab — damit konnte er leben. Wenn sie aus der Nase
geblutet hätte, wäre es problematisch geworden. Dann
wäre sie erstickt, wenn er ihr das Taschentuch in den Mund
stopfte. Und das war nicht der Sinn der Sache. Sie musste vorerst
noch am Leben bleiben. Außerdem musste sie in der Lage sein zu
riechen, um wieder zu sich zu kommen.
    Jetzt hatte der
Schwachkopf von Gondoliere angefangen zu singen. Gut gemeint, aber
irgendwie fehl am Platz. Oh, wie so
trügerisch. In gewisser Weise allerdings,
dachte er, passten die Verse. Er nahm sich vor, das Maß seiner
Güte vollzumachen und
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