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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres
Autoren: Andrea Camilleri
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Stunden bin ich zurück, Jungs.«
    Er folgte Montalbano zum Auto. Sie fuhren schweigend.
    Der Wachposten in der Gerichtsmedizin erklärte dem Commissario, Dottor Mistretta sei noch nicht da, nur Jacopello, der Assistent. Montalbano war erleichtert, eine Begegnung mit Mistretta hätte ihm den Rest des Tages auch noch versaut. Jacopello, ein enger Mitarbeiter Pasquanos, strahlte über das ganze Gesicht, als er den Commissario sah.
    »Wie schön!«
    Bei Jacopello konnte der Commissario die Karten auf den Tisch legen.
    »Das ist mein Freund Ciccio Albanese, er ist Fischer. Zu Mistretta würden wir sagen, dass mein Freund den Toten sehen will, weil er möglicherweise ein über Bord gegangener Matrose ist. Aber dir brauchen wir nichts vorzumachen. Wenn Mistretta dir nachher Fragen stellt, hast du eine Antwort parat, ja?«
    »Alles klar. Kommen Sie mit.«
    Die Leiche war mittlerweile noch blasser geworden. Die Haut wirkte wie eine Zwiebelschale, die über ein planlos mit Fleischfetzen beklebtes Skelett gespannt war. Während Albanese sich den Leichnam genau ansah, fragte Montalbano Jacopello: »Du weißt, wie der arme Kerl Dottor Pasquanos Meinung nach getötet wurde?«
    »Ja, ich war bei dem Gespräch dabei. Und Mistretta ist auf dem Holzweg. Schauen Sie ihn doch an.«
    Die tiefen Furchen rings um Handgelenke und Knöchel waren jetzt schmutzig grau verfärbt.
    »Jacope, Pasquano will doch eine Gewebeanalyse. Kannst du Mistretta dazu bringen, sie machen zu lassen?«
    Jacopello lachte.
    »Wetten, dass ich das hinkriege?«
    »Mit dir wetten? Niemals.«
    Jacopello wettete leidenschaftlich gern. Er wettete bei jeder Gelegenheit, egal, ob es um Wettervorhersagen ging oder darum, wie viele Menschen innerhalb einer Woche eines natürlichen Todes starben, und das Tolle war, dass er selten verlor.
    »Ich werde ihm sagen, dass man die Analyse für alle Fälle machen sollte. Er steht doch sonst saublöd da, wenn Commissario Montalbano rauskriegt, dass es kein Unfall war, sondern Mord! Mistretta würde lieber den Arsch als das Gesicht verlieren. Aber ich sag's Ihnen gleich, Commissario, das mit der Analyse dauert.«
    Erst auf der Rückfahrt entschloss sich Albanese, den Mund aufzumachen. Er murmelte:
    »Tja, keine Ahnung.«
    »Wie bitte?«, rief der Commissario aufgebracht. »Da siehst du dir eine halbe Stunde die Leiche an und sagst dann bloß ›keine Ahnung‹?«
    »Irgendwie komisch«, sagte Albanese. »Dabei hab ich doch schon jede Menge Ertrunkene gesehen. Aber der da -«
    Er verstummte, ihm war etwas eingefallen.
    »Was sagt der Doktor, wie lang er im Wasser war?«
    »Etwa einen Monat.«
    »Bestimmt nicht, Commissario. Mindestens zwei.«
    »Aber nach zwei Monaten hätten wir doch bloß noch Teile und keine ganze Leiche mehr gefunden.«
    »Das ist ja das Komische dran.«
    »Jetzt sag schon, was du meinst, Ciccio.«
    »Ich will aber kein dummes Zeug reden.«
    »Wenn du wüsstest, wie viel dummes Zeug ich rede und mache! Raus mit der Sprache, Ciccio!«
    »Haben Sie die Verletzungen von den Felsen gesehen?«
    »Ja.«
    »Die sind nur oberflächlich. Letzten Monat war zehn Tage hintereinander hoher Seegang. Wenn da der Tote gegen einen Felsen geknallt wäre, würden die Verletzungen anders ausschauen. Da wär vielleicht der Kopf abgerissen oder die Rippen gebrochen oder ein Felszacken hätte ihn aufgeschlitzt.«
    »Ja und? Vielleicht war die Leiche bei dem schlimmen Wetter auf dem offenen Meer, wo keine Felsen sind?«
    »Aber Sie haben sie doch an einer Stelle gefunden, wo die Strömung rausführt, Commissario!«
    »Und?«
    »Vor Marinella, oder?«
    »Ja.«
    »Die Strömungen dort führen entweder raus oder gehen parallel zur Küste. Noch zwei Tage, und die Leiche wär in Capo Russello angekommen. Können Sie Gift drauf nehmen.«
    Montalbano schwieg nachdenklich. Dann sagte er:
    »Die Sache mit den Strömungen müsstest du mir mal genauer erklären.«
    »Wann Sie wollen.«
    »Hast du heute Abend Zeit?«
    »Klar. Wollen Sie zu mir zum Essen kommen? Meine Frau macht die allerbesten triglie di scoglio.«
    Von wegen Mund wässrig! Montalbanos Zunge stand augenblicklich unter Spucke.
    »Danke. Aber wie siehst du denn die Sache, Ciccio?«
    »Kann ich offen reden? Also, von den Felsen kriegt man bestimmt nicht solche Verletzungen, wie sie der Tote an den Handgelenken und den Knöcheln hat.«
    »Stimmt.«
    »Den Mann haben sie erst an den Händen und den Füßen gefesselt und dann ertränkt.«
    »Mit einem Draht gefesselt, sagt
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