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Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)

Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)

Titel: Colours of Love - Entblößt: Roman (German Edition)
Autoren: Kathryn Taylor
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hier ist mir so vertraut, dass es wehtut, deshalb beeile ich mich und stelle die Reisetasche auf das Bett. Dann öffne ich den Schrank, versuche, Jonathans Sachen zu ignorieren, die die Fächer und Stangen füllen, und räume das eine Fach aus, das er mir überlassen hat, packe alles in die Tasche. Schließlich husche ich schnell ins Bad und sammle ein, was mir gehört. Es ist mehr, als ich dachte, und jedes Teil, das ich wegnehme und in die Tasche räume, verstärkt das merkwürdig taube Gefühl in mir. Ich hatte mich hier eingerichtet, denke ich dumpf. Noch nicht wirklich auf Dauer, es war ja noch nichts entschieden, aber ich hatte angefangen, die Villa als mein Zuhause zu sehen. Als den Ort, an den ich gehöre. Weil es sich richtig angefühlt hat. Aber damit ist es wohl nur mir so gegangen.
    Mit schweren Schritten kehre ich ins Schlafzimmer zurück und werfe einen letzten Blick in den Schrank. Mein Fach ist leer und auch sonst entdecke ich keine Sachen mehr von mir. Doch ich kann mich nicht losreißen, strecke zögernd die Hand aus und streiche über den Stoff der dunklen Hemden, die auf der Stange hängen, hebe einen Ärmel an und halte ihn an meine Wange. Als ich Jonathans vertrauten Duft daran wahrnehme, schießen mir die Tränen in die Augen und ich lasse das Hemd schnell wieder los und schließe den Schrank.
    Krampfhaft versuche ich, mich zusammenzureißen, und konzentriere mich auf meine Tasche, will den Reißverschluss zuziehen, der jedoch klemmt. Je länger ich damit kämpfe, desto verzweifelter werde ich, und schließlich laufen mir die Tränen über die Wangen und ich gebe es auf, setze mich auf die Bettkante und vergrabe das Gesicht in den Händen, während mich Schluchzer schütteln.
    Bis jetzt habe ich es geschafft, nicht zu weinen. Ich habe nicht geweint, als ich bei Indira Ambani war, um ihr mitzuteilen, dass ich meine Abreise nach Amerika, die eigentlich nächste Woche sein sollte, um ein paar Tage vorziehe. Und dass ich nach meiner Prüfung, die in gut vierzehn Tagen in Chicago stattfindet, nicht nach London zurückkehren werde. Dass ich meine Stelle bei Huntington Ventures mit sofortiger Wirkung kündige, was geht, weil ich noch in der Probezeit bin. Sie war zwar sehr überrascht und auch enttäuscht, aber verständnisvoll, und sie hat mir versprochen, den Kollegen erst von meiner Kündigung zu erzählen, wenn ich weg bin. Ich will keinen großen Abschied, ich will einfach möglichst unauffällig verschwinden, denn das fällt mir alles schwer genug.
    Annie habe ich es natürlich erzählt, als ich abends wieder in Islington war, aber auch da habe ich nicht geweint, weil diese innere Erstarrung die ganze Zeit über angehalten hat. Ich habe mit Annie und Ian Wein getrunken – Marcus war wieder unterwegs – und den beiden dabei immer wieder versichert, dass es so besser ist. Dass ich einsehen musste, dass das mit Jonathan und mir nichts werden kann und dass es klüger ist zu gehen, bevor es noch schlimmer wird. Und als ich danach im Bett lag, hatte ich auch keine Tränen, sondern habe nur die Decke angestarrt.
    Vielleicht, weil ich die ganze Zeit doch noch die Hoffnung hatte, dass Jonathan zu mir kommen und sich entschuldigen würde. Dass er mir versichert, dass es ihm leidtut und dass er es sich überlegt hat. Aber er ist gar nicht da. Er ist vorgestern nach unserem Streit weggefahren und seitdem nicht wieder aufgetaucht. Ich musste gestern noch den ganzen Tag im Büro verbringen, um alles für die Zeit nach meinem Weggang zu regeln, damit das Hackney-Projekt ohne große Probleme von jemand anderem übernommen werden kann, und ich bin anfangs immer zusammengezuckt, wenn die Tür aufging oder mein Handy klingelte, weil ich dachte, dass es Jonathan ist. Bis ich irgendwann auf dem Flur mitbekam, dass er schon wieder auf Geschäftsreise ist. Ziel: unbekannt. Offenbar weiß nicht mal Catherine, wo er hin ist und wann er wiederkommt, denn die Buschtrommeln in der Firma funktionieren sonst echt gut. Ich habe mich gezwungen, nicht darüber nachzudenken, wo er sein könnte, und mir die ganze Zeit eingeredet, dass es gut ist, dass er nicht da ist, weil er mich dann nicht davon abhalten kann zurückzufahren und weil mir der Abschied dann leichter fällt.
    Aber mir fällt gar nichts leicht. Nicht ein verdammter Schritt, der mich von Jonathan wegbringt, und je länger ich in diesem Zimmer bin, in dem ich so viele leidenschaftliche Stunden mit ihm verbracht habe, desto schlimmer zerreißt es mir das
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