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Colin Cotterill

Titel: Colin Cotterill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Siri und seine Toten
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Arsch, der sie vertritt. Wie war dein Wochenende?«
    »Sensationel . Ich habe mir bei einem politischen Seminar in Vang Vieng den Hintern wundgesessen. Und du?«
    »Ich habe einen Graben ausgehoben.«
    »Und? Wie war’s?«
    »Sensationel . Mein Block hat den Preis für das fröhlichste ›Arbeitslied‹
    gewonnen.«
    »Gratuliere. Was gab’s denn zu gewinnen?«
    »Eine Spitzhacke.«
    »Nur eine?«
    »Jeder darf sie reihum eine Woche lang benutzen, in alphabetischer Reihenfolge. Gibt’s was Neues aus der Chefetage?«

    »Neues? Wir sind wieder mal die Nummer eins in der Welt.«
    »Niedrigste Kriminalität?«
    »Höchste Inflation.«
    »Der Welt? Ui. Das muss gefeiert werden.«
    »Den großen Marionettenskandal nicht zu vergessen.«
    »Lass hören.«
    »Die Partei hat die Marionetten im Xieng-Thong-Tempel in Luang Prabang angewiesen, auf höfische Sprache fortan zu verzichten und sich stattdessen mit ›Genosse‹ anzureden.«
    »Recht so. Wir müssen diesen Marionetten zeigen, wer hier die Fäden zieht.«
    Civilai ohrfeigte ihn mit einem Salatblatt. »Wie ist die Sache ausgegangen?«
    »Die Marionetten haben sich geweigert.«
    »Holzköpfe, subversive.«
    »Der örtliche Parteivorstand hat sie in ihre Kiste gesperrt und wil sie erst wieder rauslassen, wenn sie kapitulieren.«
    »Das wird ihnen eine Lehre sein.«
    Nach einer ausgedehnten Mittagspause gingen sie Arm in Arm wie zwei Betrunkene zurück zur Klinik. Bei den betonierten Torpfosten angekommen, erinnerte Civilai seinen Freund daran, dass er für eine Woche in den Süden fahren müsse, und bat Siri, ihnen den Baumstamm für den nächsten Montag frei zu halten. Sie verabschiedeten sich voneinander, und Siri marschierte die Auffahrt hinauf.
    Er war noch keine fünf Meter weit gekommen, als er Geung auf sich zustürzen sah. Der Assistent bremste scharf und kam kaum zwei Zentimeter vor Siri zum Stehen. Er war aufgeregt, und die Aufregung schnürte ihm buchstäblich die Kehle zu. Er öffnete den Mund und wol te etwas sagen, brachte aber nichts heraus. Er lief blau an.
    Siri trat einen Schritt zurück, legte Geung die Hände auf die Schultern und massierte sie kräftig. »Tief durchatmen, Herr Geung. Nichts ist es wert, dafür zu ersticken.« Geung gehorchte.

    »Na, was ist in der Mittagspause denn so Welterschütterndes passiert?«
    »Genosse Kha… Kha… Kha… «
    »Kham?«
    »Genosse Khams…«
    »Ist hier?«
    »… s Frau.«
    »Seine Frau ist hier.« Geung war überglücklich, dass es ihm gelungen war, sich verständlich zu machen. Er klatschte prustend vor Lachen in die Hände und stampfte mit dem Fuß auf. Da kamen zwei Landeier vorbei. Sie blieben stehen und verfolgten Geungs kleine Vorführung. Laoten vom Land waren nie darum verlegen, andere in Verlegenheit zu bringen. Der eine sah den anderen an und sagte laut: »Idiot.«
    Geung wandte sich jäh zu ihnen um. »Gleich und Gleich… erkennt sich gern.«
    Siris Freude war ebenso groß wie die Verblüffung der beiden Fremden. Er lachte sie aus, nahm Geung in den Arm und ging mit ihm davon. »Nicht schlecht, Herr Geung. Wer hat Ihnen denn den Spruch beigebracht?«
    Geung lachte. »Sie.«
    Sie kamen am Verwaltungegebäude vorbei. Geung schien in Gedanken versunken. Nach einer Weile sagte er: »Aber sie haben ja recht. Ich bin ein…
    Idiot.«
    Siri blieb stehen und sah ihn an. »Herr Geung. Warum glauben Sie mir eigentlich nicht? Sie sind kein Idiot. Ihr Vater wusste es einfach nicht besser.
    Was habe ich Ihnen gesagt?«
    »Ich habe eine… eine…«
    »Eine Krankheit.«
    »Down-Syndrom.« Er betete den Rest einer der endlosen Listen herunter, die er in seinem Gedächtnis gespeichert hatte. »Auf manchen Gebieten tue ich mich schwerer als andere Menschen, auf anderen wieder bin ich ihnen überlegen.« Sie gingen weiter.

    »Stimmt genau, und eines der Gebiete, auf denen Sie ihnen überlegen sind, ist das Gedächtnis. Sie vergessen nichts, und wenn es noch so lange zurückliegt. In dieser Beziehung kann selbst ich es nicht mit Ihnen aufnehmen.«
    Geung grunzte vor Freude. »Ja.«
    »Ja. Und wenn es um Eiswasser geht, sind Sie praktisch unschlagbar.«
    »Ja, stimmt.« Da der Direktor ihnen verboten hatte, Erfrischungsgetränke in der Kühlkammer der Pathologie aufzubewahren, stand der nächste Eisschrank in der Personalkantine. Geung ging gern dorthin, um Gästen ein Glas Eiswasser zu holen, weil die Mädchen mit ihm flirteten.
    »Ist Genosse Khams Frau al ein hier?«
    »Ja.«
    »Könnten Sie ihr dann viel

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