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Coco - Ausbildung zur 0

Coco - Ausbildung zur 0

Titel: Coco - Ausbildung zur 0
Autoren: Ana Riba
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Mühen des Jungen belohnen konnte, sah dieser sie entgeistert an.
    „Kein Trinkgeld, Madame“, erklärte er und schüttelte den Kopf. „Haben Sie denn das Kleingedruckte nicht gelesen?“
    Coco schüttelte schuldbewusst den Kopf. Langsam stieg in ihr der Verdacht auf, dass sie dies wohl besser hätte tun sollen. Denn ein Page, der die Annahme eines Trinkgeldes verweigerte, war ihr noch nicht untergekommen.
    Es war spät geworden, als Coco endlich ihren leeren Koffer unten in den Schrank stellte und sich darüber Gedanken machen konnte, was sie wohl für ihr erstes Dinner in diesem seltsamen Hotel anziehen sollte. „Ob es dafür wohl auch eine Klausel im Kleingedruckten gibt?“, dachte sie lächelnd, als sie das geblümte Kleid, welches sie trug, gegen ein karmesinrotes Abendkleid tauschte. Der Schnitt des Kleides betonte ihre Hüften, und das Oberteil zeigte ihre nackten Schultern. „Etwas zu viel für den ersten Abend“, sagte sie leise zu sich, legte sich eine Stola um und band sie unter ihrem Busen zu einem großen Knoten zusammen. „Besser“, befand sie genauso leise.
    Bevor sie ihr Zimmer verließ, gönnte sie sich noch einmal den atemberaubenden Ausblick von ihrem Balkon. Das Meer unter ihr rauschte klangvoll durch die geöffneten Fenster, und sie konnte in einiger Entfernung die vorbeifahrenden Schiffe blinken sehen. Es war wunderbar, und Coco freute sich schon darauf, diesen Anblick kurz vor dem Schlafengehen noch einmal zu genießen.

     

4
    Das Restaurant war – ebenso wie die Eingangshalle – im viktorianischen Stil gehalten. Als Coco den Raum betrat, begrüßte sie das leise Stimmengewirr der übrigen Gäste, und nachdem sie für einen Moment das Interieur bestaunt hatte, wurde sie von einem Kellner an ihren Tisch geleitet.
    „Darf ich Ihnen das Menü empfehlen?“ Der Kellner reichte ihr in einer formvollendeten Verbeugung die Speisekarte, und Coco nickte.
    „Ich verlasse mich auf Ihre Empfehlung“, erwiderte sie mit einem Lächeln auf den Lippen, und der Kellner verschwand genauso leise, wie er aufgetaucht war. Ihr Tisch stand in einer kleinen Nische des Restaurants, von wo sie einen hervorragenden Blick auf das Geschehen hatte. Coco bemerkte, dass für zwei Personen gedeckt war, und wartete darauf, dass einer der Kellner das überflüssige Gedeck abräumen würde. Doch nichts geschah. Der Sommelier trat an ihren Tisch und kredenzte ihr einen leichten Rotwein, sie dankte lächelnd und gab sich ganz der sie umgebenden Atmosphäre hin.
    „Madame Mirabeau?“ Ohne dass Coco es bemerkt hatte, war ein Herr an ihren Tisch getreten, der sie nun fragend anlächelte. Sie nickte.
    „Und mit wem habe ich das Vergnügen?“ Coco neigte ihren Kopf zur Seite und sah nun ihrerseits den Herrn fragend an.
    „Baptiste Pigéon.“ Sie lächelte amüsiert, als sie sah, dass er, während er sich vorstellte, die Hacken zusammenstieß. „Ich bin heute Abend Ihr Begleiter.“ Sie schaute ihn erstaunt an, und Baptiste lachte leise. „Ich habe schon gehört“, sagte er mit amüsiertem Unterton, „dass Sie das Kleingedruckte nicht gelesen haben.“
    Coco lehnte sich mit einem Lächeln zurück und betrachtete ihren „Begleiter“ genauer. Baptiste Pigéon mochte in ihrem Alter sein, hatte allerdings bereits an den Schläfen leicht ergrautes Haar. Seine braunen Augen umspielte ein neckisches Lächeln, und die Grübchen um seine Mundwinkel machten ihn mehr als nur sympathisch.
    „Ja … “, seufzte Coco, „langsam habe ich den Verdacht, dass ich diese Buchungsbestätigung noch einmal hervorholen sollte. Nehmen Sie doch bitte Platz, Monsieur Pigéon.“
    „Baptiste.“ Coco nickte.
    „Vielleicht kann ich Ihnen die Mühe ersparen und Ihnen etwas über diese ominösen Bedingungen in unserem Service bei unserem gemeinsamen Dinner erläutern“, gab er lachend zurück. Baptiste lächelte sie gewinnend an, und ob Coco wollte oder nicht: Sie musste zugeben, dass sie es hätte schlimmer treffen können.
    Kurz wurden sie noch von einem Kellner gestört, der Baptiste Wein einschenkte, ihn verkosten ließ und als dieser nickte, einen Augenblick später die Vorspeise servierte.
    „Nun … Coco“, Baptiste hob sein Glas und prostete ihr zu, „wir sind kein normales Hotel. Aber das werden Sie sicher schon festgestellt haben.“ Sie nickte und lauschte aufmerksam. „Mal sehen, was außer einer Trinkgeldverweigerung und einem Concierge kurz vor dem Nervenzusammenbruch noch so zutage kommt“, dachte sie
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