Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cinderella kehrt zurück

Cinderella kehrt zurück

Titel: Cinderella kehrt zurück
Autoren: VICTORIA PADE
Vom Netzwerk:
gemütlichen Abend machen und hattest mich sogar zum Übernachten eingeladen.“
    „Ich wollte bloß mal nachschauen, ob du noch wach bist.“
    „Und deswegen bist du extra rübergekommen?“, fragte Eden. „Um diese Uhrzeit?“
    Eve zuckte mit den Schultern. „Wenn ich angerufen hätte, hätte ich dich vielleicht wieder geweckt. Und das wollte ich nicht riskieren, du hast ja seit Freitagabend kein Auge mehr zugetan.“
    Darüber wusste Eve deswegen so gut Bescheid, weil Eden sie auf dem Laufenden gehalten hatte. Nach dem Streit mit Cam am Sonntagabend hatte Eden sich genauso verhalten wie damals nach Alikas Tod: Sie hatte sich völlig zurückgezogen, hatte die Vorhänge zugezogen und den Anrufbeantworter anspringen lassen, wenn das Telefon geklingelt hatte. Den ganzen Tag über lief der Fernseher, und Eden saß davor, ohne das Programm zu verfolgen. Stattdessen weinte sie, bis ihre Augen rot und verquollen waren.
    Aber dann war heute Nachmittag ihre Schwester Eve vorbeigekommen und hatte mit ihrem Zweitschlüssel die Haustür aufgeschlossen. Und Eden hatte ihr alles erzählt: von der Liebesnacht mit Cam und dem schrecklichen Streit am nächsten Tag.
    „Hast du denn auch gemacht, was ich dir gesagt habe und dir ein heißes Bad eingelassen?“, erkundigte Eve sich jetzt.
    „Ja.“
    „Aber es hat nicht geholfen, sonst wärst du jetzt nicht mehr wach.“
    „Danach ging’s mir aber wirklich schon etwas besser“, räumte Eden ein. Vielleicht wäre sie ja morgen schon so weit, sich richtig anzuziehen oder sogar etwas zu essen. „Du hättest aber wirklich nicht extra vorbeikommen müssen, um nach mir zu sehen.“
    „Ich wollte eigentlich mit dir spazieren gehen“, meinte Eve.
    „Um Mitternacht?“
    „Ganz genau“, erwiderte Eve. „Häng den Bademantel weg und zieh dich warm an. Es ist kalt draußen.“
    „Warum müssen wir denn unbedingt spazieren gehen, wenn es so kalt ist? Ich glaube nicht, dass ich danach besser schlafen kann.“
    „Wir gehen ja auch nicht spazieren, damit du einschlafen kannst.“
    „Warum dann?“
    „Weil ich es so will.“
    Eden war viel zu müde und schlapp, um sich noch weiter gegen ihre resolute Schwester zu wehren. Und vielleicht würde ihr der Spaziergang wirklich helfen.
    Wenige Minuten später kam sie in einer dicken Daunenjacke die Treppe hinunter. Ihre Schwester wartete schon im Eingangsbereich. „Na, bist du jetzt zufrieden?“
    Eve antwortete nicht, sondern öffnete einfach die Haustür.
    „Haben wir irgendein bestimmtes Ziel?“, erkundigte sich Eden draußen.
    „Nein, wir gehen einfach nur spazieren“, sagte Eve und ging zur Gartenpforte.
    Eden konnte nicht anders, sie musste einfach zu Cams Haus hinüberschauen. Alle Fenster waren dunkel, wahrscheinlich schlief er gerade tief und fest. Ihr zog sich das Herz zusammen. Nicht etwa, weil sie ihm das übel nahm, sondern weil sie jetzt am liebsten bei ihm wäre.
    Schnell blinzelte sie die Tränen weg und war erleichtert, als Eden an der Straße nicht an Cams Haus vorbeiging, sondern die andere Richtung einschlug.
    Eden holte tief Luft und hoffte, dass die kalte Nachtluft den Schmerz verdrängen würde.
    „Was soll denn das werden? Ein Gesundheitsmarsch oder was?“, erkundigte sie sich, als sie ein paar Häuser weiter waren und sie sich wieder einigermaßen unter Kontrolle hatte.
    „Pst. Wir gehen einfach nur spazieren.“
    Eden war viel zu müde, um weiter nachzufragen. Eine ganze Weile lang gingen sie schweigend nebeneinanderher bis zur Hauptstraße. Alle Geschäfte hatten geschlossen, nicht mal das Tankstellenhäuschen war besetzt. Die einzige Ampel blinkte nur noch gelb. Sie überquerten den Platz mit dem Pavillon und gingen dann weiter zum Campus. Von dort aus liefen sie in einem weiten Bogen zurück zum Wohngebiet, in dem Edens Haus stand.
    Während des gesamten Spazierganges kam ihnen kein einziges Auto entgegen, auch sonst war niemand unterwegs. Nur hier und dort brannte in einem Haus noch Licht: Offenbar gab es in Northbridge nicht besonders viele Nachteulen. Ganz ruhig und friedlich lag das nächtliche Städtchen da. Allmählich übertrug sich die Atmosphäre auf Eden: Sie entspannte sich immer mehr.
    „Hier werden nachts ja die Bürgersteine hochgeklappt“, sagte sie. „Das hatte ich schon völlig vergessen.“
    „Aber jetzt erinnerst du dich wieder?“, hakte Eve nach.
    „Ja, hier ist wirklich nichts los“, erwiderte sie. Und plötzlich kam ihr ein Gedanke. „Sag mal, ist das etwa der Grund für
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher