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Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert

Titel: Chroniken der Dunkelheit - 02 - Kristallschwert
Autoren: Ma2
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Worte wollten nicht deutlich herauskommen und sie wusste nicht, ob er sie verstanden hatte. Er schien etwas sagen zu wollen, doch dann lächelte er nur und drückte ihr wieder die Hand.
    Seine Gegenwart beruhigte sie. Demnach war die Welt noch nicht untergegangen. Sie wollte sein Lächeln erwidern, fand aber selbst das zu anstrengend und schlief wieder ein.
    Als sie wieder aufwachte, hatte das Ruckeln aufgehört. Sie lag in Pelze eingewickelt unter einem Baum auf dem Boden. Neben dem Baum standen weitere Bäume, und dort, wo der Himmel zwischen den ausladenden Zweigen hindurchsah, lag auf dem Boden Schnee. Elsa fröstelte trotz der Felle. Durch die hohen Bäume fielen schräg rote Sonnenstrahlen. Sie wusste nicht, ob es früh oder spät am Tag war. Adrian lehnte grau vor Erschöpfung neben ihr, Cluaran saß an den benachbarten Baum gelehnt und unterhielt sich leise mit Ari, der neben ihm kniete. Auf der anderen Seite lagen Fritha und Cathbar ausgestreckt auf ihren Mänteln und schliefen fest. Etwas weiter weg hockte geduckt wie ein gejagtes Tier Eolande zwischen den Bäumen. Elsa erkannte die Fay-Frau zunächst gar nicht. Sie schien geschrumpft. Ihre glänzenden Haare fielen in verfilzten Strähnen über ein eingefallenes Gesicht. Ihr Blick wirkte gehetzt und sie starrte vor sich hin, ohne die anderen zu beachten.
    Was ihr wohl fehlte? Und noch etwas stimmte nicht, dachte Elsa. Ihre Gefährten waren alle da und schienen, von Eolande abgesehen, unverändert. Warum bloß hatte sie dann das quälende Gefühl, dass etwas fehlte? Dass sie etwas verloren hatte?
    Da spürte sie die Leere in ihrer rechten Hand.
    Ioneth!
    Sie musste etwas gerufen haben, denn Adrian beugte sich über sie und legte ihr die Hand auf den Arm. »Ist ja gut«, sagte er. »Du bist in Sicherheit, Elsa – wir sind alle da.« Doch sein angespanntes Gesicht strafte seine Worte Lügen.
    »Nein!«, erwiderte sie heftig. »Nichts ist gut. Was ist denn passiert, Adrian? Wo ist Loki? Und wo ist das Schwert?«
    Er schüttelte nur den Kopf und wich ihrem Blick aus. Es gelang Elsa, sich aufzurichten und sich an den Stamm des Baumes zu lehnen, ohne dass ihr dabei allzu schwindlig wurde. »Du musst es mir sagen!«, beharrte sie. Ihre Stimme klang auf einmal heiser. »Bitte, Adrian!«
    »Loki ist frei«, sagte Adrian leise. »Du hast … das Schwert hat … nein, Eolande hat dich dazu gebracht, seine Ketten durchzuschneiden. Das Schwert ist verschwunden. Du hast ihn damit verwundet und dann … löste es sich irgendwie auf.« Er sah sie unglücklich an. »Es tut mir so leid, Elsa.«
    Plötzlich erinnerte sie sich wieder an alles, an das Gesicht ihres Vaters, an seine Stimme … an Eolandes kalte Hände auf ihren Händen … und an das Gelächter des Dämons, als er dem Schwert den Garaus gemacht hatte. Sie wollte den Kopf heben und schreien, aber kein Laut kam über ihre Lippen.
    Cluaran war aufgestanden und trat zu ihr. Sein Gesicht wirkte spitzer als sonst und er zog seinen Mantel um sich, als sei ihm unendlich kalt. »Woran erinnerst du dich noch?«, fragte er leise.
    Offenbar standen ihr Schrecken und Schuldgefühle ins Gesicht geschrieben, denn er kniete neben ihr nieder und fasste sie mit einer Behutsamkeit an den Schultern, die sie an ihm nicht kannte. »Du kannst nichts dafür, Elsa. Meine Mutter Eolande hat dich und uns alle verraten. Sie hat dich mit ihren magischen Kräften dazu verleitet, die Ketten durchzuschneiden – alle bis auf die letzte, die er selbst abgerissen hat.«
    »Ich hielt ihn für meinen Vater«, sagte Elsa.
    Cluaran nickte bekümmert. »Er war schon immer ein Schwindler und Betrüger. Auch Eolande hat er getäuscht. Nur das Schwert konnte er nicht täuschen, Ioneth … doch er nahm ihr Leben, um daraus Kraft zu schöpfen. Er wird wieder so stark sein wie früher.«
    »Wir sind den ganzen Tag lang vor dem Berg geflohen«, fügte Adrian hinzu. »Er spuckt beständig Feuer. Cluaran meint, er werde bald schmelzen – und mit seinem geschmolzenen Gestein womöglich die Schneefelder überfluten. Aber jetzt müssten wir so weit weg sein, dass uns keine Gefahr mehr droht. Zumindest nicht vom Berg …« Er verstummte.
    »Brokk …«, hörten sie Eolande murmeln. Sie redete wie im Traum, fast singend, ohne die anderen anzusehen. Cluaran fuhr zu ihr herum.
    »Mein Vater ist tot, versteh das doch endlich! Wie konnte Loki dich täuschen? Du warst so klug und konntest immer Wahrheit von Lüge unterscheiden. Warum hast du dich täuschen
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