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Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)

Titel: Cherryblossom - Die Zeitwandler (German Edition)
Autoren: Mina Kamp
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machen.« Erst jetzt wurde mir gewahr, wer gemeint war. Ich sollte Ben heiraten!
    Erhaben, aber mit einer gewissen Vorsicht sah Benjamin Wallner mich an . Ich rutschte tiefer in meinen Stuhl und starrte stur geradeaus. Das Blut rauschte in meinen Ohren. Dominik schob seinen Stuhl zurück, stand auf und kam mit einem leisen Lächeln auf den Lippen um den Schreibtisch herum auf mich zu. Ich runzelte die Stirn und sah ihm fassungslos ins Gesicht. Er nahm meine Hände und zog mich vom Stuhl hoch. Aus den Augenwinkeln sah ich Ben, der sich auch erhob und sich neben mich stellte.
    »Du wirst mich stolz machen, meine Tochter.« Er nahm mein Kinn in seine Hand, drehte es von rechts nach links und wieder zurück und musterte mich eingehend. »Du siehst aus wie deine Mutter«, flüsterte er abwesend.
    Dominik strich mir eine gelöste Haarsträhne hinters Ohr, ließ seine Finger über meinen Hals fahren und sah mich mit einem verträumten Ausdruck an. Das wirkte fast menschlich auf mich in diesem Moment. Ich sah ihn tief an, um in seiner Miene zu forschen, zu ergründen, was er für mich empfand, was er in mir sah.
    »Warum hast du meine Mutter ausgewählt?«, fragte ich vorsichtig und war auf der Hut.
    Seine Miene erstarrte und für eine Millisekunde trat ein Glitzern in seine Augen. Unweigerlich hielt ich die Luft an und wartete. »Was ist das für eine Frage? Ich habe sie geliebt.« Sein Gesicht verwandelte sich in eine Maske. Eine Stimme in mir flüsterte leise und beständig in meinem verwirrten Geist: Glaub ihm nicht! – Glaub ihm nicht! – Glaub ihm nicht!
    »Ich bin sehr froh, dass ich dich nun endlich bei mir habe und dich kennenlernen kann.« Meine Gefühle fuhren Achterbahn. Jetzt wirkte er wieder anders. Er sah mir fast liebevoll, aber auch ernst in die Augen und drückte mich kurz an sich. Ein Anflug von Wärme machte sich in mir breit, ein Hauch von Geborgenheit. Ich kannte ihn schon mein ganzes Leben. Wir telefonierten jeden Monat miteinander, seitdem ich denken konnte. Auch wenn er nie vorbeikam, nicht zu Schulaufführungen, nicht in den Ferien und nicht zu den Feiertagen. Er war irgendwie doch immer dagewesen, ein beständiger Teil meines Lebens. Als ich älter wurde, hatte ich angefangen, ihn zu verfluchen, weil ich seine Abwesenheit nicht verstand und es mir nicht mehr reichte, ihn am Telefon zu sprechen. Damals wusste ich nicht, weshalb er sich von mir fernhielt, heute war es mir klar. Er veränderte sich nicht und er hätte mich in Gefahr gebracht, hätte er sich zu offiziell zu mir bekannt. Ich war seine heimliche Tochter, damit ich eine unbeschwerte Kindheit haben konnte.
    Er räusperte sich und schob mich ein Stück von sich, um mich wieder genauer zu betrachten. Seine Hände ruhten auf meinen Schultern und ich sah zu ihm auf. »Es tut mir unendlich leid, dass unser Neubeginn und dein Start in dein neues Leben so unglücklich verlaufen mussten.« Ernsthaft betroffen sah er mich an, seine Lippen zu einem Strich verzogen. Er streichelte meine Schultern, gab mich auch schon wieder unvermittelt frei und wandte sich Ben zu. Fast stolperte ich zurück, überrascht von dem schnellen Wechsel.
    »Ben, gehen Sie bitte jetzt mit meiner Tochter.« Ben kam auf mich zu, nahm mich bei der Hand und zog mich zur Tür. Dort sah ich mich kurz nach meinem Vater um. Er sah nicht mehr zurück, ging zu seinem Schreibtisch. Abwesend setzte er sich und begann, Papiere zu sortieren. Ich war für ihn nicht mehr da. Enttäuschung machte sich in mir breit, er hätte doch nur einmal noch den Blick heben können. Ich trat durch die Tür. Ungläubig starrte ich zurück in das fulminante Büro, bis sich die Tür vor meiner Nase zu schließen drohte. In dem Moment ließ ich meine Hand vorschnellen und hielt sie auf. »Vater, ich kann nicht heiraten.« Ich stockte und sammelte mich. »Ich bin viel zu jung. Ich bin nicht bereit dafür.« Gleichgültig sah er von seinen Papieren auf. »Du wirst in deine Aufgaben hineinwachsen.«
    »Ich kann das …«, er unterbrach mich barsch. »Es ist vorerst alles gesagt.« Die schwere Tür schloss sich und sperrte mich aus.
    »Alles in Ordnung?« Ben trat besorgt vor mich und wollte meine Hand greifen, die ich ihm sofort entzog. Ungläubig staunend über die Absurdität dieser ganzen Farce brachte ich keinen Ton heraus und starrte ihm nur schockiert entgegen. Ich sollte Ben heiraten!
    Immer noch benommen stolperte ich rückwärts, fort von ihm. Ben raufte sich seine dunklen Haare und sah betroffen zu
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