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Chaplins Katze, Clintons Kater

Chaplins Katze, Clintons Kater

Titel: Chaplins Katze, Clintons Kater
Autoren: Helga Dudman
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verzogen gewesen, so »mächtig«, dass »man sicherlich seit Caligula nicht dergleichen gesehen hat«. (Der Verweis bezieht sich nicht auf eine Katze Caligulas, sondern auf die ungeheure, wahnsinnige Grausamkeit dieses Kaisers selbst.)
    Derselbe venezianische Diplomat zeichnet uns auch ein Bild des Kardinals:

    Er ist sehr gut aussehend, gelehrt, außerordentlich redegewandt, ermüdet nie und besitzt ungeheure Fähigkeiten.
    Er allein wickelte alle Geschäfte ab, die sämtliche Magistrate und Räte betreffen, zivile wie strafrechtliche. Alle Staatsgeschäfte führt er allein… Er ist ernst, entscheidet übermäßig oft zugunsten des Volkes, insbesondere der Armen…

    Leider ist kein gleichermaßen ausführliches Porträt von Wolseys Topkater erhältlich. Andere Augenzeugenberichte über Wolsey sind auch nicht ganz so schmeichelhaft. Wolseys Ego war anscheinend ungeheuer, und ein anderer Zeitgenosse beschrieb ihn als »den stolzesten Prälaten, der je lebte«.
    Er benahm sich wie ein König. Er »zwang die Dienerschaft, ihn auf Knien zu bedienen, ließ sich von Bischöfen die Schnürsenkel binden und von Herzögen die Schüssel halten, wenn er sich die Hände wusch…« Und so weiter. Jedenfalls ganz nett für die Katze, die sich das alles mit ansehen durfte.
    Kein Geringerer als Shakespeare ist der berühmteste Porträtist Wolseys. In seinem Drama ›König Heinrich VIII.‹
    erzählt er vom Aufstieg und Fall dieses erstaunlichen Katzenfreundes. Es befasst sich ausführlich mit der Rolle des Kardinals in der berüchtigten Scheidungssache. Shakespeare schrieb das Stück etwa achtzig Jahre nach Wolseys Tod, als die Zuschauer noch bestens über die dramatischen Ereignisse Bescheid wussten: Mari hatte damals ein längeres Gedächtnis als heute, wenn auch Shakespeare in seinem Epilog zu diesem Stück (in einem eigenartigen Vorgriff auf unsere heutigen Fernsehgewohnheiten) meint:

    Zehn gegen eins, dass unser Spiel nicht allen Behaglich war.
    Der schlief mit Wohlgefallen Zwei Akte durch…

    Man ist versucht, ausführlich aus ›Heinrich VIII.‹ zu zitieren, denn wie oft erscheint schon ein Katzenfreund bei Shakespeare in einer so prominenten Position: Leider hat jedoch Shakespeare die Katze in den vielen Szenen mit Wolsey einfach ausgeklammert (die Persönlichkeit des Kardinals wird von allen Mitgliedern des großen Ensembles analysiert).
    Deswegen beschränken wir uns widerwillig auf einige wenige Zitate aus dem Munde Wolseys in der Formulierung von Shakespeare.
    Aus Szene zwei im dritten Akt, in der Wolsey klar wird, dass er in Schwierigkeiten geraten ist, nachdem er aus Versehen dummerweise einen wichtigen Brief in einem Paket an den König geschickt hat:

    Nun, dann ist’s aus!
    Ich stand auf meiner Größe höchster Sprosse,
    Und von der Mittagslinie meines Ruhms
    Eil’ ich zum Niedergang. Ich werde fallen,
    Wie in der Nacht ein glänzend Dunstgebild,
    Und niemand mehr mich sehn.

    Und bei Shakespeare hat er nicht einmal mehr seine Katze bei sich!
    Schließlich zitiert ein Höfling in der zweiten Szene im vierten Akt Wolseys letzte Worte, bevor er in einer Abtei ehrlos und in Ungnade stirbt:

    Ein Greis, zerknickt im wilden Sturm des Staats, Legt hier bei Euch sein müdes Haupt zur Ruh’;
    Gönnt aus Erbarmen ihm ein wenig Erde!

    Der Höfling fügt noch hinzu, am Ende seines Lebens…

    … gab er reuig,
    Versenkt in Tränen, Sorg’ und tiefer Andacht,
    Der ird’schen Welt den eitlen Ruhm zurück,
    Sein geistlich Teil dem Herrn, und starb in Frieden.

    Letzte Katzenfreunde

    Eine kleine Liste weiterer Katzenliebhaber – keineswegs vollständig, weil es mir an Zeit, an Raum und an den erforderlichen neun Leben mangelt.
    Der Schauspieler Mickey Rooney liebte seine Katze General Felix. Der russische Komponist Alexander Borodin nannte seine Katze Fischer, weil sie im Fluss in der Nähe Fische fing.
    H. G. Wells gab seiner Katze den förmlichen Namen Mr Peter Wells. Die schnurrenden Freunde des Schauspielers James Dean hießen Louis XIV. und Marcus.
    Elizabeth Taylor liebt Tiere – und erlebte sicherlich mit ihnen mehr glückliche Tage als mit ihren vielen Ehemännern. Einer davon soll darauf bestanden haben, ins Watergate (!) Hotel zu ziehen, wo man keine Haustiere duldete. Anstatt sich von ihren Katzen (unter anderem Cleo, Jeepers Creepers und Jill) zu trennen, ließ sich die Schöne lieber von ihrem Ehemann scheiden.
    Der Science-Fiction-Autor Ray Bradbury hatte 15 Katzen, aber der Schriftsteller Anthony
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