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Change for a Kill

Change for a Kill

Titel: Change for a Kill
Autoren: Sonja Amatis
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richtig leben zu können. Seit diesem einen Tag kam es immer wieder über mich. Dieses Gefühl von Macht über jene, die zu schwach sind, ihr Leben zu kontrollieren. Sie stinken vor Erbärmlichkeit. Dieses Gefühl von Gnade, wenn ich sie von ihrem Leid erlöse …“ Ein schwärmerischer Ausdruck breitete sich nun über Annikas hübsches Gesicht aus. Das Gesicht einer Löwin. Wie sie wohl tatsächlich aussehen mochte?
    „Warum hatte Kathryn dich gedeckt?“, fragte Sam. „Hast du sie mit irgendetwas erpresst?“
    „Allwissend seid ihr wohl nicht, ihr zwei, obwohl ihr zugegebenermaßen ein gutes Team abgebt. Nein, ich habe sie nicht erpresst. Sie hat mich benutzt. Ich war eine ganze Weile allein unterwegs gewesen, hatte das Rudel mit seiner Hierarchie gründlich satt gehabt. Um nicht stehlen zu müssen, ließ ich mich als Söldner für schmutzige Jobs anwerben. Kathryn brauchte jemand für einen solchen Job, es ging um einen Bärenwandler. Der erwies sich als harter Brocken, ich musste schließlich die Gestalt wechseln, um ihn niederzuringen. Das Weib hatte mich beobachtet und kannte nun mein kleines Geheimnis. Davon war sie entzückt und beanspruchte mich immer häufiger. Das Geld dafür stammte von Drogenkartellen, mit denen sie schon seit Jahren zusammenarbeitete. Kathryn ist unanständig reich, auch wenn sie nach außen bescheiden lebt und ihre Konten gut versteckt hält. Sie hat mich anständig bezahlt, aber irgendwann wurde es langweilig, diese ständigen Auftragsmorde. Und einsam. Kathryn schlug vor, dass ich es als Soldatin oder Polizistin versuchen solle. Und so kam eins zum anderen.“
    „Was ist mit Rick?“, wagte Tyrell zu fragen. „Liebst du ihn wirklich, oder ist es bloß Tarnung?“
    Annika antwortete nicht sofort, starrte stattdessen auf den Boden, bis sie schließlich mit einem Seufzen erwiderte: „Es hat als Tarnung begonnen. Löwinnen ohne Rudel haben keinen guten Stand in unserem Job, ich wollte mich aber niemals mehr von einem Kerl gegen meinen Willen benutzen lassen. Da traf ich Rick, einen Einzelgänger. Er war perfekt für mich! Aus vorgetäuschter Verliebtheit wurde Respekt und Freundschaft und irgendwann tatsächlich Liebe … denke ich. Rick hat nie versucht, mich zu unterwerfen, es war leicht, das Morden für ihn aufzugeben.“
    „Bis Kathryn kam und einen Serienkiller haben wollte?“ Dylan schüttelte müde den Kopf.
    „Nicht ganz. Eigentlich wollte sie nur, dass ich deinem Freund Invisible unterschiebe, damit du, ihr Starermittler, dich ausnahmsweise in den Krieg gegen die Drogenmafia stürzt. Ich ging zu ihr nach Hause, wo sie die Drogen gelagert hat und begegnete unterwegs Edward. Dieser Gestank nach Erbärmlichkeit war dermaßen stark, dass ich ihn beinahe im Vorbeilaufen getötet hätte. Einen weiteren Tag hielt ich es aus, dann habe ich ihm nachgejagt und ihn getötet. Das erste Mal nach solch langer Zeit … Ich mochte mich gar nicht von ihm trennen. Die Muster habe ich zunächst aus Gedankenlosigkeit in ihn gekratzt, doch es gefiel mir. Genau wie die Vorstellung, dass Edward dadurch etwas Besonderes werden durfte. Eine rituell getötete Leiche. Sofort war mir klar, dass es hunderte Menschen dort draußen gibt, die Ähnliches verdienen. Erlösung von allem Leid, Aufstieg zu einer höheren Sphäre …“ Annikas entrücktes Lächeln war übelkeitserregend.
    „Kathryn war wütend, aber dann beschloss sie, das Ganze für ihren Kreuzzug gegen die Vogelwandler zu nutzen. – Fragt mich nicht, was sie gegen die Flatterviecher hat.“
    „Warum ich?“, fragte Sam. „Es war nicht bloß Zufall, dass ich ausgewählt wurde, oder?“
    „Nein, war es nicht. Kathryn und ich dachten, es wäre nett für mich, meinen zweiten Halbbruder kennen zu lernen. Dein Vater war es, der meine Mutter vergewaltigte und umbrachte.“
    Überrumpelt suchte Dylan den Blick des Adlers. Sam lag noch immer am Boden. Er wirkte niedergeschlagen, allerdings nicht im Geringsten überrascht.
    „Es gab Gerüchte“, flüsterte er. „Dass mein Vater nicht an einem Unfall, sondern durch Selbstmord gestorben ist. Meine Mutter hatte das stets geleugnet … Meine Großmutter hingegen sprach eines Nachts von einem Adler, der zu begeistert von der Wissenschaft war. Der sich nicht mit Büchern und Laborgeräten zufrieden geben wollte und darum schließlich die Sache selbst in die Hand nahm. Er soll als vorgeblicher Arzt herumvagabundiert sein, als jemand, der die Armen kostenlos behandelt. Solange, bis er eine
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