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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
Autoren: Simon Scarrow
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General Aulus Plautius täte gut daran, dem Feind mehr Achtung zu zollen, als das bisher der Fall war. Der Tod des Schwertkämpfers beleuchtete die erbarmungslose Natur dieses Feldzuges nur allzu deutlich.
    Die Gedanken an die Zukunft für den Moment beiseite schiebend, machte Vespasian sich auf den Weg zum Lazarettzelt. Es gab da eine unglückselige Angelegenheit, die er nicht länger aufschieben konnte. Der Oberzenturio der Zweiten Legion war kürzlich in einem Hinterhalt tödlich verwundet worden und wollte ihn vor seinem Tod noch einmal sprechen. Bestia war ein vorbildlicher Soldat gewesen und hatte sich während seiner gesamten militärischen Laufbahn Lob und Bewunderung seiner Männer, aber auch Respekt und Furcht erworben. Er hatte in vielen Kriegen an allen Grenzen des Imperiums mitgekämpft, wovon unzählige Narben auf seinem Körper zeugten. Jetzt aber war er durch ein britisches Schwert gefallen, in einem kleinen Scharmützel, von dem kein Historiker jemals berichten würde. So war nun mal das Leben im Heer, dachte Vespasian bitter. Wie viele unbesungene Helden würden wohl noch ausgelöscht werden, während eitle Politiker und imperiale Lakaien sich auf ihre Kosten bereicherten?
    Vespasian dachte an seinen Bruder Sabinus, der aus Rom herbeigeilt war, um im Stab von General Plautius zu dienen, solange sich noch etwas Ehre einheimsen ließ. Wie die meisten anderen politisch ambitionierten Aristokraten sah auch Sabinus das Heer nur als eine weitere Stufe auf der Karriereleiter. Der Zynismus der römischen Politik erfüllte Vespasian mit kalter Wut. Es war mehr als wahrscheinlich, dass Kaiser Claudius die Invasion nur dazu benutzte, seine Stellung auf dem Thron zu festigen. Falls den Legionen die Unterwerfung Britanniens gelang, gab es mehr als genug Beute und Pfründe, um die Räder des politischen Getriebes zu ölen. Manche Männer würden ein Vermögen machen, andere hohe Ämter erhalten, und in die unersättliche kaiserliche Kasse würde Geld fließen. Der Ruhm Roms wäre neu bestätigt, und die Bürger hätten erneut einen Beweis dafür erhalten, dass göttlicher Segen auf dem Reich ruhte. Doch es gab Männer, denen diese großen Leistungen wenig bedeuteten, da sie alle Ereignisse nur dahingehend abschätzten, ob sich damit neue Chancen für ihr persönliches Weiterkommen eröffneten.
    Diese wilde Insel mit ihren in ewiger Fehde begriffenen Stämmen würde eines Tages vielleicht von der Ordnung und dem Wohlstand profitieren, die unter römischer Herrschaft entstanden. Für eine solche Ausdehnung der Zivilisation lohnte es sich zu kämpfen, und mit dieser Vision vor Augen diente Vespasian Rom und ordnete sich denen unter, die Rom ihm als Vorgesetzte gab – zumindest vorläufig. Nun aber musste erst einmal der Feldzug gewonnen werden. Zwei große Flüsse waren zu überqueren, wobei mit dem heftigen Widerstand der Eingeborenen gerechnet werden musste. Hinter den Flüssen lag die Hauptstadt der Catuvellauni – des mächtigsten der gegnerischen britischen Stämme. In den letzten Jahren hatten sich die Catuvellauni unter Caratacus im Zuge einer verwegenen Expansion die Trinovantes und ihre blühende Handelsstadt Camulodunum einverleibt. Jetzt betrachteten viele der anderen Stämme Caratacus mit nahezu ebenso viel Furcht, wie sie sie den Römern entgegenbrachten. Daher musste Camulodunum noch vor dem Herbst fallen, um den nach wie vor unentschlossenen Stämmen vor Augen zu führen, dass Widerstand gegen Rom zwecklos war. Selbst im günstigsten Fall waren jedoch weitere Feldzüge und Jahre der Eroberung nötig, bevor jeder Winkel dieser großen Insel ins römische Reich eingegliedert war. Sollte den Legionen dagegen die Einnahme Camulodunums misslingen, würde Caratacus vielleicht die bisher noch unabhängigen Stämme für sich gewinnen und genug Männer unter Waffen bekommen, um die römische Armee zu schlagen.
    Mit einem müden Seufzer schlüpfte Vespasian durch die Zelttür und nickte dem obersten Wundarzt der Legion grüßend zu.

2

    »Bestia ist tot.«
    Cato blickte von seinem Papierkram auf, als Zenturio Macro das Zelt betrat. Der Sommerschauer, der auf das ziegenlederne Zelt niederprasselte, hatte Macros Erklärung übertönt.
    »Entschuldigung?«
    »Ich sagte, Bestia ist tot!«, rief Macro. »Heute Nachmittag gestorben.«
    Cato nickte. Diese Nachricht kam nicht überraschend. Die Gesichtsverletzung des alten Oberzenturios war schwer gewesen, man hatte bis auf die Knochen schauen können. Die
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