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Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)

Titel: Cataneo - Der Weg Splendors (German Edition)
Autoren: Christin Thomas
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setzen?«, erwiderte Morris, dem nicht entgangen war, dass der Priester etwas nervös war.
    Der Obscura jedoch ignorierte die Bemerkung des Hauptmannes. Er war nicht gerade erfreut über seinen plötzlichen Besuch und wollte deshalb nicht zu gastfreundlich wirken. Er rührte mit seiner blassen Hand in der Luft herum, um Morris deutlich zu machen, dass er endlich zur Sache kommen sollte. Dem Hauptmann gefiel die Art des Obscuras zwar überhaupt nicht, jedoch erhoffte er sich hier im Tempel einige Antworten zu finden. Die Geschichten seiner Mutter lagen schon so lange zurück, dass er sich nicht mehr im Detail erinnern konnte, was sie ihm einst über die Dämonen erzählt hatte. So begann er, dem Obscura die letzte Nacht zu schildern, der bei dem Wort Dämon wie vom Blitz getroffen stehenblieb. Dann rannte er ohne Erklärung zu einem der Regale und zog ein schwarzes Buch heraus. Stumm blätterte er darin herum. Morris redete einfach weiter. Er erzählte dem Priester von den Augen des Dämons, von der Leere, die er in ihnen gesehen hatte und von dem Gefühl, das sie in ihm geweckt hatten. Er sprach von dem Gefühl der blanken Angst und von den Befürchtungen, die er hatte. Auf einmal blickte Failon von seinem Buch auf. Allem Anschein nach war er so darin vertieft gewesen, dass er Morris kaum zugehört hatte. Der Priester legte das aufgeschlagene Buch direkt vor die Nase des Hauptmannes.
    »War es diese Kreatur, die ihr gesehen habt?«, fragte er.
    Morris sah auf das Abbild eines Dämons und nickte stillschweigend.
    »Das ist kein Dämon, wie man ihn aus Kindergeschichten kennt. Ihr habt die Brut des Vortex gesehen. Kreaturen der Dunkelheit, vom Gott der Finsternis selbst erschaffen, um das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse zu erhalten«, erklärte der Obscura. Dann griff er nach dem Buch und schob es zurück in das Regal, aus dem er es gezogen hatte. »Das kann einfach nicht wahr sein«, murmelte er vor sich hin und fing an, wieder auf und ab zu laufen. »Ihr müsst jetzt gehen!«, wandte er sich plötzlich an Morris, packte ihn am Arm und zog ihn ruckartig vom Stuhl hoch. Ohne ein weiteres Wort schob er ihn zurück zum Gang. Morris jedoch leistete Widerstand und stemmte sich gegen die Kraft des Obscuras. So schnell wollte er sich nicht abspeisen lassen. »Was hat das alles zu bedeuten? Ich bin hergekommen, um Antworten auf meine Fragen zu finden!«
    Failon löste seinen Griff. »Es geht hier einfach um zuviel. Ich kann Euch nichts sagen, solange ich nicht sicher sein kann, was hier passiert. Doch wenn Ihr schon in unserem Tempel seid, so nutzt die Zeit sinnvoll, um für die zu beten, die Ihr liebt. Sie werden es ganz sicher brauchen.« Der Priester schloss die Tür zur Bibliothek und verschwand in einen anderen Raum.
    Morris blieb nachdenklich zurück. Selbst die Gelehrten waren sich nicht sicher, was vor sich ging. Doch sie wussten ziemlich genau Bescheid über die sogenannte Brut des Vortex. Nur ließen sie Morris nicht an ihrem Wissen teilhaben. Er musste wohl einen anderen Weg finden, um mehr über sie in Erfahrung zu bringen.

DIE SCHRIFTROLLE
    Mit der Nacht kam der Wunsch, die Sorgen für einige Stunden im Met zu ertränken. Seit dem Tod seiner Frau nutzte er hin und wieder starkes Gebräu, um finstere Gedanken zu verdrängen. Auch diesmal kannte er vorerst keinen anderen Ausweg. Wenn der Frieden seiner Heimat tatsächlich bedroht wurde, dann wollte er sich dieser Vorstellung erst einmal entziehen. Morris suchte entlang der Stadtmauer nach einem Ort des Vergessens und der Einsamkeit. Schon bald kam er an einem heruntergekommenen Wirtshaus vorbei. Die Scheiben waren so verdreckt, dass man kaum erkennen konnte, ob noch Licht brannte. Desto näher er der Tür kam, umso deutlicher hörte er raue Männerstimmen, sowie die Klänge eines Klaviers. Als Morris eintrat, verstummten die Stimmen. Der Klavierspieler vergriff sich für eine Sekunde in den Tasten. Alle erkannten in Morris den obersten der Wachmänner, doch der Hauptmann war heute privat hier. Er wollte keinen Ärger. Er übersah großzügig, dass die meisten der Anwesenden bewaffnet waren. In Zitelia durfte man Waffen lediglich bei sich zu Hause aufbewahren. Mit einem Dolch ein anderes Grundstück zu betreten, widersprach dem Frieden und deutete auf unlautere Absichten hin. Nur die Wachen hatten das Recht dazu. Alle anderen brauchten sich um ihren Schutz nicht zu fürchten, sofern sich alle an diese Vorschriften hielten. In diesem Lokal jedoch hatten sich
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