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Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)

Titel: Cassia & Ky – Die Ankunft: Band 3 (German Edition)
Autoren: Ally Condie
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sterbe, kann ich Cassia nichts mehr nützen. Außerdem will ich Patrick und Aida finden. Ich möchte nicht, dass sie glauben, sie hätten noch einen Sohn verloren. Einer reicht.
    Ja, sie betrachten mich als ihren Sohn, haben mich aber stets als eigenständigen Menschen gesehen, als Ky. Sie haben nicht versucht, in mir Matthew wiederzufinden, ihren leiblichen Sohn, der gestorben ist, bevor ich zu ihnen kam.
    Ich weiß nicht viel über Matthew. Wir sind uns nie begegnet. Aber ich weiß, dass seine Eltern ihn sehr geliebt haben und dass sein Vater glaubte, er würde eines Tages Sortierer werden. Ich weiß, dass er Patrick bei der Arbeit besucht hat, als ihn eine Anomalie angriff.
    Patrick hat überlebt. Matthew nicht. Er war noch ein Kind. Noch nicht alt genug, um gepaart zu werden. Noch nicht alt genug, um seine endgültige Arbeitsstelle zu kennen. Und ganz sicher nicht alt genug, um zu sterben.
    Ich habe keine Ahnung, was nach unserem Tod geschieht. Ich glaube aber nicht, dass es danach viel geben kann. Doch ich nehme an, dass unser Handeln und das, was wir erschaffen haben, noch nach unserem Tod fortwirkt. Vielleicht an einem anderen Ort, auf einer anderen Ebene.
    Ich träume davon, uns alle ganz weit hinaufzufliegen, weit über die Welt hinauf. Dort oben wird es nach und nach immer kälter. Wer weiß – wenn ich uns hoch genug brächte, würden dort vielleicht alle Bilder meiner Mutter auf mich warten, gefroren in der Luft.
    Toter Mann atmet.
    Ich denke daran, wie ich Cassia zum letzten Mal gesehen habe, am Ufer eines Flusses. Der Regen war zu Schnee geworden, und sie sagte mir, dass sie mich liebt.
    Toter Mann lebt.
    Ich lege eine schnelle, weiche Landung hin. Die Erde kommt immer näher, und der Himmel ist nicht mehr alles, was ich sehe, sondern wird zu einer Linie am Horizont. Es ist fast dunkel.
    Ich bin keineswegs tot, sondern war nie lebendiger.

    Das Lager wirkt heute Abend geschäftiger als sonst. Einige grüßen mich, als ich vorbeigehe. Ich nicken ihnen nur kurz zu, halte den Blick aber auf die Berge gerichtet. Ich habe nicht den Fehler begankeigen, zu freundschaftlich mit den Leuten hier draußen umzugehen. Ich habe meine Lektion gelernt. Die beiden Freunde, die ich in den Lagern der Lockvögel gewonnen hatte, sind beide fort. Vick ist tot und Eli irgendwo da draußen in den Bergen. Ich weiß nicht, wie es ihm ergangen ist.
    Ich habe hier nur eine Freundin, sie kenne ich noch aus den Canyons.
    Ich entdecke sie, als ich die Tür zum Speisesaal öffne. Obwohl sie bei einigen anderen steht, wirkt sie wie immer ein wenig isoliert und erntet von allen Seiten bewundernde, erstaunte Blicke. Sie gilt als eine der besten Pilotinnen in unserem Lager, aber trotzdem herrscht eine gewisse Distanz zwischen ihr und allen anderen. Ich habe keine Ahnung, ob sie so etwas überhaupt bemerkt, und wenn ja, ob es ihr etwas ausmacht.
    »Indie«, sage ich und gehe auf sie zu. Jedes Mal, wenn ich sie sehe, bin ich erleichtert, dass sie noch am Leben ist. Obwohl sie ein Botenpilot ist wie ich und kein Kampfpilot, habe ich immer Angst, sie würde eines Tages nicht mehr zurückkehren. Noch kontrolliert die Gesellschaft den Luftraum, und Indie ist so unberechenbar wie immer.
    »Ky«, beginnt sie ohne Überleitung. »Wir haben uns gerade darüber unterhalten – was glaubst du , wie der Steuermann kommen wird?« Sie spricht laut, und andere drehen sich zu uns um. »Früher dachte ich, der Steuermann würde übers Wasser kommen«, fährt Indie fort. »Das hat mir meine Mutter immer erzählt. Aber inzwischen glaube ich nicht mehr daran. Nein, er muss vom Himmel kommen. Glaubst du nicht? Wasser gibt es nicht überall, den Himmel schon.«
    »Ich weiß es nicht«, antworte ich. So ist das immer mit ihr – sie stürzt einen in ein Wechselbad der Gefühle. Man ist hin-und hergerissen zwischen Heiterkeit, Bewunderung und Verzweiflung. Die wenigen Trainees, die noch bei uns gestanden haben, murmeln Entschuldigungen, drehen sich um und lassen uns allein.
    »Hast du heute Abend einen Botenflug?«, frage ich.
    »Nein, heute Abend nicht«, antwortet sie. »Und du, hast du auch frei? Hast du Lust, runter an den Fluss zu gehen?«
    »Nein, ich habe Dienst«, erwidere ich.
    »Wohin fliegst du?«
    Uns ist es nicht erlaubt, miteinander über unsere Aufträge zu sprechen, aber ich lehne mich über den Tisch, so dicht zu ihr, dass ich die dunkelblauen Tupfen in Indies hellen Augen erkennen kann. »Central«, flüstere ich. Bis zu diesem Zeitpunkt habe
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