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Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)

Titel: Carlotta, Band 4: Carlotta - Internat und Prinzenball (German Edition)
Autoren: Dagmar Hoßfeld
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schon wieder aussteigen. Die ganze Zeit über hat sie sich wie in Watte gepackt gefühlt und dabei versucht sich an das Gefühl von Nikos Lippen auf ihrem Mund zu erinnern. Immerhin war das ihr erster offizieller Kuss von einem Jungen. Auch wenn es mehr ein Freundschaftskuss und nicht sonderlich leidenschaftlich war.
    Die Tatsache des Kusses an sich zählt, findet Carlotta. Da kann man nicht einfach auf das normale Leben umschalten. Schon gar nicht in einem überfüllten Zug oder während der Konversation mit seiner erziehungsberechtigten Mutter. Ausgeschlossen.
    Dem Geplauder während der kurzen Autofahrt vom Bahnhof bis hierher hat sie daher auch nicht wirklich zugehört. Sie hat nur ab und zu mal genickt, den Kopf geschüttelt und auf Fragen wahlweise mit Ja oder Nein geantwortet – je nachdem, was sie für angebracht hielt. Ihre Mutter hat einfach weitergeschnattert.
    Anscheinend fällt es nicht auf, dass ich zehn Zentimeter über dem Boden schwebe und mit dem Kopf in einer fetten rosaroten Wolke stecke, denkt Carlotta. Merkwürdig.
    Sie hat das Gefühl, als müsse jeder sehen, wie sie sich fühlt. Aber anscheinend nicht. Verwirrt mustert sie ihr eigenes Spiegelbild in der verglasten Haustür.
    Meine Augen sind zu groß, mein Mund ist zu breit und meine Nase zu spitz, registriert sie, während ihre Mutter in ihrer überdimensionalen Handtasche nach dem Hausschlüssel wühlt. Was will ein Typ wie Niko von mir? Der kann doch viel hübschere Mädchen haben. Ältere, erfahrenere. Welche, die schon küssen können. Die sich nicht gleich in einen sprachlosen Holzklotz mit Herzstillstand verwandeln, wenn es dazu kommt, dass zwei Lippenpaare sich berühren, sondern den Kuss gekonnt erwidern.
    „Möchtest du mit reinkommen oder hier stehen bleiben?“
    Upps … Anscheinend hat ihre Mutter den Schlüssel gefunden. Sie hält die Tür auf. Carlotta beeilt sich, hinter ihr her ins Haus zu kommen.
    „Wo sind denn die Zwillinge?“, fragt sie und stellt ihre Taschen im Flur ab. Im Haus ist es still. Nicht mal die übliche klassische Musik, die sonst fast rund um die Uhr aus verborgenen Lautsprechern dudelt, ist zu hören.
    „Lennart und Lorenz sind noch im Ganztagskindergarten“, antwortet ihre Mutter. „Der Fahrdienst bringt sie gegen vier nach Hause.“
    „Was? Das ist ja schlimmer als im Internat!“, entfährt es Carlotta.
    Ihre Mutter hebt die Augenbrauen. „Ich bin froh, dass wir die Jungs dort unterbringen konnten. Es war nicht einfach, zwei Plätze zu bekommen, und es ist eine große Erleichterung für uns. Steffen und ich sind beruflich stark eingespannt. Das weißt du doch. Und eine gute vorschulische Ausbildung ist heutzutage so wichtig! Die Ganztagsbetreuung ist zweisprachig, deutsch und englisch. Deine Brüder haben großen Spaß am Lernen.“
    „Ja, klar“, stammelt Carlotta. „Es sollte auch gar keine Kritik sein. Ich dachte nur –“ Sie bricht ab. Ihre Mutter hat ihren eigenen Standpunkt. Eine Diskussion wäre zwecklos.
    Dabei scheint draußen die Sonne, denkt Carlotta. Die Jungs könnten hier durch den riesigen Garten toben, Fußball spielen und auf Bäume klettern. Stattdessen hocken sie bis nachmittags in einem zweisprachigen Kindergarten. Wahrscheinlich haben Mam und das Nilpferd auch schon zwei Studienplätze an einer privaten Uni für sie reserviert.
    „Und Steffen?“, fragt sie vorsichtig.
    „Er hat sich hingelegt.“ Ihre Mutter lächelt müde. „Möchtest du eine Kleinigkeit essen?“
    Carlotta schüttelt den Kopf. Der Schmetterlingsschwarm, der es sich seit Nikos Kuss in ihrem Magen gemütlich gemacht hat, reicht vollkommen aus. Sie fühlt sich so satt und zufrieden wie lange nicht mehr. Das Einzige, was sie wirklich nervt, ist die Tatsache, dass Katie nicht in der Nähe ist. Mit irgendjemandem muss sie ganz dringend quatschen. Nein, nicht mit irgendjemandem, korrigiert sie sich. Mit Katie, ihrer ältesten und besten Freundin natürlich. Wenn sie sie nicht bald anrufen und ihr von Niko berichten kann, platzt sie. Im Zug hatte ihr Handy kein Netz, sonst hätte sie das längst erledigt.
    „Ich pack erst mal meine Sachen aus.“ Sie nimmt ihr Gepäck und schiebt sich damit an ihrer Mutter vorbei. Bevor sie die Tür zu ihrem Zimmer aufstößt, dreht sie sich um. „Kann ich die Zwillinge nicht jetzt gleich abholen?“
    Das Gesicht ihrer Mutter wirkt überrascht.
    „Sicher. Wenn du möchtest. Aber du weißt doch gar nicht, wo der Kindergarten ist.“
    „Kannst du’s mir nicht
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