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Café Wichtig - Herzblatt-Casting und mehr. Satirische Texte über Liebe und Freundschaft.

Café Wichtig - Herzblatt-Casting und mehr. Satirische Texte über Liebe und Freundschaft.

Titel: Café Wichtig - Herzblatt-Casting und mehr. Satirische Texte über Liebe und Freundschaft.
Autoren: Astrid Korten
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klarzumachen, dass es Zeit wird, ihr das Haar zu wickeln. Ich gehorche – sofort. Gurken schmücken wenig später das Treppenhaus. Vorsicht Mitbewohner! Rutschgefahr!
     
    Auftritte.
    Meine Auftritte in der Öffentlichkeit sind absolut filmreif, behaupten meine Freunde. Ich brauche den Auftritt. Mit Zeigefinger diskutierend oder flirtend, sms-ig berauscht oder mit Dackelblick durch Mausheim rasend, weil im Café „die Grüne Gans“ mal wieder der ungeduldige Rhett Butler auf mich wartet und mit dem ich gerne Katz und Maus spiele. Wir waren einmal Paar, jetzt sind wir nur noch Freunde.
    Holly hat mich schon oft gewarnt: „Abgelegte Liebhaber sind wie Hähnchen in Aspik! Freundlich sind sie nur, wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie sexuell noch von Nutzen sein könnten.“
    Aber Rhett lässt nicht locker. „Freund-sein“ reicht ihm nicht. Gibt es die ersten Anzeichen eines Tête-à-Têtes, dann flüchte ich ins Fitnessstudio oder in andere Alibifluchtburgen. Kaffeeklatsch mit Rhett Butler, den ich damit nerve, sobald er eine Nahkampfattacke startet, dass ich ins Nagelstudio muss, statt mit ihm ins nächste Hotel.
    „Vielleicht läufst du ja im Fitnessstudio auf deinen Händen, so oft bröckelt dein Nagelgel“, lästert Rhett sauer und verzieht sich. Ich laufe dort um mein Leben!
    Doch ich kann nicht mit, aber auch nicht ohne Rhett, er ist mein Freund und manchmal werde ich eben vom Erinnerungsblues geküsst. Sein Hüftschwung lässt meine Nasenflügel noch immer rebellieren.
    Meine Freundin Holly hasst alle Rhett Butlers, weil sie Frauen für ihre eigenen Unzulänglichkeiten verantwortlich machen.
    „Klara, mach Sülze aus ihm! Such Dir ein neues Herzblatt, dann vibrieren gewiss nicht deine Nasenflügel“, lautet ihr Motto.
     
    Leidenschaften: Einkaufsschnäppchenorgien mit Umtauschritualgarantie.
    Damit könnte es problematisch werden, einen Herzblatt-kandidaten zu finden. Also, ich bin eine leidenschaftliche Schnäppchenjägerin. Das Schnäppchen aus Würzburg wird durch eins in Mausheim ersetzt, Verkäuferinnen und Abteilungsleiter dabei genervt. Aufgrund meines Jobs komme ich viel herum. Da spielt es keine Rolle, ob in Nürnberg oder Hamburg nach Schnäppchen gejagt wird. Doch umgetauscht wird immer in Mausheim. Tradition muss sein. In Würzburg wird zwischen zwei Einkaufsorgien der eine oder andere Rat über die ästhetische Kunst eingeholt. Auch ich werde älter. Zurzeit vermarktet meine Firma Hyaluronsäure, die meine Freundinnen gerne hätten, um ihre Falten unterspritzen zu lassen. Aber unser Wundermittel ist fürs Knie bestimmt.
    Aber wer hat schon Falten am Knie?
     
    Und ...?
    Ich weiß, Holly. Und ist ein Bindewort, kein Fragewort. Aber gibt es für mich da draußen ein Herzblatt, der meine Orgien in Kauf nimmt?
    Hm ...

K atastrophennotfallplan
     

    Ein Dortmunder Geburtsexemplar
     
    Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass eine Woche im Nu vergeht, wenn in dieser Woche nichts Außergewöhnliches geschieht? Am Samstag fragen Sie sich dann: Was habe ich in den vergangenen sieben Tagen eigentlich gemacht? Manchmal können Ihnen aber auch schon drei Tage wie eine Ewigkeit vorkommen. Das sind jene Tage, an denen zu viel passiert. Wie diese drei Tage mit Sue-Ellen Forsch im vergangenen Winter, die mit einem Besuch in Mausbach begannen.
    Kennt jemand diese Stadt? Nein? Niemand? Mausbach nicht zu kennen, ist gewiss keine Bildungslücke, aber den Karneval oder Fasching, oder wie auch immer die dortigen Damen ihre Jubelausbrüche in merkwürdiger Kleidung nennen, sollten Sie vielleicht doch mal kennenlernen.
    Sue-Ellen, ein Dortmunder Geburtsexemplar, hat ein recht nüchternes Gemüt und lehnt den Mausbacher Narren-trubel ab. Na ja, sie mag ja auch keine Klatschbasen, und dort wimmelt es nur so von Damen mit ihren Hast-du-schon-gehört? - oder Nein-stimmt-das-wirklich? -Fragen. Dafür hat Sue-Ellen nun gar keinen Sinn. Bügeln ist auch nicht ihr Ding, ihre T-Shirts heben sich daher von ihrem noch recht glatten Teint ab. Wenn sie etwas mit Befremden wahrnimmt, lautet ihr Lieblingsspruch im Ruhrgebietsdialekt: „Wat is dat denn?“ Dabei schaut sie über den Rand ihrer Brille, als wäre sie Fräulein Adèle aus dem Salem-Internat.
    Das tat sie auch, als wir in besagtem Ort beim Italiener auf Käthe Bonsai im Faschingsdress trafen: ein laufender Meter im Trachtenlook. Ein Anblick, der Sue-Ellen die Sprache verschlug und Holly einen Kommentar von Klara einbrachte: „Konntest du das nicht
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