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C001 - Truckers Tod

C001 - Truckers Tod

Titel: C001 - Truckers Tod
Autoren: Eugen Thomass
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auf dem Platz, dass man auf einmal Geräusche von weither mit erschreckender Deutlichkeit vernahm. Das Hupen eines Dampfers, Schreie eines Vorarbeiters am Pier, die Reifen eines Wagens, der zu schnell in die Kurve ging, sogar die Schritte einiger Passanten auf der nahen Straße.
    Ich musste mich beeilen, wollte ich nicht einen Aufstand der Arbeiter erleben. Less Barker stand totenblass, mit halb geöffnetem Mund vor mir. »Ihr Coup ist misslungen, ihr Spiel ist aus«, rief ich in das Mikrofon, und blickte Barker fest in die Augen. »Sie haben einen Plan verfolgt, der in seiner Tollkühnheit fast aufgegangen wäre.«
    »Er hat uns befreit, lasst ihn in Frieden«, rief ein Arbeiter aus der Menge drohend herauf.
    »Well, Freunde«, rief ich den Arbeitern zu, während ich meinen Blick nicht von Less Barker abwandte. »Ihr seid auf seiner Seite, das ist klar, denn ihr wisst, nicht, was alles geschehen ist, und ihr wisst nicht, wie alles, was geschehen ist, zusammenhängt. Auch wir vom FBI haben lange, vielleicht zu lange gebraucht, die Wahrheit herauszufinden. Es ist aber meine Pflicht, euch die Wahrheit zu sagen, gleichgültig, ob sie euch passt oder nicht.« Meine Worte lösten einen Tumult aus, der sich in ein Pfeifkonzert verwandelte, das kein Ende nahm. Ich sah, wie das Blut langsam in Barkers Gesicht zurückkam. Er versuchte ein erstes Lächeln.
    Aus den Reihen der Arbeiter schrie eine laute Stimme. »Seid ruhig, Boys, was ist schon dabei, wir sind hier in den Staaten und schließlich ist der von der Polizei. Seid still und gebt ihm eine Chance zu reden. Hört euch an, was er zu sagen hat.«
    »Ich weiß nicht«, begann ich wieder, »ob Less Barker bereits als er die Leitung der TWA übernahm, den Plan hatte, Gangsterkönig auf dem Gebiet des Transportgewerbes zu werden, oder ob ihm dieser Plan erst kam, als er als Chef der sauberen und als Gegenpol gegen die verbrecherische TWU gegründeten TWA Einblick in die Verhältnisse und Möglichkeiten dieses Gewerbes bekam. Es ist für uns auch nicht wichtig, wann er begann, Pläne zu schmieden und sie zu verwirklichen. Wichtig ist nur für uns, dass er es tat, und dass wir in dem entsetzlichen Geschehen der letzten Wochen und vor allem der letzten Tage seine Pläne und ihre Auswirkungen erkennen.« Wieder wurde ich von einigen Arbeitern unterbrochen. Ich wartete ab, bis sie den Krawall unter sich gelegt hatten. Less Barker stand mit eingefrorenem Lächeln vor mir. Die Streifenwagen waren inzwischen näher herangerückt.
    »Als Barker den Plan fasste, König des Transportgewerbes zu werden«, fuhr ich fort, als es einigermaßen still geworden war, »bot sich ihm als Chef der TWA die Möglichkeit, aus seiner Gewerkschaft ebenfalls eine Gangstergewerkschaft zu machen oder die TWU als verbrecherische Organisation anzuprangern. Er entschied sich für die letztere Möglichkeit. Wäre es ihm gelungen, die TWU aus dem Feld zu schlagen, so hätte er genug Möglichkeiten gehabt, aus seiner scheinbar anständigen Organisation still und unbemerkt ein Gangsterunternehmen zu machen. Es hatte nicht viel gefehlt, dann wäre ihm dies auch gelungen.«
    Erneutes Pfeifen unterbrach mich. Ein paar alte Arbeiter kamen drohend auf das Podium zu.
    »Lasst ihn doch reden«, rief wieder eine laute Stimme, und nun erkannte ich in dem Rufer dankbar einen unserer Beamten, der sich in Zivil unter die Menge gemischt hatte. »Hört ihn doch erst einmal an, bevor ihr euch wie wilde Männer aufführt.«
    Ich wartete, bis sich der Lärm einigermaßen gelegt hatte, und fuhr fort. »Barker versuchte also, die TWU als verbrecherische Organisation hinzustellen, und in seinem Auftrag wurden Verbrechen verübt, die jedermann der TWU in die Schuhe schob, die die TWU aber nie begangen hätte, obwohl sie alles andere war, als eine untadelige Organisation. Aber gerade die unsauberen Machenschaften der TWU, die von den Unternehmern Erpressungsgelder für den sicheren Transport der Waren kassierte, kamen Barker sehr zu pass. Zu diesem Zeitpunkt setzte die New Yorker Polizei einen Beamten ein, und beauftragte ihn mit der Aufklärung der nächtlichen Überfälle auf die Trucks. Der Beamte kam bei seinen Untersuchungen während mehrerer Wochen keinen Schritt weiter. Kein Wunder, da keiner der Beteiligten sehr an der Aufklärung der Überfälle interessiert war. Die Versicherungen fochten während dieser Zeit einen stillen Kampf um die Policen aus, jeder wollte neue Kunden gewinnen, die Transportunternehmer fürchteten um
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